Man denkt ja immer, dass sich Dinge nicht wiederholen können. Vor drei Jahren war ich zum ersten Mal bei Z2X. Einem Format, bei dem ZEIT ONLINE junge Visionäre im Alter zwischen 20 und 29 Jahren einlädt. Es war unfassbar bereichernd. Auf so vielen Ebenen. Und dieses Jahr durfte ich nochmal dabei sein, bevor mich der Türsteher nächstes Mal nicht mehr reinlässt.

Ein altes Krematorium im Berliner Ortsteil Wedding. Weiße Taschen. Rote Bänder. So unterschiedliche Menschen. Sitze auf der Wiese des silent green Kulturquartiers. Links von mir ein alter Freund aus Hamburg. Rechts von mir ein Mensch, der vielleicht bald zu meinen Freunden zählt. Wir reden über Schubladen und wie man sie aufbricht. Über Vergeben. Ein bisschen Arbeit. Ein bisschen Liebe. Immer wieder über Jahre, die noch vor uns liegen. Um uns herum so viele neugierige Menschen, die offen über ihre Erfahrungen sprechen. Keine Berührungsangst, dafür den Kopf voller Fragen und noch mehr Ideen.

(Foto: Zeit Online)

Ich merke, wie ich sowas vermisst habe. Kein Projektplan, der die nächsten Schritte vorgibt. Dafür unterschiedlichste Optionen, die mich dazu bringen alles auf den Kopf zu stellen. Was erwarte ich von meiner Arbeit? Was ist überhaupt Arbeit für mich? Mit wem möchte ich alt werden? Was kann ich tun, damit meine Kinder wie ich im Wald ihre Lager bauen können? Kurze Blitzvorträge geben Impulse, aber am meisten Gedankenfutter ziehe ich aus diversen „Frag mich alles“-Runden. Mit Menschen, die nicht eine Berufung haben, sondern ihr Leben als Mosaik sehen. So oft habe ich mich selbst dafür kritisiert, dass ich nicht diese eine Leidenschaft habe. Sondern mich für viele Dinge interessiere. Anderen geht es genau so. Spreche mit Firmengründern, die keinen Plan wollen. Nur eine Vision. Und dabei immer wieder stolpern. Dies akzeptieren und zulassen. Darüber sprechen. Offen und ehrlich. Immer wieder stehenbleiben. Keiner kennt den geheimen Trick, der alles löst. Aber so viele wollen etwas verändern. Das tut gut zu sehen. Auch wenn es einen aufreibt. Umtreibt. Antreibt.

Ja, es ist eine Blase, in der sich diese Konferenz bewegt. Aber dennoch versuchen Nadeln diese immer wieder zu durchdringen. Wie auf dem Platz vor der Dönerbude, wo wir abends noch sitzen. Wo unterschiedliche Sprachen doch nur ein Ziel verfolgen: Austausch. Miteinander. Wir schauen neugierig in die Gesichter. Kommen ins Gespräch. Werden auch schräg angeblickt. Verständlich. Uns geht es sehr gut in unserer Blase, auch wenn der Lärm um uns herum lauter wird. Wie kann ich mehr zurückgeben? Teil des Ganzen werden? Eine Frage, die ich mit nach Hause genommen habe. Nicht jeder wird in eine reiche Familie geboren. Nicht jeder hat das Glück mitgezogen zu werden. Nicht jeder hat die Stärke sich gegen Hate Speech zu wehren. Nicht jeder hat jemanden. Zum Reden. Zuhören.

(Foto: Zeit Online)

Ich bin diesem Format sehr dankbar. Es umarmt mich. Es öffnet mir in die Augen. Es tritt mir in den Magen. Zeigt mir, dass es sich lohnt nicht alles zu akzeptieren. Wünsche zu artikulieren und darüber zu sprechen. Gemeinsam unterschiedlichste Blickwinkel einzunehmen. Das klingt alles so groß. Aber es ist die Grundlage. Und so einfach. Als Kind war ich neugierig. Offen. Heute hat man seine Meinungen. Seine Bilder. Und die gilt es regelmäßig zu hinterfragen. Hierfür ist Z2X ein toller Rahmen.