Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

Kategorie: Fragmente (Seite 2 von 9)

Fragmente ☀️ Juli & August 2023

Letzten Monat hatte ich keine Lust zu schreiben. In diesem Monat war es wieder sehr zäh. Deshalb spiele ich etwas am Konzept und beginne mit einer Frage. Sie stammt von Matze Hielscher:

Woran erkenne ich heute noch das Kind in dir?

Es zeigt sich, wenn die Sonne scheint. Ich stolz mit meinem Eis durch die Straßen spaziere. Mein Blick bei jedem kleinen Kind oder Hund hängen bleibt. Wenn ich manchmal Angst habe, dass ich alleine bin und die Welt zu groß für mich ist. Es zeigt sich bei flachen Witzen. Und wenn ich das Gefühl habe, nicht gehört zu werden.

Was wäre deine Antwort? Schreib mir gerne.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • „Wir dürfen das Zusammensein mit Gleichgesinnten nicht nur genießen – wir müssen! Denn um wirklich etwas zu verändern, brauchen wir Verbündete. Und immer wieder das gute Gefühl, nicht allein zu sein.“ – diese Zeilen stammen aus Gabriele Fischers Newsletter. Und sie beschreiben ein momentanes Grundgefühl in mir, das ich bei Gesprächen mit Freunden oder Arbeitstagen bei Kunden empfinde. Dieses Gefühl, nicht alleine zu sein. Gedanken teilen und ein bisschen weiterdenken zu können. Interessanterweise erlebe ich diese Momente aber fast nur noch außerhalb des Internets.
  • Könnte nie in Berlin wohnen, bin aber gerne Gast. Stolpere durch die Straßen. Probiere hippes Essen, das mir auf YouTube angepriesen wurde. Treffe Lieblingsmenschen, deren Kinder mir Lieblingsfarben und Lieblingstiere mit strahlenden Augen zeigen. Teile Erinnerungen und Momente. Und bin dann auch wieder ein bisschen froh, ins kleine Hamburg zurückzukehren.
  • Seit Monaten wieder Schlafprobleme. Wache früh auf oder werde mitten in der Nacht wach. Wurde schon als Kind durch die Wohnung getragen und wollte nicht zur Ruhe kommen. Hab so viele Tipps ausprobiert. So viel warme Milch mit Honig getrunken. Gewöhne mich an die Augenringe und den Blick ins Grüne, wenn langsam die Sonne aufgeht. Hat auch etwas.
  • Für das Media Lab Bayern durfte ich als Coach für das Thema Produktmanagement im Förderprogramm Media for Peace unterstützen. Das Ziel: Frieden in Krisenregionen mittels Journalismus voranbringen. Mag es zu sehen, wie Ideen über die Zeit und durch Experimente schrittweise an Form gewinnen. Wie das Team miteinander streitet und das Wertversprechen schärft. Auch wenn der Weg teilweise chaotisch und zwischendurch ermüdend sein kann.
  • Social Media durchgespielt. Eine Langeweile, die viele Bekannte mit mir teilen. Trotzdem geht die Hand zum Smartphone und öffnet den nächsten bunten Stream. Nur muss ich jetzt darum betteln, dass die Apps geöffnet werden: one sec interveniert. Mit einer kurzen Pause und der Rückfrage, ob ich das wirklich brauche. Brauche ich nicht. Bildschirmzeit drastisch reduziert.
  • Und plötzlich ist der Keller aufgebrochen. Doch mein Fahrrad will niemand mitnehmen. Vielleicht weil der Hersteller VanMoof pleite ist und der neue Käufer Sportwagen baut. Hab ein bisschen die Sorge, dass ich demnächst weder Ersatzteile bekomme noch die Diebstahlsicherung per App deaktivieren kann.
  • Schon immer hing ich irgendwo zwischen Wirtschaft und Kreativität. Als UX-Designer in einem IT-Konzern. Gedichte liegen neben Notizen von Produktmanagement-Konferenzen. Bin deshalb auch ein großer Fan der Hamburg Kreativ Gesellschaft und ihrer Angebote. Für die nächsten 18 Monate darf ich als Kreativ-Experte unterstützen und Unternehmen verschiedenster Branchen dabei begleiten, Ideen und Produkte zu entwickeln.
  • Eine Runde um den Block. So nenne ich meine Einzelgespräche, bei denen ich erfahre, wie es Kolleginnen gerade geht. Was sie beschäftigt und wo man sich gegenseitig unterstützen kann. Es hilft den Kontext und notwendiges Wissen auszutauschen. Marty Cagan hat hierzu einen guten Artikel geschrieben. Es geht dabei nicht um Rat geben, sondern vielmehr das Gegenüber beim Denken zu unterstützen.
  • Auch deswegen habe ich eine Ausbildung zum systemischen psychologischen Berater begonnen. Denn ich bin davon überzeugt, dass die meisten Konflikte und Probleme (sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld) selbst gelöst werden können, wenn die Perspektive gewechselt wird. Wenn Struktur und Fragen zulassen, dass ich nicht direkt in den Lösungsmodus springe.
  • Könnte ich mir einen Job ausdenken, so würde ich gerne den ganzen Tag mit Menschen spazieren. Dieser Moment, wenn zwischen Fassaden Fassaden fallen. Gemeinsam Erlebnisse geteilt werden. Oder man zufrieden schweigend das Treiben um einen herum betrachtet werden kann. Wenn Pausen nicht unangenehm sind, sondern wertvoll werden.

Apropos Pause: Neben mir steht ein Koffer. Es geht für ein paar Tage in die Natur. Wandern, Radfahren und Schlemmen. Ich wünsche euch einen schönen September!

Weiterlesen

Fragmente 💛 Juni 2023

Die Monate rauschen nur so an mir vorbei. Versuche alles aufzusaugen und Momente mit geliebten Menschen zu verbringen. Finde darin viel Kraft. In Gesprächen und Begegnungen. Und verarbeite die Eindrücke irgendwo zwischen Kleingärten und Kanälen. Zufriedenheit trotz Ungewissheit.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Im Rahmen der Creative Business Academy konnten 120 Kreativschaffende aus Hamburg an ihren Geschäftsideen arbeiten und diese in Richtung Marktreife führen. Die Kreativ Gesellschaft stellte hierzu ein buntes Workshop-Angebot zusammen und verkuppelte die Projekte mit Mentor:innen. Auch ich hatte die Möglichkeit mein Wissen einzubringen – u.a. bei einem Abo-Modell für Programmkinos und einer Community für Cargobike-Fans. Es machte großen Spaß, so früh bei der Ideenerarbeitung mitzuwirken. Impulse geben zu dürfen und selbst Einblicke in völlig neue Branchen zu gewinnen. Bin dankbar für solche Angebote und kann die anderen Initiativen von Herzen empfehlen.
  • Noch nie war ich so flexibel wie seit Beginn meiner Selbstständigkeit. Das beginnt bei den Projektformen und geht bis zum Arbeitsort. Entweder bequem aus dem Homeoffice, vom langen Tisch im betahaus oder direkt an der Elbe. Alternativ kann aber auch ein Hof im Wendland für Abwechslung sorgen. Ein Ding der Möglichkeit war der ideale Ort, um gemeinsam durchzuatmen. Endlose Felder, gemütliche Abende zwischen liebevoll renovierten Gästehäusern und Essen in der Kaoskantine. Pizza im Auenland, Frisbee und Tischtennis.
  • Leider bin ich zu selten südlich der Elbe unterwegs. Gibt es dort doch so viele Stellen zu entdecken. An Land aber auch zu Wasser. Mit dem Floß gelangt man vom Hausboot Hafen in Harburg direkt auf die Süderelbe und entdeckt Schafe auf dem Deich, prunkvolle Villen und verlassene Leuchttürme. Oder man schließt sich über 10.000 Radfahrer:innen an, um aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt zu fahren. Ich war ebenfalls im Süden unterwegs – direkt über die Köhlbrandbrücke, bevor diese vielleicht bald verschwindet. Ein dritter Ausflug führte uns auf die Insel Neßsand. Ein Naturschutzgebiet, das künstlich mit Material aus der Elbvertiefung angelegt wurde und nun Zuhause für viele Tiere geworden ist. Fühlte sich ein bisschen wie Urwald an, direkt vor Blankenese und neben Airbus. Karten für die Überfahrt gibt es jedes Jahr beim Tag der Natur zu gewinnen.
  • Und plötzlich steht ein Pelikan im Garten. Beobachtet verwundert und vielleicht leicht belustigt uns Menschen, wie wir schwitzend in unseren Wohnungen sitzen. In Laptops starren und Excel-Tabellen mit Zahlen fluten.
  • Was passiert, wenn 750 Produktmenschen einen gemeinsamen Tag verbringen? Bei der Product at Heart konnte man mich oft mit einem Grinsen beobachten. Alte Freunde in die Arme schließen, neue Impulse aufsaugen oder einfach neugierig das Treiben beobachten. Schon am Vorabend zur Konferenz vernetzte ein Blind Dinner die Teilnehmer:innen, während die Vorträge Menschen in den Dialog brachte – kaum zu Methodiken sondern viel mehr zu organisationalen Themen wie Ausrichtung, Klarheit und Strategie. Letztendlich entstehen erfolgreiche Produkte in Teams, die Kritikfähigkeit, Vertrauen und Ehrlichkeit zulassen.
  • Stolpere durch die Vorträge der re:publica. Und vermisse die Veranstaltung, denn die Vielfalt an Themen bleibt besonders. War das erste Mal vor 11 Jahren dort. Bereits damals völlig beeindruckt von der riesigen Auswahl und den vielen Gesichtern, die man nur von Twitter kannte. Während der Zeitpunkt für eine Abmeldung im Taubenverein gekommen ist, steht die Anmeldung zur nächsten Runde in Berlin auf meiner Liste.
  • Im Rahmen der re:publica wurde auch ein Projekt vorgestellt, bei dem ich mitwirke. Die Beyond Platforms Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, eine dezentrale Medieninfrastruktur zu etablieren. Gemeinsam mit den großen Medienunternehmen, aber auch allen Produzenten und Teilnehmer:innen des Ökosystems. Als Gegenentwurf zu den Tech-Konzernen, die vertikal integriert den Markt dominieren. Wie das in der Praxis aussehen könnte, erzählte Bertram Gugel von der ARD bei einem Blick hinter die Kulisse.
  • Bin Teil von Hello.Beta, einem Netzwerk für Organisationsentwicklung. Und auch wenn ich zu selten Zeit für die Vorträge habe, so schubsen sie mich immer wieder in neue Themenfelder. Diesmal: Servant Leadership. Eine Haltung bei Führungskräften, welche das Team befähigen soll, Hindernisse aus dem Weg räumt und Selbstorganisation fördert. Finde mich in diesem Konzept wieder, doch kannte die Bezeichnung nicht. Habe Management nie als Karrierestufe gesehen, sondern als Verantwortung für Menschen und das Ergebnis.
  • Wie sehr ich Sprache mag, liest du vielleicht aus meinen Zeilen. Kommunikation verbindet und motiviert bestenfalls. Anne-Kathrin Gerstlauer teilt in ihrem Newsletter TextHacks regelmäßig Impulse und diesmal durfte ich mitwirken: Wie du effektiv mit deinem Team kommunizierst.
  • Generalist oder Spezialist? Auch ich bin oft unsicher, in welche Richtung man sich entwickeln sollte. Gibt es doch aber einen Zwischenweg: Hybrid. Stephan Ango beschreibt die Vorteile dieser Ausrichtung und begründet sie in der Komplexität der Dinge. In Zukunft wird es immer wichtiger sein, diverse Teams zusammenzustellen und ihre Arbeitsweisen zu verstehen: „By becoming a hybrid, you can become greater than the sum of your skills.“
  • Arbeit liebt uns nicht, weshalb Grenzen so wichtig sind. Sarah Esterman stellt fest: „Work is work. Capitalism is going to capitalism. While most of us need jobs so we can have money and health insurance, work is only one aspect of life. And life is really fucking short.“
  • Arbeit kann ein Team auslaugen. Dies gilt es zu akzeptieren. Anzunehmen. Petra Wille teilte ihre Tipps nach einem Jahr Corona – sie gelten immer noch. Meine Beobachtung der letzten Jahre: die eigene Erschöpfung offen vor dem Team zugeben. Im Dialog über die Auswirkungen bleiben und einander zuhören. Und bloß nicht hektisch in einen Aktionismus stürzen.
  • Wenn Künstliche Intelligenz den Unternehmen helfen soll effektiver zu arbeiten, was unterscheidet sie dann von Beratungen wie McKinsey? Diese Frage stellt sich der New Yorker und führt an: „Some might say that it’s not the job of A.I. to oppose capitalism. That may be true, but it’s not the job of A.I. to strengthen capitalism, either. Yet that is what it currently does. If we cannot come up with ways for A.I. to reduce the concentration of wealth, then I’d say it’s hard to argue that A.I. is a neutral technology, let alone a beneficial one.“
  • Wir atmen und wir denken. Beides passiert ständig. Wie ein permanenter Dialog mit uns selbst. Und manchmal kommen wir nicht weiter. Verlieren den Halt. Dies ist etwas Gutes, denn es bringt uns voran. Philosoph René Weiland spricht mit der brand eins über diese „Dezentrierung“ und was uns immer besonders macht: „Künstliche Intelligenz wird aber nie dorthin vordringen, wo es eigentlich interessant wird: in die Untiefen des menschlichen Denkens. Dorthin, wo wir die Einzigartigkeit unseres Selbst und unseres Verhältnisses zur Welt durchspielen.“
  • Höre in letzter Zeit viele Podcasts zur Klimakrise. Schaue Dokumentationen und Interviews, doch werde mein Gefühl der Hilflosigkeit nicht los. Was steht in meiner Macht und wie bekommt man Politik / Unternehmen zum Handeln? Der Druck wächst. Mein innerer Druck auch.
  • Im Rahmen von ProjectTogether durfte ich die Genossenschaft WirGarten Lüneburg kennenlernen. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, ihren über 600 Mitgliedern regionale und klimafreundliche Ernährung anzubieten. Ihre demokratische Struktur gibt jedem Mitglied eine Stimme und verteilt Führung auf alle Ebenen. Dies stärkt Diversität und Verantwortungsgefühl. Seitdem beschäftigt mich das Thema und ich verfolge andere Genossenschaften (Cooperatives) wie Village One oder das Neue Amt Altona. Letzteres schafft einen Kreativstandort, der von seinen Gesellschafter:innen mitgestaltet wird. Das Bauprojekt soll gemeinwohlorientiert und nachhaltig entwickelt werden. Es soll einen Ort für Begegnungen schaffen – deshalb bin ich Mitglied geworden. Möchte ausprobieren, wie Zukunft geht und Wirtschaft anders gedacht werden kann. Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Darauf freue ich mich.

Ich wünsche euch einen schönen Juli. Werde selbst ein paar Tage in Berlin verbringen und eine Weiterbildung starten. Damit es nicht langweilig wird 😉

Weiterlesen

Fragmente 🍦 Mai 2023

Scrolle ich durch die Bilder des Mai, so sehe ich einen Wechsel aus Menschen und Natur. Immer wieder mischt sich ein Eis in die Momentaufnahmen. Da ist ein Gleichgewicht in mir, das sich gut anfühlt. Der Frühling hinterlässt Farben auf meinen Wangen und Armen. Und ich hab ein breites Grinsen im Gesicht.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Vom Waisenkind zum renommierten Politiker. Hamilton ist ein Musical, das Geschichte beeindruckend intensiv erzählt und dabei auf eine Mischung aus Rap und Balladen setzt. Hatte große Angst vor einer deutschen Übersetzung, aber es klappt und machte großen Spaß.
  • Einfach spontan in den Zug setzen und nach Kiel fahren. Freunde besuchen. Am Wasser entlang spazieren. Bin ein großer Fan vom Deutschlandticket. Die nächsten Ausflüge gehen nach Lübeck, Cuxhaven und Bremen.
  • Zwischendurch hilft ein Reset. Jedenfalls rede ich mir das ein und habe mal wieder eine Saftkur gemacht. Die ersten beiden Tage sind anstrengend, danach fühle ich mich deutlich besser. Konsequent gesunde Ernährung hilft sicher mehr, aber ich mag Pommes und Eis. Ist also vielleicht doch mehr etwas fürs Gewissen.
  • Mittlerweile habe ich ChatGPT in der bezahlten Version ständig als Tab geöffnet. Wie eine Art Sparringspartner. Lasse mir Fragen zu Konzepten stellen oder eigene Gedanken aus unterschiedlichen Perspektiven hinterfragen. Ich werde dadurch nicht unbedingt kreativer, aber in zähen Momenten werde ich geschubst. Zudem lösen die Plugins einige Probleme: So wird fehlendes Wissen und Halluzination reduziert, wenn das Internet oder ausgewählte Dienste angesprochen werden können. Das geht zwar noch recht langsam, aber klappt. Auch lassen sich private Informationen zukünftig aufgreifen, ohne dass Sprachmodelle trainiert werden müssen. Entscheidet man sich für einen offenen Standards bei den Plugins (wie z.B. bei Podcasts), so könnte ein spannendes Ökosystem entstehen – auch abseits von OpenAI.
  • Mag die Intimität von Podcasts. Plötzlich sitze ich in einem fremden Wohnzimmer und höre Menschen zu, wie sie über Leidenschaften, Gefühle oder ihre Beziehung sprechen. In Familiy Feelings stellt sich schnell ein Gefühl von Vertrautheit ein. So spricht das Paar zum Beispiel über Streit und den Wunsch, einfach nur in den Arm genommen zu werden. Kenne ich. Fühle ich. Bei „Alles gesagt“ spricht Podcast-Produzentin Maria Lorenz-Bokelberg über genau diesen Safe Space, der beim Hören entstehen kann.
  • Und wieder ein neues Tool für meine Notizen. Nach meinem Wechsel von Notion zu Obsidian, hat es mir jetzt Reflect angetan. Es vereint eine Art Tagebuch-Funktion mit AI-Funktionalitäten. So kann ich weiterhin Notizen miteinander verknüpfen und die dabei entstehenden Netzwerke auf einer Karte betrachten, gleichzeitig lassen sich aber über GPT-4 und Whisper jederzeit Texte ergänzen oder zusammenfassen und Gedanken ganz einfach diktieren. Am Laptop oder dem Smartphone. Mir gefällt auch das Interface deutlich besser. Alle Daten sind verschlüsselt, die Browser-Erweiterung ist hilfreich und ausgewählte Notizen lassen sich mit einem Klick teilen. Bin gespannt, wie lange ich Reflect treu bleibe.
  • Denke oft über das Thema Skalierbarkeit nach, wenn es um meine Selbstständigkeit geht. Was könnte ich anbieten, das nicht nur auf dem Prinzip Zeit gegen Geld basiert? Dabei wird mir aber auch immer wieder bewusst, dass schöne Dinge nicht skalieren. Freundschaften, Liebe, Nähe, Austausch.
  • Mit dem Rad durch Lokstedt. Viel grün, nicht enden-wollende Kleingärten, der Grünzug und schöne Villen im Zylinderviertel. Hamburg ist so eine schöne Stadt, wenn die Sonne scheint. Hippe Menschen mit OMR-Bändchen fluten die Cafés und ich sitze irgendwo im Park. Höre alte Alben von Samy Deluxe. Das Leben ist gut.
  • Oder auch nicht. Luisa Neubauer steht vor tausenden Marketing-Expertinnen und Kommunikations-Spezialisten. Beschreibt erneut, wie um uns herum viele kleine Welten zerbrechen. Wir grüne Märchen erzählen. Uns und den anderen. Greenwashing und Öko-Bullshit. Vor uns liegen sieben Jahre, die vieles entscheiden werden. Wo war ich? Was habe ich gemacht? Und wofür habe ich meine Arbeitszeit investiert? Ist nicht das erste Mal, das mich diese Fragen abends wachhalten werden.
  • Es gibt wenige Newsletter, auf die ich mich freue. Dense Discovery ist einer davon. Und Christel’s Corner. Zuletzt berichtet Christoph davon, dass Digitalprodukte für ihn an Bedeutung und Spaß verloren haben. Bemerke eine ähnliche Tendenz und versuche mich vom Gegenteil zu überzeugen. Bisschen doof, wenn man in dieser Industrie arbeitet. Gleichzeitig vielleicht auch notwenig, wenn es darum geht echte Probleme zu lösen. Und nicht nur Aufmerksamkeit zu generieren oder Zeit totzuschlagen.
  • Mal wieder hat nextMedia.Hamburg eingeladen. Diesmal zum Journalismus Camp. Unterschiedlichste Gründerinnen und Unternehmer gaben einen Einblick in ihre Häuser. Ich genieße diesen Perspektivwechsel und den Austausch mit Menschen aus der Branche. Hängengeblieben: Khesrau Behroz über den Wechsel aus der Beratung in de Podcast-Welt und Sophie Coe über kuratierten internationalen Journalismus in der App informed.
  • Als Produktmanager ist es oft meine Aufgabe, dass alle beteiligten Personen ein gemeinsames Verständnis teilen. Egal ob sie Teil des Teams sind oder in einer anderen Beziehung zum Produkt stehen. Dabei helfen mir Frameworks, um strukturiert Fragen zu stellen und Zusammenhänge oder Lücken aufzuzeigen. Petra Wille setzt auf den Decision Stack, der eine Visualisierung der gesamten Organisation erlaubt.
  • Mein vielleicht bestes Konzert (neben dem Heimspiel der Fantastischen Vier und zahlreiche Gitarrenkonzerte von Maeckes) war Casper & Materia auf der Waldbühne. Als ich nun aber den Mitschnitt vom letzten KUMMER-Konzert sah, war ich etwas neidisch. Was muss das für eine tolle Stimmung gewesen sein – irgendwo zwischen Randale und traurigem Rap. Zum Glück gibt es einen Mitschnitt in der ARD Mediathek inkl. Doku.

Sodele, das war es für diesen Monat. Ich wünsche euch einen schönen Juni. Und falls du Lust auf eine Kugel Eis hast und mit mir um den Block laufen magst, melde dich gerne. Ich würde mich freuen 🙂

Weiterlesen

Fragmente 😎 April 2023

Mit dem Rad planlos durch das Viertel. Die Augen leicht zusammengekniffen. Erste Warteschlagen vor den Eisdielen. Wie habe ich den Frühling vermisst. Verabrede mich spontan auf Kaltgetränke im Freien, wo wir Kinder beim Fangen beobachten und lautes Lachen die Gehwege einnimmt. Atme durch und bin zufrieden. So sehr der Winter, das Grau und so manches Projekt an den Kraftreserven gekratzt haben, so sehr freue ich mich auf die kommenden Wochen.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Das erste Eis. Pistazie. Überlege mir eine Eismaschine zu kaufen. Bin aber zu gerne die Person, die beim Schlendern in der Gruppe spontan einen Umweg zur nächsten Eisdiele erzwingt.
  • Als Mentor bei der Creative Business Academy darf ich Projekte auf dem Weg zur Marktreife unterstützen. Dabei ertappe ich mich aber selbst, wie oft ich von den Teilnehmer:innen lerne. Mit welcher Leidenschaft sie ihre Ideen antreiben und teilweise naiv Themen vernachlässigen, damit sie vorankommen. Tunnelblick. Etwas, das ich mir für mich wünsche.
  • Spazieren ist die Lösung für Vieles. Morgens Zähne putzen und erstmal raus. Eine Runde um den Pudding. Egal welches Wetter. Hauptsache Bewegung und Musik.
  • Bin nun offiziell Gassi-Geher im Tierheim und fühlte mich schon lange nicht mehr so unerfahren. Weil ich es bin. Kann Hunde im Büro kraulen und für mich gewinnen. Aber 90 Minuten durch das Niendorfer Gehege gezogen zu werden und jedes Mal einen neuen Hund mit seiner Geschichte zu treffen, bringt mich ans Limit. Sagt auch die Pulsuhr. Trotzdem ein schönes Gefühl.
  • Mag mich nicht mehr im Spiegel sehen. Die Alopecia Areata kommt und geht. Momentan trampelt sie wieder fleißig. Fast beide Augenbrauen verschwunden. Kann zuschauen, wie große Stellen am Kopf kahl werden. Hatte als Jugendlicher oft mit meinem Aussehen zu kämpfen und fühle mich nun mit Mitte Dreißig daran erinnert. Probiere nun alles, was entzündungshemmend sein soll.
  • Was macht ein Psychologe, dem es schlecht geht? Der seine Frau verloren hat und nun irgendwie zurückfinden muss? Shrinking erzählt die Geschichte von Jimmy, der fortan dazu über geht, seinen Patient:innen die Wahrheit zu sagen. Lustig und gefühlvoll. Erinnert mich irgendwie an Scrubs – auch wegen der guten Musik.
  • Ähnliches Thema, ganz anders gemacht. In Safe bekommen wir einen Einblick in die Kinder- und Jugendtherapie. Und das entstehende Spannungsfeld zwischen Zuhören und Begleiten. Wie würde es uns gehen, wenn jeder Mensch die Möglichkeiten einer Therapie hätte.
  • Sitze im Café mit Laptop, neben mir wird eine NFT Drop-Strategie diskutiert. Hinterfrage an manchen Tagen mein Leben in der Digitalbranche. Hier werden Produkte und Angebote diskutiert, für die es kein Problem gibt. Und wenn, dann steht es in keiner Relation zu den Themen, die uns als Gesellschaft beschäftigen.
  • Matze Hielscher führt Gespräche. Anders als Journalisten. Offen, neugierig und manchmal naiv. Ich höre fast jede Folge seines Podcasts. Ulrike Herrmann ist im Kopf geblieben. Was passiert, wenn wir nicht mehr produzieren und konsumieren? Wir fallen. Kapitalismus ist an seiner Grenze angekommen. Wir müssen uns verkleinern.
  • Ich durfte verdammt viel bei brand eins lernen und habe versucht, an vielen Stellen die nächste Etappe mitzugestalten. Deshalb ist es schön zu sehen, wie sich das Portfolio verändert und die Teams mit tollen Partner:innen neue Wege betreten. Die Standortinitiative nextMedia gewährt einen kleinen Einblick in die Marzipanfabrik.
  • Kündigungen bei XING. Traurig zu sehen, wenn einzelne Personen gehen müssen, weil das System die Veränderung nicht schafft. Aber warum trennt man sich von User Experience und Research, wenn man als Marke neue Zielgruppen für sich gewinnen möchte?!
  • Trennungen führen zu Schmerzen. Erzeugen ein Ungleichgewicht. Und trotzdem sind sie oft der notwendige nächste Schritt. Fatoni singt dankbar darüber. Freue mich sehr auf sein neues Album und seinen Auftritt beim Molotow Backyard Open Air.
  • Bin kein großer Gamer. Aber The Last of Us mochte ich. Die dazugehörige Serie greift die postapokalyptische Stimmung auf, denkt die bekannten Handlungsstränge von Joel und Ellie weiter.
  • Ich liebe Musik, Texte & Melodien. Fabian Römer – Wie groß?
  • Christoph spricht von der Half Assed Era. Einer Zeit, in der alles nur halbherzig gemacht wird. Ertappe mich mit ähnlichen Gefühlen. Muss mich immer wieder zwingen, etwas ganz durchzuziehen. Mag lieber trödeln und ins Grüne starren.
  • Vor einem halben Jahr habe ich ein Buch veröffentlicht: Einweggedanken. Nun gab es die erste Abrechnung. 82 verkaufte Exemplare und knapp 70 Euro Erlöse, die an die Deutsche Depressionshilfe gingen. 🙏

Ich wünsche dir einen tollen Frühling.

Weiterlesen

Fragmente ✌️ Februar 2023

Seit Tagen tänzele ich um diesen Beitrag. Hab irgendwie keine Lust. Und das, obwohl ich sehr gerne schreibe und mir der monatliche Rhythmus gut tut, um Gedanken zu ordnen. Fragmente der letzten Wochen festzuhalten. Doch werden die Texte immer länger. Ausführlicher. Detaillierter. Eine Art Hausarbeit. Und die mochte ich schon im Studium nicht wirklich. Deshalb ändere ich heute etwas das Konzept. Teile wie gewohnt mit euch Eindrücke und Gedanken. Aber in kurzer Form. Motiviert und inspiriert von Christoph.

  • Mein erstes Mal bei einer Stand-Up Comedy Show. Und mein erstes Mal im Birdland. Eine schöne Atmosphäre, trotz ständiger Angst in der ersten Reihe angesprochen zu werden. Bin damit aber nicht allein. Ein bisschen Fremdscham. Schöner derber Humor. Und leider viel zu wenige Frauen auf der Bühne.
  • Ertappe mich dabei, wie ich meine Zeit und Arbeit viel bewusster beobachte. Jetzt, wo es kaum mehr Vorgaben von außen gibt. Keine Anwesenheitspflichten oder Regeltermine. Probiere verschiedene Tagesstrukturen aus. Mache Pausen, wenn der Kopf rauscht oder die Sonne scheint.
  • Mittlerweile ist Obsidian mein Ort für Notizen und Gedanken geworden. Mag, dass alles lokal ist. Und es sich im Gegensatz zu Notion viel schneller anfühlt. Auch Templates und Dateien landen in dieser Struktur, welche sich an der Zettelkasten-Methodik orientiert. Und da es alles lokale Dateien sind, lassen sie sich weiterhin mit Raycast oder im Google Drive durchsuchen. Bin damit sehr zufrieden.
  • Co-Working klappt für mich nur bedingt. Es tut gut, morgens einen Weg zurückzulegen. Tausche mich gerne mit den Menschen im betahaus aus. Am langen Tisch. Aber fühle mich unwohl, Meetings auf der großen Fläche oder in kleinen Telefonboxen zu machen. Das führt dazu, dass ich teilweise für zwei Stunden und ein Mittagessen auf die Sternschanze fahre. Und danach wieder ins Homeoffice umziehe. Ungewohnt, aber erfüllt seinen Zweck.
  • Beziehung ist Arbeit. Ein ständiger Dialog. Scenes From a Marriage erzählt vom Zerbrechen einer Beziehung. Von unerwiderten Gefühlen und falschen Annahmen. Die Serie machte mich an manchen Stellen wütend und an anderen Stellen traurig.
  • Stehe am Bahngleis und spüre die Sonne im Gesicht. Irgendwo kurz vor Schleswig-Holstein. Der Kopf rattert nach einem 50-Minuten-Gespräch mit mir selbst. Manchmal macht Therapie müde. Manchmal leer. An diesem Tag war ich glücklich. Über die vielen Schritte und Tränen. Merke, wie ich Muster viel früher erkenne. Und mir selbst mehr Verständnis entgegenbringe. Dafür lohnt sich jedes Rattern und jede Fahrt in die Vorstadt.
  • Mit dem Sprung in die Selbstständigkeit nehme ich mir auch mehr Zeit für Experimente. Engagiere mich als Mentor bei ADPList, begleite Projekte der Kreativ Gesellschaft und teile Erfahrungen beim Innovator Circle von nextMedia.Hamburg. So lange es kleine Bühnen und geschützte Räume sind, fühle ich mich dabei sehr wohl.
  • Bis auf kurze Ausschnitte und Tik-Tok-Schnipsel, kante ich wenig von Billie Eilish. Die Dokumentation auf AppleTV hat mich aber sehr berührt. Eine talentierte Jugendliche, die vom plötzlichen Erfolg überschwemmt wird. Ehrlich mit ihren Gefühlen und Fans umgeht. Im Kinderzimmer mit ihrem Bruder ihre Gefühlswelt ausbreitet, verarbeitet und festhält. In den Armen ihrer Familie. Mag die kurzen Sätze und harten Bilder. Die Nähe, die ich beim Hören spüre. Die Melodien, die mich zum Abschweifen bringen. Gerade läuft „everything i wanted“.
  • jerks hat wieder begonnen. Die letzte Staffel. Eine der wenigen deutschen Produktionen, die ich wirklich mag – neben Die Discounter und Dark. Dieser stumpfe Humor, ganz nah an der Grenze zur Scham. Diese trotteligen Situationen. Und das ständige Hin und Her zwischen Christian Ulmen und Fahri Yardim.
  • Verbringe wieder viel zu viel Zeit auf Tik Tok. Bekomm die Lieder nur schwer aus dem Kopf. Und die App nur für kurze Zeit gelöscht. Möp. Akzeptiere diese Momente, in denen ich einfach treibe.

Fühlt sich gut an. Diese Flut an Momenten und Eindrücken ungeordnet zu teilen. Sie nochmal kurz wertschätzen zu dürfen.

Habt einen schönen März! ✌️

Und falls du noch etwas Zeit hast, folgen hier meinen Twitterperlen.

Weiterlesen