Den MĂ€rz hatte ich mit einem GefĂŒhl zusammengefasst: MĂŒdigkeit. Und damit scheine ich nicht alleine zu sein. Es tut verdammt gut, dass wir mittlerweile deutlich ehrlicher ĂŒber diesen Zustand sprechen. Mit Freunden, aber auch auf der Arbeit. Wo zu oft eine Fassade aufrecht erhalten wird: Wir mĂŒssen abliefern und Leistung erbringen. DafĂŒr erhalten wir ein Gehalt. SchwĂ€chen zeigen macht angreifbar. Ersetzbar. Auch ich habe lange Zeit nicht begriffen, wieviel Energie dieser Automatismus frisst. Diese Leere am Feierabend â ausgelaugt vom Ăberspielen.
Mittlerweile habe ich viel mehr Respekt vor Ehrlichkeit im Job. Wenn ich das GefĂŒhl habe, jemand gibt sich MĂŒhe â hat aber wie alle seine bzw. ihre Phasen, in denen es schwer fĂ€llt. Ein klarer Weg nicht wirklich erkennbar ist. Dieses GefĂŒhl möchte ich aushalten. Nicht direkt Lösungen und Strategien entwickeln, sondern akzeptieren. Gehört alles dazu. đ€
Kurt Krömer ist auch nur eine Fassade. Eine Kunstfigur von Alexander Bojcan. Umso schöner finde ich es, wie er in den letzten Folgen von Chez Krömer mich als Zuschauer hinter diese Rolle blicken lĂ€sst. Im GesprĂ€ch mit Torsten StrĂ€ter erzĂ€hlt er von seiner Depression. Seiner stationĂ€ren Behandlung in einer Zeit, wo jeder daheim mit sich ringt. Er lĂ€sst NĂ€he zu, konfrontiert dann aber in der nĂ€chsten Folge Frauke Petry oder wundert sich ĂŒber Thomas Hornauer. Ein Wechselbad aus GefĂŒhlen đ
Ăhnlich wechselhaft erlebte ich Roman âImmer noch wachâ von Fabian Neidhardt. Der Protagonist erhĂ€lt eine Diagnose. Eine von diesen Diagnosen, die alles verĂ€ndert. Die in einem Hospiz enden soll. Also den Tod bedeutet. Die Geschichte packte mich von Anbeginn â riss mich durch unterschiedlichste GefĂŒhle. Links. Rechts. Oben. Unten. Kurz grinst man, um nur wenige Seiten spĂ€ter wieder tieftraurig aus dem Fenster zu starren. Ich mag das. Und ich mag Fabian, den ich persönlich kenne. Ich mag die Vorstellung, wie er die Idee nach und nach ausgearbeitet hat. Und nun durfte ich sie fĂŒr mich entdecken. Sie in meiner FĂ€rbung durchleben. â
Ăberhaupt braucht es mehr Geschichten, die uns ĂŒberfluten. Uns so zwingen darĂŒber nachzudenken, was ein Ereignis mit uns persönlich oder als Gemeinschaft machen wĂŒrde. Ein Artikel bei 1E9 geht noch einen Schritt weiter und fordert mehr Dystopien. Was wĂ€re, wenn wir viel öfter auch schlimme Szenarien im Kopf, auf dem Bildschirm oder im Theater durchspielen wĂŒrden? Wenn wir bereits im Vorfeld spĂŒren könnten, was das mit uns machen wĂŒrde. Eine Art Simulation in unseren Gedanken. Und bestenfalls ein Weckruf, der uns ins Handeln bringt.
âJunge Erwachsene beschrieben, wie das âwirklich rebellische GefĂŒhlâ dystopischer Fiktion sie wĂŒtend und bereit zum Handeln machte und ihnen das GefĂŒhl gab, dass auch normale Menschen âden Status quo herausfordernâ und âgegen das System rebellierenâ könnenâ
Calvert W. Jones und Celia ParisÂ
Keine Dystopien, sondern leider reale Begebenheiten erzĂ€hlt der Podcast Darknet Diaries. Ich persönlich bin kein groĂer Fan von True Crime. Möchte nicht stĂ€ndig von Mord und Habgier lesen oder hören. Anders ist dies bei virtuellen Verbrechen â wer einmal gehackt wurde oder sich sowieso mit der Materie IT beschĂ€ftigt, weiĂ wie schnell Systeme zweckentfremdet werden können. Aber auch ohne direkten Bezug zum Thema sind die Folgen ĂŒberaus spannend und eindringlich erzĂ€hlt. Sie zeigen, wie fragil Systeme sind, welchen Wert Daten haben und was Cyberkriminelle antreibt. đŸ
Sodela. Geschafft. Wieder ein Monat rum. Wir alle im Wartemodus. Musik macht diesen ein bisschen ertrÀglicher. Trotz Handbremse.
Noch mehr gute Musik? Gibt es in meiner Spotify-Playlist. âïž
Lucas sagt:
Möchte nur kurz anmerken, dass ich diese Fragmente immer sehr gerne lese -vermutlich auch weil ich mich sehr oft wiedererkenne. Werde mir die Grundidee fĂŒr meinen eigenen persönlichen Blog adaptieren, Danke fĂŒr die Inspiration. <3
2. Mai 2021 — 17:13
andreasspiegler sagt:
Freut mich sehr, danke đ
2. Mai 2021 — 18:02