Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

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Hallo IBM Studio Hamburg

Die letzten Wochen war es hier sehr ruhig. Kaum Zeit um Durchzuatmen, denn es gab viel zu tun. Seit über einem halben Jahr haben wir unser Büro umgestaltet. Wände eingerissen und neu gezogen. Möbel, Fernseher und meterweise Whiteboards aufgestellt. Gemeinsam haben wir ein IBM Studio in Hamburg aufgebaut, für das ich als Projektleiter zuständig war. Anfang Dezember öffneten wir offiziell die Pforten und haben nun eine Arbeitsumgebung, welche die Zusammenarbeit zwischen Designern, Entwicklern, Business Analysten und unseren Kunden intensiviert. Doch schaut euch gerne das zugehörige Video an 🙂

https://www.youtube.com/watch?v=e0RZqfubIOE

So finde ich erst jetzt wieder die Ruhe um das Jahr ausklingen zu lassen. Genau wie letztes Jahr hat sich viel bewegt. Ich sprang zwischen Wien, Stuttgart, Mainz und Hamburg. Musste meine Grenzen kennenlernen und durfte anderen beim Austesten der Eigenen helfen. Später werde ich zum letzten Mal in diesem Jahr meinen Koffer packen – Heimatbesuch. Den ganzen Trubel in Hamburg lassen und im Süden die Familie sehen, viel schlafen/essen/lesen. 

Habt eine schöne Weihnachtszeit. Schaltet den Kopf aus. Zieht euch die Decke über beide Ohren. Wir haben es uns verdient 🙂

Wie man Feuermonster besiegt

Sonntag Nachmittag. Die Wohnungstür einer Hamburger Vorortswohnung öffnet sich und ein Strahlen empfängt mich. Die nächsten zwei Stunden gehören meinem Patenkind – worüber sich nicht nur er freut.

Seit einem halben Jahr lerne ich, wie Feuermonster besiegt werden. Dass Kapitäne sehr gefährliche Leben haben, Minigolf überall gespielt werden kann und Mitschüler noch heute die selben Beschimpfungen verwenden. Schrottberge werden zu Schatztruhen. Wartezeiten zu Momenten, in denen Träume verraten werden. Ich bin Mutmacher bei Zeit für Zukunft, einem Hamburger Verein der Kinder und Erwachsene zusammenbringt. Denn auch wenn sie oft nicht so viel Glück hatten wie Andere, sollen die 6- bis 16-Jährigen erwachsene Freunde zum Toben oder Reden haben.

Sicher nicht immer einfach, doch jedes Treffen voller Überraschungen. Spaß oder neuen Erfahrungen. Ich lerne die Sichtweisen eines aufgeweckten liebenswerten Jungen zu verstehen. Für ihn da zu sein. Und gibt es Fragen, so ist jederzeit ein Ansprechpartner des Vereins an meiner Seite.

Du hast Lust bekommen einen Teil deiner Zeit zu spenden? Oder hast Fragen? Bist neugierig? Dann besuche eine der offiziellen Infoveranstaltungen. Diese erläutern den Bewerbungsprozess und geben einen Einblick in die Abenteuer anderer Tandems. Was am Anfang etwas kompliziert und anstrengend klingt, könnte ein neues Abenteuer werden. Für ein Kind aus Hamburg und das kleine Kind in einem selbst. 

Angst vor der Stille

Aufgewacht. Die Sonne kratzt am Horizont, ein Hahn hat große Mühen den Ton zu halten und vor meinem Fenster ein Meer aus fremden Stimmen. Drehe mich in meinem viel zu kleinen Bett, während mir Lenas Artikel über das Reisen durch den Kopf geht. Frei sein. Genau so fühle ich mich im Moment. Nicht zu wissen was kommt. Nicht zu zu wissen wer bleibt.

Lange habe ich mit dem Gedanken gespielt ohne Begleitung in den Flieger zu steigen. Einfach weg. Hab kleine Städtereisen absolviert, doch für mehr fehlte der Mut. Also mussten mich Freunde anstubsen. Mich ins pulsierende Athen schickten, von wo ich zwei Wochen ohne Plan meinen Rucksack spazieren führte. Unzählige kleine Erinnerungen sollten hinzu kommen.

Hatte Angst vor der Stille. Sie hat eine unheimlich große Macht über mich – suchte dennoch die Konfrontation. Wechselte zwischen lauten Hostel ubd stummen Appartments. Saß mit strahlenden Augen inmitten Menschentrauben, bevor ich Stunden am Meer spazieren ging. Irgendwann legte sich die innere Hektik zur Ruhe. Stimmen im Kopf verstummten – nur eine blieb.

Ich mochte diesen Urlaub. Die Gespräche mit fremden Menschen. Eigenarten kennenlernen. Fremde und eigene. Doch werde ich kein einsamer Weltenbummler, denn hierfür fehlt mir Arbeit und Struktur. Aber auch bekannte Menschen, die mich umarmen. Mit mir sprechen und mir zuhören. Denn auch das ist Freiheit. Und es ist schön die Form der Freiheit wählen zu dürfen.

Arbeit und Struktur

Beides Dinge, dich ich brauche. Muss beschäftigt sein. Ich mag Aufgaben und Listen, die sie sammeln. Das Gefühl, nach und nach mit breitem Strich meine Arbeit zu dokumentieren. Sauber. Strukturiert. Wenn im Kopf Chaos herrscht, dann kann Ordnung um einen herum wertvoll sein. So ist es jedenfalls bei mir.

Wolfgang Herrndorf brauchte ebenfalls diese beiden Pfeiler. Bestimmt noch mehr als ich sie benötige. Sie gaben ihm Halt. Bevor er den Freitod wählte. Er litt an einem bösartigen Hirntumor. Verlor von Zeit zu Zeit an Kraft. Kraft zu Schwimmen, zu Reden oder eben zu Schreiben. Dennoch hielt er seine Erfahrungen tagebuchartig fest. Anfangs in einem Blog, jetzt auch als Buch lässt es einen – enorm vereinnahmend – in das Leben eines Sterbenden linsen. Habe oft mit den Tränen gekämpft – immer wieder verloren. Drei Jahre ziehen am Leser vorbei. Man freut sich über die schönen Tage – zuckt zusammen an schlimmen Tagen. In keiner Zeile hat man das Gefühl, dass Herrndorf seine Situation verfälscht beschreibt. Es ist diese herbe Ehrlichkeit mit dem Thema Tod. Selbstzerfall von Seite zu Seite. 

Ich kann kein Instrument spielen. Ich kann keine Fremdsprache. Ich habe den Vermeer in Wien nie gesehen. Ich habe nie einen Toten gesehen. Ich habe nie geglaubt. Ich war nie in Amerika. Ich stand auf keiner Bergspitze. Ich hatte nie einen Beruf. Ich hatte nie ein Auto. Ich bin nie fremdgegangen. Fünf von sieben Frauen, in die ich in meinem Leben verliebt war, haben es nicht erfahren. Ich war fast immer allein. Die letzten drei Jahre waren die besten.

Ich mag seine Geschichten. Und ich mag seine persönliche Geschichte. Auch in den letzten Jahren scheint für ihn Schreiben und ein geordneter Ablauf das Wichtigste zu sein. Er entscheidet sich nicht für eine Weltreise, überteuerte Hobbys oder andere Extreme auf den letzten Metern. Er schreibt. Trifft seine Freunde. Spielt Fußball. Schwimmt. Und lacht. Über sich. Wunderschönes Buch über das Leben. Sowie der Schlussstrich. Eigenhändig gezogen.

Ein letztes Mal Hip Hop Open

Es war mal wieder HipHop Open. Jedes Mal ein schönes Gefühl, wenn es auf das Festivalgelände geht. Gute Musik und viel zu viele Erinnerungen. Mit lieben Menschen in der Sonne stehen. Der Bass dröhnt. Verstörende Gespräche zwischen Canstatter Wasen und Reitstadion. Ein letztes Mal dieses komische Gefühl aus Fremdscham für manche Fans. Gefolgt von einem breiten Grinsen über schmutzige Texte.

Überzeugt haben mich die Auftritte Chefket, Megaloh, WSP und ASD. Ganz zu schweigen vom Überraschungsauftritt, bei dem die Massiven Töne und die Orsons für ein klein bisschen Mutterstadt-Gänsehaut sorgten. Headliner Marsimoto musste nicht sein – aber zu viele meckern. Hab den Tag genossen und mir diesmal schwer getan, das Bändchen abzunehmen.

Schöne Erinnerungen. Irgendwie ein Stück Heimat. Und dieser kleine Gedanke an eine Rückkehr in den Kessel.

Die Fotos stammen von Paul Ripke.