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Kleine Schritte

Ein komisches Gefühl. Sitze mit Laptop auf dem Balkon und die Worte wollen nicht so wie ich. Seit Jahren schreibe ich ins Netz. Alltägliches, Gedanken, Herzschmerz. Und doch ertappe ich mich gerade dabei, wie ich ins Leere starre. Die passende Erklärung suche. Ein besonderer Mensch schrieb vor ein paar Wochen über die fehlende Leichtigkeit. Würde mich gerne einreihen. Warum tue ich mir plötzlich so schwer? 

Hab momentan viel um die Ohren. Mal wieder. Euphorie und Leidenschaft wurde eingeholt von Schmerz. Ein Mensch ist gegangen. Der Andere untergetaucht. Mir fehlt die Kraft zu folgen – so bleibe ich stehen. Schnappe mir ein Buch (absoluter Lesetipp: Arbeit und Struktur) oder hole beim Sport das Letzte aus meinem Körper. Damit ich wenigstens einigermaßen schlafen kann. Natürlich wird sich dieser Zustand ändern – hat er sich immer. Irgendwann. Aber diesmal muss ich zugeben, dass es auch Grenzen gibt. Schaffe eben nicht jede Hürde. Muss auch nicht. 

Neben der Spur wie Radarkontrollen. Blicken meine roten Augen auf das Treiben. Die Hektik und eintönige Bewegung des Rests. 

Mache kleine Schritte. Dabei begleiten mich wunderbare Menschen. Verbringen mit mir Zeit. Hören mir zu. Umarmungen fürs Herz. Dafür bin ich sehr dankbar. 

Fetzen #41

Wache ich morgens auf, liegst du oft neben mir. Die Sonne und ein Grinsen im Gesicht. Und drehe ich mich um, dann bist du weg. Deshalb bleibe ich liegen. Schaue dich an. Warte.

Fetzen #40

Liege im Bett. Fragen drücken mich tief ins Kissen. Lasse die letzten Wochen an mir vorbei ziehen – macht alles keinen Sinn. Nehme mir vor wieder mehr zu schreiben. Vielleicht hilft das Dinge zu ordnen. Oder einfach die Stille zu übertönen.

Manchmal frage ich mich.

Manchmal frage ich mich, wie es dir geht. Halte einen Moment inne und höre in mich hinein. Diese eine Frage. Sie kommt immer wieder und meist unerwartet. Um mich herum geht der Trubel weiter. Rücksichtslos und fokussiert starren alle um mich herum auf ihre klugen Begleiter. Ich schaue aus dem Fenster, betrachte den Hafen und stell mir vor, was du gerade machst. Sehe dich mit knallbunter Hose auf deinem Balkon. Dir ist egal, was andere sagen. Hast die Musik laut aufgedreht und wippst auf deinen Zehenspitzen. Den Kopf voller Flausen und an den Lippen Nutella. Verändert hast du dich. Genau wie ich. Neue Menschen. Neue Erfahrungen. Alte Träume. Getränkt in unberührte Farben. 

Diese Farben stehen dir gut. Das Leben als grenzenloses Gemälde. Schicht für Schicht kratzen sie an eingetrockneten Überbleibsel. Jeder Tag hinterlässt andere Linien. Formen. Flecken. Menschen kommen, hinterlassen ein paar Spuren und verschwinden mit der Zeit. Niemand kennt das Motiv, doch jeder sagt seine Meinung. Verzweifelt suche ich nach den passenden Melodien. Durchforste Herzen zahlreicher Menschen nach einzelnen Noten. Fühl mich schlecht für das Chaos, das ich bei ihnen hinterlasse. 

Draußen setzt der Regen ein. Lässt Menschen unter dunklen Schirmen verschwinden. Nach und nach versteckt sich ein jeder. Ich würde gerne den Mut haben, dir gegenüber zu treten. Um Verzeihung zu bitten. Dich in den Arm zu nehmen. Doch stattdessen fahre ich eine Station weiter. Vielleicht lässt das Gefühl dann nach. Und wenn nicht, kann man es sich klein reden. Kann die Augen geschlossen halten, wenn die Erinnerung strahlend an mir vorbeigeht. Höre deine Stimme. Klar und deutlich. Du erzählst von Hüpfburgen. Dein Lachen. Ich will es bei mir tragen. 

Heute bin ich glücklich, dass alles so war. Dass alles so ist. Freue mich über Erinnerungen genau so sehr wie über Unbekanntes. Mein Blick hangelt sich an vorbeiziehenden Häusern entlang. Stelle mir vor, was in ihnen passiert. Sehe in Gedanken eine alte Frau mit faltigen Händen und roter Schürze am Fenster stehen. Sie denkt an ihren Mann. An seinen kindischen Blick. Und niemand fragt sie, wie es ihr geht. 

Ich denke an unseren letzten gemeinsamen Moment. Deine letzte Nachricht. Schon lange gelöscht. Verdrängt. Gefühle stumm gestellt. Lasse sie schlafen. In einem unbekannten Bett. In einer unbekannten Stadt. Wie mag es heute bei dir riechen? Welches Bild steht heute auf deinem Schreibtisch? Und fragst du dich manchmal, wie es mir geht?