Ich hab ein Strahlen im Gesicht. Wurde angesteckt von allem um mich herum. Zu viel Sonne, zu viel gutes Essen und wunderbare Menschen. In den letzten Wochen habe ich mich sehr viel bewegt. Durch das Land aber auch im Kopf. Habe alte Straßen verlassen und gehe neue Wege. Noch Trampelpfade, aber sie fühlen sich gut an. Ein Kitzeln an den Fußsohlen. Eine neue Herausforderung. Im Juli geht es los – bis dahin sammle ich Energie. Und ein paar weitere Lachfalten.


Es fühlt sich alles so bekannt an. Die Straßenzüge wandeln sich zwar ständig, aber die Wege sind die gleichen. Wieder ein paar Tage in Stuttgart – mit neuen Freunden an alt-bekannten Orten. Haben im Hüftengold zwischen lauter jungen Familien gefrühstückt und sie ohne Kinder abends in der Schwarz Weiß Bar wiedergetroffen. Am Tresen neben Verbrechern und Drogenschmugglern. Haben uns in Umkleiden versteckt und mit großen Augen die Geschichte des Automobils entdeckt. Wie Kleinkinder, die abends über Beziehungen und das Leben als Single philosophieren. Zwischen Erinnerungen an die Stadt mit dem Stern. Und der Erkenntnis, das manche Dinge im Kopf doch schöner sind als sie vielleicht waren.


Ging es um Gedichtinterpretation standen meine Deutschlehrerin und ich auf Kriegsfuß. Zu unbequem meine Meinung oder zu kompliziert mein Wunsch nach Zusammenhängen. Ich kann bis heute kein Gedicht von Göthe oder Schiller aufsagen. Aber ich kenne jetzt den besten Bäcker in Weimar. Habe das bis jetzt leckerste Eis des Jahres in Erfurt gegessen. Und war der Blumenbote beim Fünfjährigen ganz toller Menschen. Sie haben mich eingeladen auf diesen Ausflug. In die Ferne und eine Ecke, wo ich zuvor nie war. Leider. Wunderschöne Straßenzüge und alles grünte. Haben in Schlossgärten gestanden und manchmal keine Worte für diese Schönheit gefunden. Dafür aber auch auf der Kirmes gelernt, dass wir nie den gesamten Dosenturm abwerfen werden.


Jetzt bin ich gerade in den Bergen. Die matschigen Wanderschuhe stehen auf dem Balkon und der Sonnenbrand lässt die Stimme meines Vaters ertönen. „Hast du dich auch eingecremt?“ – habe ich. Einmal. Die letzten Tage verbrachte ich mit Kässpätzle und Wurstsalat am Bodensee. Habe in Hagnau Menschen aus der Heimat getroffen. Breites Schwäbisch trifft auf einen Flüchtling, der nach Hamburg getürmt ist. Dieser muss sich eingestehen, dass ich manchmal einfach andere Interessen habe. Kein Fußball. Kein Musikverein. Dennoch wohlgefühlt. In Meersburg angekommen – mit vielen kleinen Erinnerungen. War schonmal dort. Mit langen Haaren. Ach du Vergangenheit. Kommst immer wieder zu Besuch. Unerwartet, aber oft mit Kuchen.


Schaue auf das Bergpanorama. Beinahe Stille. Ein paar Vögel diskutieren noch eifrig über ihren Tag. Ich mach die Augen zu und grinse weiter. Gerade ist alles gut. Ja.