Mit dem Rad planlos durch das Viertel. Die Augen leicht zusammengekniffen. Erste Warteschlagen vor den Eisdielen. Wie habe ich den Frühling vermisst. Verabrede mich spontan auf Kaltgetränke im Freien, wo wir Kinder beim Fangen beobachten und lautes Lachen die Gehwege einnimmt. Atme durch und bin zufrieden. So sehr der Winter, das Grau und so manches Projekt an den Kraftreserven gekratzt haben, so sehr freue ich mich auf die kommenden Wochen.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Das erste Eis. Pistazie. Überlege mir eine Eismaschine zu kaufen. Bin aber zu gerne die Person, die beim Schlendern in der Gruppe spontan einen Umweg zur nächsten Eisdiele erzwingt.
  • Als Mentor bei der Creative Business Academy darf ich Projekte auf dem Weg zur Marktreife unterstützen. Dabei ertappe ich mich aber selbst, wie oft ich von den Teilnehmer:innen lerne. Mit welcher Leidenschaft sie ihre Ideen antreiben und teilweise naiv Themen vernachlässigen, damit sie vorankommen. Tunnelblick. Etwas, das ich mir für mich wünsche.
  • Spazieren ist die Lösung für Vieles. Morgens Zähne putzen und erstmal raus. Eine Runde um den Pudding. Egal welches Wetter. Hauptsache Bewegung und Musik.
  • Bin nun offiziell Gassi-Geher im Tierheim und fühlte mich schon lange nicht mehr so unerfahren. Weil ich es bin. Kann Hunde im Büro kraulen und für mich gewinnen. Aber 90 Minuten durch das Niendorfer Gehege gezogen zu werden und jedes Mal einen neuen Hund mit seiner Geschichte zu treffen, bringt mich ans Limit. Sagt auch die Pulsuhr. Trotzdem ein schönes Gefühl.
  • Mag mich nicht mehr im Spiegel sehen. Die Alopecia Areata kommt und geht. Momentan trampelt sie wieder fleißig. Fast beide Augenbrauen verschwunden. Kann zuschauen, wie große Stellen am Kopf kahl werden. Hatte als Jugendlicher oft mit meinem Aussehen zu kämpfen und fühle mich nun mit Mitte Dreißig daran erinnert. Probiere nun alles, was entzündungshemmend sein soll.
  • Was macht ein Psychologe, dem es schlecht geht? Der seine Frau verloren hat und nun irgendwie zurückfinden muss? Shrinking erzählt die Geschichte von Jimmy, der fortan dazu über geht, seinen Patient:innen die Wahrheit zu sagen. Lustig und gefühlvoll. Erinnert mich irgendwie an Scrubs – auch wegen der guten Musik.
  • Ähnliches Thema, ganz anders gemacht. In Safe bekommen wir einen Einblick in die Kinder- und Jugendtherapie. Und das entstehende Spannungsfeld zwischen Zuhören und Begleiten. Wie würde es uns gehen, wenn jeder Mensch die Möglichkeiten einer Therapie hätte.
  • Sitze im Café mit Laptop, neben mir wird eine NFT Drop-Strategie diskutiert. Hinterfrage an manchen Tagen mein Leben in der Digitalbranche. Hier werden Produkte und Angebote diskutiert, für die es kein Problem gibt. Und wenn, dann steht es in keiner Relation zu den Themen, die uns als Gesellschaft beschäftigen.
  • Matze Hielscher führt Gespräche. Anders als Journalisten. Offen, neugierig und manchmal naiv. Ich höre fast jede Folge seines Podcasts. Ulrike Herrmann ist im Kopf geblieben. Was passiert, wenn wir nicht mehr produzieren und konsumieren? Wir fallen. Kapitalismus ist an seiner Grenze angekommen. Wir müssen uns verkleinern.
  • Ich durfte verdammt viel bei brand eins lernen und habe versucht, an vielen Stellen die nächste Etappe mitzugestalten. Deshalb ist es schön zu sehen, wie sich das Portfolio verändert und die Teams mit tollen Partner:innen neue Wege betreten. Die Standortinitiative nextMedia gewährt einen kleinen Einblick in die Marzipanfabrik.
  • Kündigungen bei XING. Traurig zu sehen, wenn einzelne Personen gehen müssen, weil das System die Veränderung nicht schafft. Aber warum trennt man sich von User Experience und Research, wenn man als Marke neue Zielgruppen für sich gewinnen möchte?!
  • Trennungen führen zu Schmerzen. Erzeugen ein Ungleichgewicht. Und trotzdem sind sie oft der notwendige nächste Schritt. Fatoni singt dankbar darüber. Freue mich sehr auf sein neues Album und seinen Auftritt beim Molotow Backyard Open Air.
  • Bin kein großer Gamer. Aber The Last of Us mochte ich. Die dazugehörige Serie greift die postapokalyptische Stimmung auf, denkt die bekannten Handlungsstränge von Joel und Ellie weiter.
  • Ich liebe Musik, Texte & Melodien. Fabian Römer – Wie groß?
  • Christoph spricht von der Half Assed Era. Einer Zeit, in der alles nur halbherzig gemacht wird. Ertappe mich mit ähnlichen Gefühlen. Muss mich immer wieder zwingen, etwas ganz durchzuziehen. Mag lieber trödeln und ins Grüne starren.
  • Vor einem halben Jahr habe ich ein Buch veröffentlicht: Einweggedanken. Nun gab es die erste Abrechnung. 82 verkaufte Exemplare und knapp 70 Euro Erlöse, die an die Deutsche Depressionshilfe gingen. 🙏

Ich wünsche dir einen tollen Frühling.


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