Andreas Spiegler

Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

Archive (Seite 4 von 67)

Fragmente 🤝 November 2022

So langsam kribbelt es wieder in den Fingern. Die Auszeit tat gut und hat meinen Akku vollständig aufgeladen. Liebe Worte erreichen mich zu meinem Buch und der Schreibtisch möchte wieder mit neuen Projekten geflutet werden. Ich freue mich auf die nächste Etappe 💪


Schon immer war ich jemand, der sich für unterschiedlichste Themen begeistern kann und mit klugen Menschen an Problemen arbeiten möchte, die es wert sind, gelöst zu werden. Dabei bin ich gerne Teil eines Teams, mache mir die Finger schmutzig und bin nah am Produkt und seinen Nutzerinnen. Ich probiere einfach gerne Dinge aus.

In den letzten Jahren kreuzte mein Weg immer wieder den von Selbstständigen, die ihrer Leidenschaft nachgehen und Arbeit täglich neu definieren. Grenzen ausreizen, Netzwerke spinnen und ihr Wissen in unterschiedlichsten Branchen teilen. Mich begeistert, wie tief sie in Problemstellungen abtauchen und jederzeit zum Ende eines Projektes den Kurs anpassen. Von der Dienstleistung für Kunden bis hin zum eigenen Produkt. Sie machen ihr Ding. Suchen ihren Weg.

Ich bin dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich in Festanstellung sammeln durfte. Für die Menschen, die mich beeinflusst haben und von denen ich so viel gelernt habe. Nun ist der Moment gekommen, eigenständig das Nest zu verlassen. Seit dem 1. Dezember bin ich nicht nur 35 Jahre alt (🙈), sondern auch selbstständiger Produktmanager und Business Designer – und könnte nicht aufgeregter sein 🥳 Ich freue mich auf den neuen Abschnitt und die Menschen, die ich treffen werde.

Falls du also mit mir arbeiten möchtest oder ein Team kennst, das eine Schnittstelle zwischen Design, Business und Technologie sucht, dann denk an mich. Denn ich übernehme gerne folgende Tätigkeiten:

💛 Produktmanagement & UX-Design

💛 Business-Design & Innovationsmanagement

💛 Mentoring & Leadership

💛 Projektmanagement

Mehr zu meiner Motivation, meinen Erfahrungen und meinem Angebot gibt es unter „Was machst du?“ oder jederzeit bei einem persönlichen Gespräch. Und falls du selbst als Freelancer unterwegs bist, schreib mir gerne. Ab Mitte des Monats kann man mir auch im betahaus Sternschanze begegnen.

Ich werde diesen Blog und meinen Newsletter weiterhin als Orte nutzen, um Gedanken und Beobachtungen zu ordnen. Dazu zählen dann zukünftig auch die Herausforderungen bzw. hoffentlich auch Erfolge der Selbstständigkeit.


Strategie ist ein großes Wort. Und ihm wird viel Gewicht zugesprochen. Gelingt etwas nicht, war die Strategie schlecht. Ist etwas erfolgreich, muss die Strategie genial gewesen sein. Ich bin in den letzten Wochen über zahlreiche Artikel gestolpert, die sich mit strategischer Arbeit beschäftigen. Und einen ganz wichtigen Punkt ansprechen: Sie geschieht nicht einmalig im Quartal oder am Ende des Jahres. Sondern ständig. Denn ohne sie verliert ein Team schnell den Fokus.

So beschreibt Kristina Bonitz in einer Blogserie, das bewusste Entscheidungen notwendig sind, um Ziele zu erreichen. Denn Menschen sind komplex, lassen sich gerne beeinflussen und brauchen Zusammenhalt. Diesen Zusammenhalt stärkt ein gemeinsames Ziel. Einen Zustand, den man erreichen möchte. Eine Strategie hilft bestenfalls jeden nächsten Schritt – und ist er auch noch so ungewiss – nachvollziehbar zu machen. Für das Team, aber auch das Management oder Sponsoren, die an das Team glauben.

To work strategically means that you are able to make conscious and consistent decisions that help create desired outcomes. It’s making tough and bold decisions in the sight of complexity and knowing why you made them.

Kristina Bonitz

Dieses klare Ziel (eine Vision), das man gemeinsam verfolgt, muss motivieren. Denn alle Beteiligten investieren ihr wichtigstes Gut: Zeit. Aus eigener Erfahrung bedeutet das aber auch, sich zu wiederholen. Solange darüber zu sprechen, bis alle Fragen geklärt sind. Und da dies nie passieren wird (durch ständig neue Informationen), ist Strategiearbeit nie beendet.

Sie muss vielmehr Bestandteil des Alltags werden. Gewohnheit. Lena Reinhard sammelt Tätigkeiten und Fragen, die durch den Tag, die Woche oder das Quartal führen. Diese sollen helfen, Prioritäten zu setzen, Risiken frühzeitig zu reduzieren und Aktionen zu definieren. Und fast noch wichtiger: klar darstellen, was nicht gemacht wird und weshalb.

Auszug aus Lenas Cheat Sheet

Wie so oft braucht Veränderung Zeit, Routine und ein gemeinsames Verständnis. Dies geschieht nur im Dialog. Und durchgehend.

We look to strategy for direction, and our tactics and actions are the paths we take to get there. We may have a very long-term vision that we’re going towards – in this case, we’re embarking on more of a thru-hike. 

Lena Reinhard

No-Code-Plattformen begeistern mich seit langer Zeit. Sie erlauben Produktideen schnell zu skizzieren und zu verproben, um sie dann schrittweise weiter zu entwickeln. Außerdem können die unterschiedlichen Dienste oft einfach miteinander verknüpft werden, um Automatisierungen zu ermöglichen. Perfekt, wenn man schnell loslegen und lernen möchte.

Webflow erlaubt die Umsetzung von Webseiten – von einfachen Landingpages bis hin zu Portalen mit Shopfunktionalitäten oder Mitgliederbereichen. Die Community (sehr UX-/UI-getrieben) liefert zahlreiche Templates und Apps, was den Einstieg deutlich vereinfacht. Doch nun geht es einen Schritt weiter: Auf der Webflow Conference wurde DevLink vorgestellt. Eine Möglichkeit, Elemente direkt aus Webflow in eine Anwendung zu übernehmen (im ersten Schritt wird React unterstützt). Umgekehrt werden visuelle Anpassungen in Echtzeit zurückgespiegelt 🤯

Warum ist das spannend? Weil ich hoffe, dass so der Graben zwischen den Ansätzen überwunden wird. No-Code-Lösungen sind nicht minderwertig oder zum Wegwerfen gedacht. Sie können Hand in Hand mit bestehenden Entwickler-Teams professionalisiert werden. Der Fokus kann auf dem Ergebnis liegen, nicht der Technologie. Und das gesamte Produktteam kann von Anfang an zusammenarbeiten ✌️


Mit sinkenden Temperaturen steigt die Zeit auf dem Sofa exponentiell. Deshalb ein paar Dinge, die ich genossen habe:

🎧 Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord? erzählt die Geschichte von YouTuber Rainer Winkler, seine Liebe zu Metal und den Hass, dem er zuerst virtuell, dann vor seiner Tür ausgesetzt war. Es ist der größte Fall von Cybermobbing in Deutschland und wurde wieder einmal beeindruckend packend von Studio Bummens produziert.

🍿 1899 ist die neue Serie der Macher meiner aktuellen Lieblingsserie Dark. Sie begleitet das Auswandererschiff Kerberos auf der Überfahrt nach Amerika, als plötzlich ein vermisstes Schiff auftaucht. Und die Stimmung kippt. Visuell sehr hochwertig und auch der düstere Soundtrack passt – doch leider fesselte mich die Geschichte erst gegen Ende der ersten Staffel wieder. Hoffentlich erleidet die Serie keinen Schiffbruch.

📚 Barfuß durch Hiroshima war mein erster Manga, den ich gelesen habe. Ein Genre, das nicht erst seit Corona enorme Wachstumszahlen in Deutschland erreicht. Der erste Band spielt in Japan zum Ende des zweiten Weltkriegs und beschreibt den Druck auf politische Gegner im eigenen Land. Und den atomaren Angriff am 6. August 1945. Ich mochte die Form, denn sie lässt viel Raum für Fantasie. Auch wenn die kurzen Dialoge ungewohnt sind, macht es Spaß zu lesen – einzig die hohe Dichte von Gewalt fand ich irgendwie abschreckend. Ich bleibe neugierig und bin offen für weitere Empfehlungen.

🍿 The Playlist hat mich überrascht, denn ich hatte die Serie beim Wühlen entdeckt. In sechs Episoden wird die Entstehung von Spotify aus verschiedenen Perspektiven beschrieben. Von Daniel Eks Vision über die Kämpfe mit Partnern bis hin zur Kritik der Künstlerinnen. Schnell erzählt und gut gespielt, ist sie perfekt für ein Wochenende.

📚 Sprache und Sein von Kübra Gümüşay sollte auf keinen Fall nebenbei gelesen werden. Dafür ist das Thema zu wichtig und ihre Ausführungen zu detailliert. Denn sie schildert die Folgen von Sprache für Menschen – was löst sie aus? Wie beeinflusst sie unsere Sicht auf die Welt? Und welche Macht geht mit ihr einher? Es ist kein wissenschaftlicher Text, sondern ein Perspektivenwechsel, der nachklingt.

Wir spüren die Mauern und Grenzen der Sprache erst, wenn sie nicht mehr funktioniert, wenn sie uns einengt. Uns die Luft zum Atmen nimmt.

Kübra Gümüsay – Sprache und Sein

Während diese Zeilen entstehen, geht draußen schon wieder die Sonne unter. Hier läuft Musik und Spekulatius liegen neben mir. Ich bin dankbar für das, was ich habe. Das Dach über meinem Kopf und die Menschen an meiner Seite. Fühle mich voller Energie und bereit für das nächste Kapitel 💪

Habt einen schönen Dezember. Lasst euch nicht stressen von Geschenken oder anderen Normen. Lieber eine Runde mehr um den Block spazieren mit lieben Menschen ❄️

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Fragmente 📚 Oktober 2022

So eine Auszeit fühlt sich verdammt ungewohnt an. Muss lernen, in den Tag hinein zu leben. Ohne To-Do-Listen und Status-Calls. Dafür mit ziellosen Spaziergängen, Büchern und Mittagsschlaf. Vergesse die Zeit um mich herum und suche nach Dingen, die ich ganz aus Vergnügen machen möchte: „aus Lust an der Freude“. Gar nicht so einfach, da ich mich sonst oft an Ergebnissen messe. Sport, um fit zu bleiben. Lesen, um mitzureden. Oder Fotografieren, um Aktivitäten zu demonstrieren.

Und so probiere ich mich aus. Wie ein Kind, das durch den Tag taumelt.


Zum ersten Mal stolperte ich durch Asien. Seoul war eine spontane Entscheidung – getroffen bei Bibimbap in der Altstadt. Wurde von Eindrücken überschwemmt. Teilweise bekannt aus asiatischen Filmen und Serien. Und teilweise sehr unerwartet. Unfassbar viele Menschen, die doch respektvoll und geordnet durch die Straßenschluchten und U-Bahn-Gänge marschierten. Den Blick aufs Smartphone oder in die Leere gerichtet. Eine ungewohnte Stille und Sauberkeit. Selfie-Studios und Tarot. Irgendwo zwischen Tempeln und Wolkenkratzer. Diese Stadt wächst ungebremst in alle Richtungen. Und zwischendurch fragt man sich, ob das alles vielleicht auf Kosten der Menschen passiert, die wie Zombis zur Arbeit pendeln. 🧟

Viel zu oft Fleisch gegessen. Und teilweise keinen Bissen runterbekommen, weil es einfach zu scharf war. Dafür aber auch tolle Ramen im Hinterhof entdeckt und an einer traditionellen Teezeremonie teilgenommen. Über Märkte gebummelt und durch Spielhallen geirrt.

Auf der Vulkaninsel Jeju den Spätsommer überschätzt und eine Corona-Erkrankung unterschätzt. Viel Zeit im Bett verbracht, auf das Meer geschaut und nach einem ordentlichen Frühstück gesucht. So sehr ich den Kulturclash genossen hab, so fremd kam ich mir teilweise vor: Das ungewohnte Gefühl ignoriert zu werden und nicht dazu zu gehören. Sei es wegen der Sprache oder meinem Aussehen. Eine Tatsache, die wiederum für andere Menschen zur Normalität gehört. Rollentausch am anderen Ende der Welt. 🇰🇷


Vielleicht merkt man es beim Lesen meiner Blogbeiträge: Schreiben ist ein wertvolles Ventil für mich. Es hilft, mir zu verstehen, was in mir vorgeht. Was mich berührt. Dann sind meine Sätze wie ein Schatten – sie zeigen mir meine eigenen Grenzen auf und schenken mir ein Versteck.

Und mit jedem Schritt sammelst du neue Steine. Glatt. Schräg. Spitz. Hinterlassen ihre Spuren, wie du deine. Stimmen im Hintergrund. Dein Blick sucht Halt in bekannten Kannten, während rotes Licht dein Herz flutet.

Ich habe meine Beobachtungen lange auf Tumblr geteilt. Habe aus diesen Satzstücken ganze Geschichten gebaut. Jene nannte ich Einweggedanken. Gefühle in Schockstarre, die sich vielleicht morgen ganz anders anfühlen.

Lese ich heute in den Texten, so erinnern sie mich an ein sehr emotionales Kapitel – irgendwo zwischen Stuttgart und Hamburg.

So sehr ich dieses Kapitel brauchte, so oft dachte ich über einen richtigen Abschluss nach. Ein Buch, das ich ein für alle mal ins Regal stellen kann.

Cover

Und das ist es geworden: ein Taschenbuch 🥳 Meine Lieblingsgeschichten und ein paar Satzfetzen, die am Ende übrig bleiben.

Bestellbar beim tredition Verlag oder im Buchhandel.
Sowie bei Thalia, Hugendubel, Stories oder Amazon.

Alle Autoreneinnahmen werden vollständig an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe gespendet. Danke Seda, Nadine und Johannes für eure Hilfe bei der Umsetzung. ✌️


Wer schreibt oder zeichnet, kennt vielleicht die Angst vor dem weißen Papier. Der leeren Arbeitsfläche. Ich beschäftige mich momentan immer wieder mit KI-Content-Generatoren wie copy.ai, DALL-E oder Stable Diffusion. Und täglich erscheinen neue Modelle, die auf Basis von neuronalen Netzwerken kreative Aufgaben meistern sollen. So können Texte, Bilder oder Musik generiert werden – z.B. durch die Eingabe einer Aufforderung und die Anpassung verschiedener Parameter.

Wo man jetzt das Ende von Kreativberufen prophezeien könnte, sehe ich eine Möglichkeit der Inspiration. Die Tools erlauben es, in kurzer Zeit Ideen zu generieren und sich daran auszutoben. Tools wie Lex versprechen Unterstützung beim Schreiben und Brainstorming. Ich finde das sehr aufregend – vor Allem weil die Technologie in so vielen Bereichen genutzt werden könnte. (Hörtipp: Richard Socher, was denken Maschinen?)

AI Application Landscape by @sequoia

Mit der Veröffentlichung von Stable Diffusion ging man sogar einen Schritt weiter, denn die Anwendung ist einfach zu bedienen und Open Source. So kann jeder nachvollziehen, was passiert. Und interessierte Menschen können ohne Einstiegshürden damit spielen – was für neue Technologie entscheidend sein kann.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich die Technologie entwickelt und wie neugierig Branchen damit experimentieren. Völlig losgelöst von zentralen Fragestellungen zu Rechten und Datenqualität, die natürlich auch diskutiert werden müssen. Erstmal: spielen und ausprobieren 👾


Bei einem Langstreckenflug über 13 Stunden hat man genug Zeit, um neue Filme und Serien anzuschauen oder in Musik reinzuhören:

🍿 Heartstopper hat mich sehr berührt. Die Serie begleitet zwei Schüler dabei, wie sie sich ineinander verlieben. Eine liebevolle Coming-Out-Geschichte. Und auch wenn ich nur mutmaßen kann, gibt sie einen schönen Blick auf die Herausforderung und den inneren Kampf, den queere Menschen mit sich und der Umwelt ausfechten.

🍿 Meine Stunden mit Leo erzählt die Geschichte einer Witwe, die ihre Sexualität entdeckt – gemeinsam mit einem jüngeren Callboy. Ehrlich werden Erwartungen von außen und innen thematisiert. Es geht um Sexarbeit und die Annäherung zwischen zwei Generationen.

🍿 Everything Everywhere All at Once ist ein Film, den ich in keine Kategorie stecken kann. Irgendwas zwischen Action, Komödie und Trash. Michelle Yeoh sucht ihre Bestimmung im Multiversum. Eine absurde Bilderflut, die ich sehr mochte, weil sie mich völlig überraschte.

🎧 Bartek hat sein zweites Soloalbum veröffentlicht. Hört sich stark nach einer verarbeiteten Trennung an. Irgendwas zwischen einer Clubnacht und Ruinen – „Sehe mich überall, nur ich sehe mich gerade nicht unter Leuten.“

🎧 Peter Fox und sein Stadtaffe begleitete mich durch das Abitur und Studium. Seine Texte und Melodien haben sich tief eingebrannt. Und nun ist er zurück. Ich mag das neue Lied schon sehr – „Elon Musk: Fick dein Marsprojekt. Scheiß kalt und arschweit weg!“


Hui. War doch ganz schön viel los im Oktober. Und ich wollte doch eigentlich durchatmen… 🙃 Habt einen schönen November!

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Fragmente ☀️ Sommer 2022

Das war ein guter Sommer. Fühlt sich so an, als ordne sich gerade einiges neu. Von außen (noch) kaum erkennbar. Innen aber umso intensiver. Probiere Dinge aus und etabliere neue Gewohnheiten. Nebenbei: Apfelverkostung auf dem Wochenmarkt. Pommes mit Mayo. Endlich offiziell Maeckes-Ultra. Ausflüge nach Kiel, Bremen und Brandenburg. Sonnenbrand im Gesicht. Kurze Hose und Vanille-Pistazien-Eis. Mit offenem Verdeck ans Meer. Ein „sogenanntes Musical“ im Thalia Theater. Und nach langer Zeit wieder in der Heimat gewesen – mit den Gefühlen irgendwo zwischen Kindheit und Frührente.

Entdecke immer wieder neue Strecken im Niendorfer Gehege und der angrenzenden Feldmark. Stolpere durch die vielen Kleingärten. Leben bedeutet, sich immer wieder zu verfranzen. Denke übers Rausziehen nach. Und über einen Hund. Einen Großen zum Kuscheln. 🐶


Hatte meinen letzten Tag bei brand eins. Über vier Jahre durfte ich mit dem Team nach neuen Wegen suchen. Haben Produkte entwickelt, branchenübergreifende Partnerschaften angestoßen und unsere Arbeit hinterfragt. Ein Umzug, viel Eis und eine Verschwörung. Strukturen geschaffen und eigene Grenzen überschritten. Durfte lernen und wachsen. Ein letzter Apfelkuchen und ein Buch voller lieber Worte. Dankbar.

Jetzt steht eine Pause an. Durchatmen. Durchschlafen. Und den besten Kuchen in Hamburg finden. Die nächste Etappe darf warten. 🏖


Nutze die gewonnene Zeit für Dinge, die liegengeblieben sind. Cafés und Ausflüge. Aber auch Serien, Musik und Bücher. Eine kleine Auswahl:

🎬 Woodstock 99. Hatte bis jetzt noch nie von diesem Festival gehört. Die Dokumentation zeigt, was passiert, wenn auf einer alten Militäranlage durstige Menschen unter Drogen aggressive Musik hören. Und irgendwann ausrasten. Verstörend, aber interessant. Erinnerte mich an das Fyre Festival.

🎬 Barry. Was passiert, wenn sich ein Auftragsmörder in die Schauspielerei und eine Spielpartnerin verliebt? Kluge Geschichte, die mich mit ihrem schwarzen Humor überzeugt. Und mit jeder Staffel emotionaler wird.

🎵 weine jetzt, lache später. Guter Rap ist für mich eine Mischung aus Arroganz, Beobachtungsgabe und Selbsttherapie. 3Plusss fängt sehr gut ein, was um uns passiert: Fremdenhass, Polizeigewalt, Depression. Es macht einen verrückt. Alles scheiße. Aber wir funktionieren. Lieblingslied: Dinge.

🎵 Haben oder Sein. Über Fremde und Depressionen sprach Amewu schon in seinem letzten Album. Jetzt gibt es endlich Nachschub. Auch ihn beschäftigt das Ungleichgewicht in dieser Welt und die Frage, wie simpel er sein muss, um nicht daran kaputt zu gehen. Lieblingslied: Plastikstrand.

📚 Der große Sommer. Eine typische Coming-of-Age-Geschichte. Ewald Arenz erzählt mit einem liebevollen Blick für Momente die Erlebnisse von Friedrich, der die Sommerferien daheim bei seinem Großvater verbringt. Zum Glück: „Es war dieser eine Sommer, wie es ihn wahrscheinlich nur ein Mal im Leben gibt. Dieser eine Sommer, den hoffentlich jeder hatte; dieser eine Sommer, in dem sich alles ändert.“

📚 Marianengraben. Hab viel zu lange gebraucht, um dieses Buch von Jasmin Schreiber endlich zu lesen. Die Protagonisten Paula verliert zuerst einen wichtigen Teil ihres Lebens und dann fast sich selbst. Sie lernt Helmut kennen, der ebenfalls alleine ist. Und so brechen sie gemeinsam auf. Eine wunderschöne Geschichte über Schmerz, der „nur so intensiv war, weil da so viel Liebe war, ohne die ich nicht so traurig sein könnte. Und sie war immer noch in mir, genau wie all die Erinnerungen an dich.“


Rückblick: Meine erste eigene Wohnung. Stuttgart-West. Tief in der Nacht. Ich war alleine in der Großstadt. Voller Selbstzweifel und Gefühle, die ich nicht richtig einordnen konnte. Begegnungen hinterließen Spuren, Kratzer und Schrammen. Schrieb nachts Texte, um tagsüber mein Innenleben zu verstehen. Meine Sätze waren wie ein Schatten – er zeigte mir meine eigenen Grenzen auf und schenkte mir ein Versteck.

Hab noch lange geschrieben. Satzfetzen, Gedichte und lange Texte. Einweggedanken sind Gefühle in Schockstarre, die sich vielleicht morgen ganz anders anfühlen. Und diese Momente möchte ich besser greifen können. Deshalb arbeite ich an etwas…

Dazu bald mehr. Ich bin sehr aufgeregt! Habt einen schönen Oktober. 🍂

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Fragmente ⛵️ Juni 2022

Irgendwo zwischen Kleingartenanlage und Alster. Mit Apfelkuchen und Kakao auf dem Balkon. Tennisbälle wechseln die Seiten. Fahrräder auf dem Kies. Und im Garten wird gegrillt. Der Juni war sonnig schön. Blühte in allen Farben. Auch wenn Corona endgültig in unsere Wohnung einzog und mich (zum Glück) nur für wenige Tage ausbremste.

Ich baue fleißig an diesem Ding namens Leben. Schmiede Pläne und verwerfe Grundsätze. Versinke für Stunden im Kaninchenbau, nur um dann mit viel zu vielen Gedanken schlafen zu gehen. Alles wird gut. 🥱


Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie am Flughafen. Komisches Gefühl. Im Flieger nach Wien erinnere ich mich an meine Zeit in der Beratung. Wieder mit Handgepäck, nur diesmal ohne PowerPoint-Slides. Dafür mit Svenja an meiner Hand durch bekannte Gassen. An der Donau entlang. Zwischen Kunst und Regenbogenparade. Auf der Suche nach glutenfreiem Kaiserschmarrn (mit Erfolg!) und dem Gefühl, wieder auf Entdeckungstour zu gehen. Probierte den besten Döner laut YouTube (sehr lecker) und Austern auf dem Naschmarkt (eher so okay). Tankte Sonne im Volksgarten, während prunkvolle Gebäude ihre Vergangenheit zur Schau stellen und Svenja ihren Kopf auf meine Schulter legt. Glücklich. 🥰


Außerdem endlich wieder im Kino gewesen. Neben dem Savoy ist die ASTOR Film Lounge jedes Mal ein kleines Erlebnis. Diesmal hoch in der Luft, wo Tom Cruise in Top Gun: Maverick nach dreißig Jahren wieder das Böse bekämpfte. Irgendwas zwischen Persiflage und Werbung fürs Militär. Hat aber trotzdem Spaß gemacht. Fast so sehr wie True Detective (Staffel 1), die mir unzählige Male empfohlen wurde. Nun endlich geschaut und für toll befunden. Klasse Atmosphäre, wahnsinnig gut gespielt und beeindruckende Optik & Musik. Schön, wenn man Highlights zeitversetzt genießen kann.

Abschalten.

Kann mich noch ganz gut an meinen ersten Besuch in der Elbphilharmonie erinnern. Die ewig lange Rolltreppe, geschwungenes Glas und der Blick über den Hafen. Irgendwann dann auch mein erstes Konzert im Großen Saal. Beim Tag der offenen Tür durfte man hinter die Kulisse schauen: Technik, Kantine und Proberaum. Beeindruckend, wie viel hinter einer großen Bühne passiert. Und wieviele Menschen es braucht, damit am Ende ein Mensch das Publikum mit seiner Musik fesseln kann.

Blick vom Dach der Elbphilharmonie

Im letzten Monat musste ich meine Gedanken zur Ökonomie der Aufmerksamkeit und unserem Kapitalismus ordnen. Ein Thema, das mich Monat für Monat begleitet und ganz eng mit der Klimakrise zusammenspielt. Bei Krautreporter gab es einen eindrucksvollen Blick auf den ersten Moment dieser Krise und ihre Auswirkungen auf… alles.

Wenn wir die Klimakrise betrachten, gehen wir oft stillschweigend, vielleicht auch hoffend davon aus, dass wir „nur“ der Klimakrise Herr werden müssen. Inflation, Kriege und Hunger (Pandemien auch nicht zu vergessen!), begleiten sie aber, werden sogar verstärkt durch die Klimakrise.

Rico Grimm, Krautreporter

Mit jedem Artikel und jeder Perspektive wird immer klarer, dass alles zusammengehört. Wir nicht nur eine Komponente austauschen können – und dann läuft das Ding wieder. Lösungsansätze werden nicht über entweder-oder-Debatten gefunden. Vielmehr aus dem Dialog unterschiedlichster Positionen.

Understanding the scale of a billion seconds can help us reveal the interrelationships between time, money, power and energy.

The Everything Manifesto

Es geht um Brückenbauen. Denn die Lösungen von heute werden nicht ausreichen. Eine App und ein bisschen KI und Blockchain wird die Krisen nicht aufhalten. Wir brauchen Koalitionen zwischen Politik und Gesellschaft. Und Geschichten, die mitnehmen. Mut machen. So fasst es Maja Göpel auf der re:publica zusammen.

Dass es zum Glück vielen Menschen und Unternehmen gibt, die versuchen andere Wege zu gehen, liest man nicht nur ein der brand eins (#Schleichwerbung) sondern auch im Podcast von Terra X, wo Harald Lesch in den „Maschinenraum Deutschlands“ blickt. So spricht er mit Nadine Ogiolda über extreme Naturereignisse und was man dagegen tun kann. Ich mag seine Neugier und innere Unruhe, auf Lösungen blicken zu wollen – und nicht nur das Problem mannigfaltig zu beschreiben.

Mit dieser Neugier möchte ich auch die nächsten Monate noch mehr über Zusammenhänge nachdenken und verstehen. Und mir klarer werden, was das für Business-Design und Produktmanagement bedeutet.

Habt einen schönen Juli und genießt die Zeit miteinander 🤗


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Fragmente 🧘‍♂️ Mai 2022

Durch Hamburgs Gassen spazieren. Menschen verlassen strahlend Blumenläden und Eisdielen. Die Sonne blendet und ich kneife die Augen zu. Zeit mit Freunden. Essengehen und Spielplätze unsicher machen. Apfelkuchen. Lesen auf dem Balkon. Und endlich wieder Konzerte.

Wie wichtig diese Momente sind. Mit mir und gemeinsam mit Anderen. Gegenseitig füreinander. Und Erwartungen warten lassen. 🖤


Ich mag Menschen. Mag ihnen zuhören und mit ihnen diskutieren. Lachen. Nachdenken. Schweigen. Doch ich bin nicht gut in neuen Umgebungen mit unzähligen fremden Gesichtern. Mag keinen Smalltalk und die immer gleichen Fragen. Netzwerken oder so. Freue mich deshalb umso mehr, wenn bei Konferenzen und Veranstaltungen dieser kleine geschützte Raum entsteht. Auf der Dachterrasse oder am Seitenausgang.

Nach vielen Monaten, in denen Videokonferenzen und Spaziergänge mit einzelnen Menschen der Alltag waren, hat der Mai mich wieder mehr in die beschriebene Zwickmühle geschubst. Hab in kleiner Runde beim New Leaders Forum über Haltung in der Medienbranche diskutiert. Und festgestellt, dass ich ein großer Freund von konstruktivem Journalismus bin. Mag Geschichten über Menschen, die Dinge anders gemacht haben. Es gibt genug Schreckensnachrichten und erhobene Zeigefinger.

Beim Abschluss des Journalism Innovators Program der Hamburg Media School ging es ebenfalls um Experimente. Sechs Monate haben die Teilnehmenden verschiedene Bedürfnisse über Medienformate versucht zu adressieren. Dabei ging es viel um Perspektivenwechsel. Sei es bei Verschwörungstheorien oder arabisch-deutschen Freundschaften. Hab gelernt, wie komplex andere Medienhäuser sind. Wie sehr Journalismus auf das Format blickt und dabei das Geschäftsmodell aus den Augen verliert. Und wie (unbewusst) geschlossen manche Branchen und Blasen sind.

Und auf der OMR22 war ich hauptsächlich überfordert. Zu viele Menschen. Zu wenig Masken. Von Halle zu Halle treiben – und irgendwie das Gefühl bekommen, ich kann es alles gar nicht verarbeiten. Mir fehlte es an Substanz. Ein bisschen wie beim Web Summit. Alles eine große Party. Und ich wunderte mich, wie eng Inhalt und Werbung auf diesem Festival verwoben waren. Zwei Tage, die sich wie der TikTok-Stream anfühlten. Mit schönen Überraschungen wie einer Fahrt auf den Hamburger Fernsehturm oder zufälligen Begegnungen mit alten Kolleginnen. Hab großen Respekt vor der Organisation – aber für mich entschieden: ich bin lieber auf kleinen Veranstaltungen. Mit klarem Themenfokus. (Freue mich über Tipps!)

Der Juni wird jedenfalls ruhiger. Das hab ich mir selbst versprochen. 🙃


Ruhe wünscht sich bestimmt auch Fynn Kliemann. Seitdem Jan Böhmermann und das ZDF Magazin etwas tiefer gegraben haben, blicke ich nochmal anders auf Influencer. Vor allem dann, wenn sie lautstark für das Gute kämpfen („Sinnfluencer“). Hab über meinen schmerzhaften Vergleich mit Fynn Kliemann bereits geschrieben. Über den Druck, den seine Projekte bei mir ausgelöst haben. Sehe jeden Tag neue Gesichter in den Streams, die mir das Gefühl geben, dass ich zu wenig mache. Dass da noch mehr Veränderung geht. Noch mehr Haltung. Doch schaut man hinter die Fassade, ist alles nicht so glänzend wie man vermuten könnte. „Das war doch klar!“ spottet die eine Stimme in mir. „Aber du magst es trotzdem glauben!“ sagt die Andere. Vielleicht ist es der Wunsch nach Orientierung in komplexen Momenten. Ich würde mich gerne irgendwo orientieren. Wie ein Spickzettel, der Entscheidungen einfacher macht. Leider gibt es den nicht. Denn am Ende geht es da draußen um Aufmerksamkeit. Um teilbare Ansichten. Und somit Reichweite und Geld. Die Plattformen aber auch ihre Content Creator scheinen in einer Spirale zu stecken.

But the hype around the creator economy, of course, focuses only on the potential financial rewards. When a hobby turns into a business, fuzzier, more personal success metrics often give way to cold, hard numbers. 

Kai Brach / Dense Discovery

Investoren stecken Geld in immer schneller wachsende Unternehmen. Diese müssen noch schneller zulegen. Noch mehr Menschen ansprechen. Also greifen sie nach Zeit. Wie die grauen Männer. Es ist eine Addicition Economy. Alles wird zum Spiel. Kleine Handlungen werden belohnt. Wir fühlen uns gut. Nächste Runde. Nächste Stunde.

Wie schön wäre es, wenn die Zeit wieder als das Gesehen wird, was sie ist. Ein wertvolles Gut. Keine Kennzahl in Investorenberichten. Qualität statt Quantität liest sich gut – ist aber gar nicht so einfach. Laut, bunt und schnell gewinnt in dieser Zeit. Der Markt bekommt Angst, wenn er nicht wächst.

Die Machthabenden wollen Geld – it’s always been like that. Märkte und Handel an sich sind nicht das Problem; es sind die daraus resultierenden, kaum regulierten Praktiken: Künstliche Verknappung, erzwungenes Wachstum und finanziell motivierte politische Entscheidungen sind der Kapitalismus, der uns von innen heraus aushöhlt.

Christoph Rauscher

Vielleicht eine der beeindruckendsten Dokumentationen zu diesem Thema ist Oeconomia. Sie beschreibt, woher Geld kommt. Warum wir immer mehr davon drucken. Und wie gut uns allen Ruhe tun würde. Nicht nur Fynn. 🧘‍♂️


Aha zum Schluss: Hast du dich schon mal gefragt, warum die Stückchen bei fairer Schokolade so unterschiedlich sind? Und warum sie gar nicht quadratisch-praktisch sein wollen? Sie sollen die Ungleichheit innerhalb der Schokoladenindustrie aufzeigen. Wusste ich nicht. Weiß ich jetzt.

Ich wünsche euch einen schönen Juni 🍫


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