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Vom Feldweg auf die Straße

Mit meinem Umzug nach Hamburg, wanderte mein Mountainbike in den Keller. In Stuttgart noch gerne genutzt um durch die Wälder zu fahren, verwendete ich es kaum noch. Steigungen sucht man hier vergeblich, somit fehlt auch die belohnende Talfahrt. Seitdem nutze ich für jede längere Strecke den Bus oder die Bahn. Mag die Menschen beobachten oder die Zeit für Musik zu nutzen. Was fehlte: Mal schnell Freunde besuchen. Bei Sonnenschein zur Arbeit ohne den Duft anderer Menschen. Oder der Ausflug zum Deich.

Deshalb spielte ich lange mit dem Gedanken mir einen Roller zu besorgen. Fuhr meine Runden mit Emmy oder schielte neidisch auf Lukas und seinen Unu Scooter. Noch neidischer war ich aber auf die Kollegen, die teilweise 50km mit dem Rad fahren. Im Morgengrauen an der Elbe entlang. Ich wollte diese Freiheiten, aber kenne mich auch so gut: Manchmal fehlt die Motivation auf Strampeln.

Motivationsschub bei 25km/h

Vor wenigen Monaten dachte ich bei E-Bikes noch an ältere Menschen, die im Urlaub viel entdecken wollen, aber keine Lust auf Bewegung haben. „Nur alte Männer fahren E-Bike“ – und überholen mich laut lachend, während ich vor mich hin fluche und verschwitzt in der Arbeit ankomme. Ich möchte mich nicht unbedingt umziehen, aber dennoch morgens wach werden. An der frischen Luft sein. Hamburg über Umwege entdecken.

Bis zu 25km/h dürfen Pedelecs in Deutschland fahren, das reicht völlig aus – auch um am Wochenende mal größere Touren zu fahren. Plötzlich klingt eine Tour an die Nordsee realistisch. Und selbst die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Pedelecs häufiger genutzt werden als klassische Räder. Denn ich kann frei entscheiden, wann und wie stark mich der Motor unterstützt.

Neben einem typischen Pecelec gibt es auch E-Bikes, die ohne Strampeln elektronisch angetrieben werden. Diese sind jedoch seltener, da sie ab sechs Kilometer pro Stunde zulassungspflichtig werden. Ebenfalls nur mit Zulassung werden S-Pedelecs verkauft: Diese beschleunigen bis 45 km/h, gelten deshalb als Kleinkrafträder und dürfen Radwege nicht nutzen.

Völlige Flexibilität

Mit einem E-Bike komme ich flexibel an jeden Ort. Entweder auf der Straße, dem Feldweg oder aber direkt am Wasser. Hamburg ist kein Vorreiter, aber es gibt in Deutschland unfassbar viele Radwege. Diese kann man alleine oder aber mit Freunden entdecken. Auch ein gefühlter Vorteil: Das Gemeinschaftsgefühl.

Ich finde immer einen Parkplatz und kann das E-Bike jederzeit auch in den Keller stellen, wenn ich auf Reisen bin oder das Wetter keine Lust aufs Fahrrad macht. Möchte ich das Rad im Urlaub oder bei einem Heimatbesuch nutzen, so ist es im Vergleich zu einem Elektroroller deutlich einfacher zu transportieren.

Überschaubare Unterhaltskosten

Während die Anschaffung im Vergleich zu einem Fahrrad oft teurer ist (wobei es auch dort Extreme gibt), sind die Unterhaltskosten relativ gering. Man benötigt keine Versicherung –  auch wenn eine Diebstahlversicherung sicher keine schlechte Idee ist. Kleine Dinge wie ein Reifenwechsel oder notwendige Justierungen können außerdem selbst vorgenommen werden. Bei einem Roller wäre ich abhängig von Werkstätten geworden. Einmal „volltanken“ kostet beim E-Bike etwa 15 Cent bei Reichweiten von 50-120km, je nach Motorunterstützung.

Freiheit gepaart mit gutem Gewissen

Und so bestellte ich ein E-Bike, das mir hoffentlich erlaubt mich völlig frei auf jedem Untergrund zu bewegen. Es unterstützt, wenn mir die Lust abhanden kommt und gibt mir dennoch das Gefühl, nicht einzurosten. Bei überschaubaren Kosten. So die Theorie. Leider ist es nicht so einfach.


Dieser Artikel erschien auf lautlos.hamburg