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Sodela #1

Sodela. Mein kleiner Rückblick auf die letzten Wochen. Als Podcast. Wie ein kleines Telefonat. Ich freue mich über Rückrufe. Zum Weiterstöbern habe ich wichtige Links hier gesammelt.

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Sagt mir doch gerne, wie euch ein Wochenrückblick in gesprochener Form gefällt? Ich probiere hier auch nur rum… ?

Z2X

Müde Augen und ein breites Grinsen. So saß ich gestern im Zug nach Hamburg. Den Kopf an die Scheibe gelehnt. Dunkle Wolken schlugen gegen ein tiefes Rot. Die letzte Woche war intensiv – alte Erinnerungen ausgegraben. Wunden aufgerissen. Gefallen. Mit gemischten Gefühlen nach Berlin gefahren – der Abschied tat fast weh. Ich war auf dem Z2X-Festival, die von ZEIT ONLINE zum 20-jährigen Jubiläum organisiert wurde. Zum ersten Mal. “Zwei Tage und eine Nacht zusammen denken, planen, streiten, abheben”. Am Abend zuvor noch unsicher im Bett gelegen – bin kein großer Freund vom Aufsagen meines Lebenslaufes. Mag persönliche Gespräche, doch keine großen unbekannten Gruppen. Es kam alles anders. 

Morgens zeigten Blitzvorträge einige großen Baustellen in unserer Gesellschaft auf. Behindert ist man nicht, sondern wird man. Tweets könnten in einzelnen Ländern bald nicht mehr verfügbar sein. Und der Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Patriarchat. In den sich anschließenden Workshops sprachen wir in kleinen Gruppen über die Zukunft des Radios. Die Eigenschaften eines besseren Menschen. Wie das Internet unsere Selbstwahrnehmung beeinflusst. Beziehungen verändert und sogar der Auslöser für Krankheiten werden kann. Unfassbar ehrlich wurde diskutiert. Einander zugehört. Auf Augenhöhe. Niemals hatte ich das Gefühl, dass sich Menschen den anderen Ansichten verschlossen. Fragen waren jederzeit erwünscht. So auch in den „Frag mich alles“-Runden, die mir persönlich am besten gefielen. Unterschiedlichste Menschen setzten sich in einen Kreis mit uns, standen Rede und Antwort. Erzählten über die Schwierigkeiten ein Junges Angebot für den öffentlichen Rundfunk zu entwickeln. Die Wahrnehmung von Journalismus seit der Flüchtlingskrise. Oder wie ein Magazin entsteht, das unser Leben schöner machen möchte.

Ich habe so viel aufgesaugt. Ideen ausgetauscht. Tischtennisbälle geworfen. Dazwischen gab es Musik, leckeres Essen und eine sehr gemütliche Atmosphäre – dabei spielte die tolle Organisation und Location eine große Rolle. Zwischen den Sälen begegnete man neugierigen Augen und offenem Grinsen. Wie eine große Familie. Mit Eis von der Tanke, Gin Tonic und Konfettikanone. Bewegt und dankbar. Diese beiden Worte beschreiben sehr gut, wie ich mich fühle. Lange nicht mehr so ehrlich mit mir völlig unbekannten Menschen gesprochen. Geträumt. Gelacht. Und wieder die Erkenntnis, das für Veränderungen zu allererst die eigenen Sichtweisen umgeschubst werden müssen. Ständig bereit für neue Anstöße. Neue Gefühle. Auch wenn das manchmal Angst machen kann. Danke Berlin. Danke Alva. Danke Martin. Danke Christin. Danke Fabi. Danke Z2X-Konferenz. Danke ZEIT ONLINE. 

Satzzeichen. Abweichen.

Dein Name auf weißem Briefpapier. Schreibe ihn vorsichtig. Ein großer Unterschied. Diesmal ohne Datum. Jedes meiner Worte hängt zwischen den Tagen. Deine Worte sind Farbe. Meine nur grauer Kaffee. Satz. Hab jeden Satz im Kreis gedreht. Fliegen will keiner von ihnen. Dafür bleiben sie unten. Halten mich bei ihnen. Zu viele Satzpunkte, die pünktlich den Rahmen ziehen. Darin wir zwei. Erinnerungen an große Absätze. Jede feinsäuberlich ausradiert. Bleistiftspuren an meinen Fingerspitzen. Reichen aus um deinen Namen zu tilgen.

Papierstapel im Kopf. Kopfüber ins Meer.

Sommer in Hamburg

Liebes Tagebuch… Es gibt ihn also doch noch. Den Sommer in Hamburg. Mit Eis an der Alster spazieren. Elbstrand-Sand an den Füßen und Picknick im Stadtpark. Auch der Kopf verliert sein Fell – was aber wohl altersbedingte Gründe hat… Ich bin immer noch auf der Suche nach der besten Eisdiele. Momentan führt Luicella. ?

Zum zehnten Mal war außerdem wieder Dockville. Das vierte Mal für mich. Bekannte Bands auf großen Bühnen, Kleine Bands unter Baumhäusern, Tanzbares vor einem Wohnmobil. Zwischen Sandwolken und Seifenblasen gab es natürlich auch gute Musik. So haben mich Milky Chance begeistert, OK KID bewegt, K.I.Z. beleidigt und Half Moon Run beeindruckt. Außerdem aufgefallen: Faber, Frances und Enno Bunger. Freue mich sehr auf das nächste Jahr ?

So erholsam all diese Dinge sind, so komisch fühlen sich die ganzen anderen Geschehnisse an. Amoklauf im Live-Stream. Ausländer-Hass auf Facebook. Verunsicherung. Angst. Frau Meike hat einen sehr guten Artikel über Ungewissheit geschrieben. Über die Hoffnung, dass irgendwo jemand informierter ist und dabei helfen kann, Situationen einzuschätzen.

Wir haben Angst, sind uns aber nicht sicher, ob wirklich Grund besteht, Angst zu haben, und das ist schlimmer als die Angst selbst. […] Ungewissheit ist das allerschlimmste für unsere Empfindsamkeit.

Suchen wohl alle nach Austausch. Nach Gemeinsamkeiten. Dieser Blog war für mich immer ein Kanal meine Gedanken zu teilen. Fundstücke und Ideen. Mittlerweile tue ich mir manchmal schwer einzuschätzen, ob das noch jemanden interessiert. Deswegen würde ich mich freuen über ein Lebenszeichen. Wenn du da draußen sitzt und diese Zeilen gerne liest. Habt einen guten Start in die neue Woche ☀️

Und das Licht geht aus

Ein leichtes Kribbeln. Völlig unauffällig und leise. Bemerkst es kaum, denn alles andere ist zu laut. Die Straße. Das Auto. Die darin sitzende Frau und ihr Kind auf dem Beifahrersitz. Hättest es fast nicht bemerkt, doch es kribbelt. Mal wieder. Kein Jucken. Kein Ziehen. Diesmal ist es angenehm. Fast schon schön. Mit jedem Schritt wird es intensiver. Ein unbekannter Rhythmus begleitet von meiner Stimme. Manchmal verpasst sie ihren Einsatz, aber das ist dir egal. Hauptsache es ist nicht mehr so ruhig. In deinen Gedanken.

Wir laufen durch bunte Gassen. Unter uns das Gestern. Vor uns ein Nebel voller Ungewissheit. Doch zwischen uns ist dieses schöne Gefühl der Vertrautheit. Der Nähe. Und das genügt für den nächsten Schritt. Kann man doch nie sagen, wie lange es anhalten wird. Wie lange die Farben jede deiner Bewegungen begleiten. Du fürchtest den Moment, wenn das Licht ausgeht. Plötzliche Schwerelosigkeit für zwei kurze Schläge deines Herzens. Danach ist alles wie zuvor. 

Ich schaue dir immer noch in die Augen.

Du schaust noch immer in Richtung Licht. 

Verlässt ein Mensch dein Leben, so baust du ihm Denkmäler. Malst Bilder aus Erinnerungen und schreibst Lieder zu seiner Rückkehr. Doch da kommt niemand. Ein Zustand des Wartens, der unerträglich wird. Das Warten macht dich schlapp. Entzieht dir das faszinierende Grinsen, auf das du mal so stolz warst. Nun ist es fort. Wie so viele andere Dinge. Wie auch das Kribbeln. Dieser farblose Moment, der dennoch alles strahlen lässt. 

Warum ist dann gerade etwas anders? Ich kann es dir nicht sagen. Du kannst es mir nicht erklären. Aber das Wippen deiner Finger und Zittern deiner Stimme verrät es. Heute kam jemand zurück. Blickt staunend auf deine Denkmäler. Von Bildern umgeben und von Liedern geleitet. Ich kann nicht anders. Nehme dich an der Hand und frage, ob ich ein paar Augenblicke dabei sein darf… 

Du schaust mir zaghaft in die Augen.

Ich schaue noch immer zu dir.

Und das Licht geht aus.

Doch die Furcht. Sie fehlt.