Bei gefühlten 20 Grad stehe ich am ersten Tag des Jahres in Stuttgart, blicke über die Kanten des Kessels und freue mich auf dieses Jahr. Es fühlt sich an wie ein Neuanfang. Genau wie vor 15 Jahren, als ich aus dem Kinderzimmer zum Studium in den Stuttgarter Westen gezogen bin.
Der Hauptgrund für dieses Gefühl ist mein Wechsel in die Selbstständigkeit. Jetzt bin ich mein eigener Chef und muss jeden Tag für mich selbst entscheiden: investiere ich noch eine Stunde in ein mögliches Projekt, nutze die Lücke zur Weiterbildung oder doch für einen Spaziergang durch die Kleingärten? So sehr ich diese Freiheit genieße, manchmal fühle ich mich unsicher. Irgendwie allein. Kann nicht genau vorhersagen, welche die richtige Entscheidung ist. Und das ist wohl völlig normal. Jedenfalls erzählen mir das befreundete Selbstständige. Ich mag diese Freiheiten, auch wenn mir noch ein Raum zum Teilen dieser Gefühle fehlt.
Aus diesem Grund werde ich auch an dieser Stelle immer wieder Momentaufnahmen teilen. Sei es von Projekten oder neuen Erfahrungen. Oder einfach meinem Setup, denn das habe ich nun in einer ersten Version für mich gefunden. Wie so oft: Es ist ein Arbeitsstand und befindet sich im Fluss. Manchmal ändern sich Anforderungen und mit ihnen auch die Tools.
Mein digitaler Mittelpunkt in Form von Mails, Kalender und Dateiablage lebt bei Google Workspace. Die Anwendungen kenne ich seit vielen Jahren, sie sind gut miteinander verknüpft und leben im Browser, wo ich sowieso den ganzen Tag verbringe. Einzig mit Google Meet bin ich immer wieder unzufrieden – für Workshops fehlen Funktionen und die Videoqualität scheint auch tagesabhängig zu sein. Deshalb kommt hier Zoom zum Einsatz.
Um einfach und schnell Termine vereinbaren zu können, habe ich cal.com im Einsatz. Das erspart mühsame Mail-Dialoge mit Kundinnen oder Bekannten. Egal ob kurzes Meeting oder ein gemeinsames Mittagessen.
Für die kreative Arbeit in Form von Prototypen, Mockups oder Skizzen nutze ich Figma. Auch FigJam hat mich überzeugt und wird für Workshops und Mindmapping eingesetzt.
Konzepte, Gedanken und Notizen landen aktuell noch in Notion. Hier läuft aber gerade ein Parallelversuch mit Obsidian und der Zettelkasten-Methode – nach dem Vorbild von Niklas Luhmann. Ich bin nämlich auf der Suche nach einem System, mit dem sich das Gelesene und das Gedachte besser in Beziehung setzen lassen. Aber dazu ein andermal mehr…
Meine Aufgaben laufen in Asana zusammen. Vielleicht etwas zu mächtig für mich und meine Verhältnisse, aber ich habe mich in den letzten Jahren so daran gewöhnt, dass ich es nicht mehr missen möchte. Ein kurzer Ausflug zu Todoist war deshalb auch schnell wieder vorbei.
Meine Nachrichten und Newsletter konsumiere ich weiter über Reeder, der an Feedbin angebunden ist. Dieser Dienst erlaubt das Abonnieren von RSS-Feeds, aber auch Twitter- und YouTube-Kanälen. Zudem werden auch alle Newsletter dort eingespeist. So bleibt mein E-Mail-Postfach übersichtlich und ich kann dediziert Zeit für den Konsum der Inhalte einplanen.
Am Mac nutze ich Raycast wohl am häufigsten. Sei es, um Dateien zu finden, Aufgaben jederzeit anzulegen, Umrechnungen durchzuführen oder meine Notizen zu durchsuchen. Und ständig entdecke ich neue Erweiterungen, die meine Arbeit vereinfachen.
Für die Zeiterfassung verwende ich aktuell Tyme, eine schön gestaltete Anwendung direkt aus Hamburg. Sie gibt mir einen Überblick über alle Projekte, erlaubt den direkten Export von Stundenzetteln und ist nicht so überladen wie andere Angebote.
Mein Geschäftskonto liegt bei Kontist, die sich auch um meine Buchhaltung und Steuern kümmern. Das klappt sehr gut, denn alles wird bequem über die App geregelt. Fragen laufen über einen Chat und ich muss mich nicht mit Anfängerproblemen herumschlagen.
Da fast alle meine Projekte inzwischen remote sind, arbeite ich oft aus dem Arbeitszimmer. Oder ich fahre ins betahaus Schanze, wo ich gerne mit Menschen ins Gespräch komme oder ständig die Arbeitsumgebung wechseln kann. Es fehlt an ruhigen Ecken für Workshops und Meetings, aber das geht auch bequem von daheim.
So sieht mein aktuelles Setup aus. Jedenfalls heute. Ich probiere viel zu gerne neue Dinge aus, weshalb es bestimmt einige Veränderungen in den nächsten Monaten geben wird. So habe ich gerade erst das wichtigste Tool ausgewechselt: Arc ist mein neuer Browser.
Egal ob Recherche, Konzepterarbeitung oder Workshops – sie alle laufen mittlerweile über Webanwendungen. Das ist eine wahnsinnige Entwicklung, wenn ich mir meine ersten Webseiten aus dem Jahr 2000 zwischendurch anschaue. Der Browser hat sich in dieser Zeit oberflächlich recht wenig verändert. Suchleiste, Lesezeichen und immer mehr Erweiterungen. The Browser Company möchte dies ändern und hat Arc entwickelt. Seit mehreren Monaten hat dieser bei mir Google Chrome ersetzt.
Doch was macht diesen Browser besser? Das Interface ist klug aufgebaut, denn es platziert die offenen Tabs am linken Rand. Sie verhalten sich dabei wie Lesezeichen, lassen sich umbenennen und in Gruppen sortieren. So habe ich eine private und eine berufliche Umgebung. Wird ein offener Tab über längere Zeit (bei mir 24 Stunden) nicht verwendet, so wird er archiviert. Das sorgt für Übersichtlichkeit. Außerdem lassen sich Seiten parallel im Split View anschauen, was ideal für Research-Phasen oder während Web-Konferenzen ist. Das Design ist schick und dennoch verspielt, der Fullscreen-Modus blendet alle Bedienelemente aus und es lässt sich jede Chrome-Erweiterung verwenden. Außerdem: Es gibt einen tollen Miniplayer, der Videos auch auf anderen Tabs oder sogar anderen Mac-Anwendungen anzeigt.
Völlig neuartig sind Boost und Easel. Bei einem Boost handelt es sich um eine Veränderung an einer Seite. So kann ich z.B. auf jeder Seite Objekte entfernen, Schriften verändern oder Reihenfolgen verschieben. Das klappt ganz ohne Programmierkenntnisse und wird sicher in Zukunft noch prominenter zugänglich gemacht – vielleicht über eine Art Store. Ein Easel hingegen ist eine Art Whiteboard, auf dem sich Webseiten und Ausschnitte platzieren lassen. So kann die Suche nach Ferienwohnungen oder die nächste Einkaufsliste visuell passieren und einfach geteilt werden.
So fühlt sich das Internet irgendwie frisch an. Es macht wieder richtig Spaß, die ganzen kleinen Details zu entdecken (wie zum Beispiel clevere Tastenkombinationen, die eine URL direkt kopieren). Falls du Arc testen möchtest – ich habe noch ein paar Einladungen. ✌️
Es passiert leider immer noch, dass mich Menschen fragen: Was machst du eigentlich beruflich? Das Schöne an dieser Frage ist, dass sie mir die Freiheit gibt, meinen Job zu beschreiben. Schwieriger wird es, wenn man mit einem festen Bild konfrontiert wird.
Auf LinkedIn und Twitter sehe ich immer wieder Memes, die sich über die Aufgabe eines Produktmanagers amüsieren. Er oder sie aktualisiert Excel-Tabellen und hält das Team mit sinnlosen Meetings von der eigentlichen Arbeit ab. Teilweise wird man auch direkt per Mail angefragt: „Wir brauchen jemanden, der unseren Backlog pflegt.“
Das ist aber nur eine der Kernaufgabe eines Produktmanagers. Für mich deuten diese Ansichten darauf hin, dass ein Team kein Produkt baut, sondern Features kloppt. Und oft kommen die Ideen für diese aus dem Management. Ich würde behaupten, dieses Vorgehen macht weder die Kundinnen glücklich, noch das Team.
Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass ein Team selbstbestimmt Produkte entwickeln sollte. Das braucht eine nachvollziehbare Strategie und ein gemeinsames Verständnis über den Markt, den Wettbewerb und vor allem die Nutzerinnen und Käufer. Nur dann kann gemeinsam an Lösungsansätze gearbeitet werden.
Während also Entwicklerinnen sicherstellen, dass ein Produkt realisierbar ist, verantworten die Designer die Produkterfahrung. Und der Produktmanager bzw. die Produktmanagerin? Sie stellen sicher, dass alle im Team das notwendige Wissen haben und sie den Rückhalt von der Geschäftsleitung erfahren. Am Ende verantwortet ein Produktmanager den Wert des Produktes – sowohl für die Endkunden als auch das Unternehmen.
Das mache ich, liebe Menschen im Internet und liebe Familie. 🙃
P.S.: Den Backlog kann bestenfalls jeder im Produktteam pflegen, wenn man sowieso gemeinsam an einer Lösung baut. Natürlich kann ich diese Aufgabe übernehmen. Aber für gutes Produktmanagement braucht es noch andere Fertigkeiten. Ravi Metha hat sie aufgelistet. 💼
📚 Der Gesang der Flusskrebse erzählt die Geschichte von Kya Clark, dem Marschmädchen. Sie lebt außerhalb und ausgegrenzt. Und trotzdem arrangiert sie sich mit diesem Leben. Bis sie plötzlich Hauptverdächtige in einem Mordfall wird. Ich kam erst nicht richtig in die Geschichte, doch irgendwann vereinnahmte mich die Stimmung. Die Beschreibungen der Natur und den Kampf, welchen Kya mit sich selbst führt. Für mich kein Meisterwerk (obwohl es oft so genannt wird), aber eine dramatische und bedrückend intensive Erzählung.
📨 Chain of Thought ist ein Newsletter, der von every-Autor Dan Shipper veröffentlicht wird. Er setzt sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf unterschiedlichste Bereiche unseres Lebens auseinander. So trainiert er GPT-3 mit seinem Tagebuch oder seinem Lieblingspodcast.
🍿 The White Lotus ist eine dieser Serien, die mich sofort mit ihrem Humor und den Protagonisten begeisterte. Die Serie spielt mit jeder Staffel in einem anderen Resort, wo sich fremde Menschen begegnen, verlieben, töten. Es macht großen Spaß beim Kippen der Stimmung zuzuschauen. Eine tolle Serie!
🍿 Triangle of Sadness ist ebenfalls eine schwarze Komödie, aber ganz anders aufgebaut. Sie erzählt vom Leben der Reichen und Schönen. Wie sie auf einem Luxusschiff mit den Angestellten umspringen. Und was passiert, wenn diese plötzlich ihre einzige Rettung sind. An manchen Stellen sehr derbe und plakativ – ich mochte den Film dennoch.
🎧 Teurer Wohnen beschäftigt sich mit dem Wohnungsmarkt in Deutschland. In sieben Folgen geht es den Fragen nach, warum bezahlbarer Wohnraum so selten geworden ist und wieso das System trotzdem für einige Menschen funktioniert. Interessanter Podcast von detektor.fm, die ebenfalls den brand eins Podcast produzieren.
Ihr merkt, diesmal war ich in Schreiblaune. Danke, dass du meine Fragmente liest. 🤗
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