Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

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In Ihrem Haus

Man sitzt auf einer Parkbank. Beobachtet das Treiben. Verfolgt einzelne Personen. Lässt sich Geschichten einfallen. Verwirft diese wieder. Steht irgendwann auf und geht zu einem anderen Ort. So sollte es sein. Der 16-jährige Schüler Claude geht einen anderen Weg. Im Film “In Ihrem Haus” beschreibt er das Leben eines Klassenkameraden. Indem er sich in sein Leben einschleicht.

Dazu kommt es, nachdem sein Literaturlehrer die Leidenschaft fürs Schreiben in ihm weckte. Claude will immer mehr erfahren. Ergänzt seine Beobachtungen Kapitel für Kapitel. Und sein Lehrer folgt den Episoden gespannt. Gibt ihm Ratschläge, wie er den Leser fesseln kann. Es entwickelt sich ein spannender Thriller, bei dem niemals klar ist, was wahr und was erlogen war. Der Zuschauer liefert sich der Erzählung aus. Und geht mit mehr als einer offenen Frage aus dem Kino. Ein toller Film. Ein Film, der mich wieder motivierte, mehr zu schreiben. Zu Beobachten. Lange Texte zu veröffentlichen. Geschichten zu skizzieren und dem Leser den Feinschliff zu überlassen. (Review auf Zeit Online)

140 Zeichen. Zuwenig für mich.

I’ve realized—Twitter is outsourced schizophrenia. I have a couple hundred voices I have consensually  agreed to allow residence inside my brain. (Adam Brault)

Ich bin kein großer Fan von Twitter. Das hat verschiedene Gründe. Persönliche Gründe. Und auch dienstbedingte Gründe. Relativ früh habe ich damit begonnen zu twittern, um Bloggern privat zu folgen. Langweilige Abende zu überstehen. Der private Austausch stand im Vordergrund. Nebenbei informierte ich mich über technologische Entwicklungen. Gadgets. Oder Tagesgeschehen. Der Dienst wurde bekannter. Wurde überall integriert und mit der Zeit bildeten sich verschiedene Lager. Innerhalb dieser Lager gibt es – so empfinde ich das jedenfalls – einen hohen Konkurrenzkampf. Favstar, Statistikwerkzeuge und so weiter. Dinge, bei denen man aber nicht mitmachen muss.

Was ich mehr bedauere, ist dass der Dialog nur zwischen wenigen Personen geschieht. Überhaupt möglich ist. Nicht zu vergessen, dass Twitter auch kein Dienst ist, um zu diskutieren. Gespräche zwischen zwei Personen werden sehr schnell unübersichtlich. Die geforderte Knappheit der Zeichen und menschliche Verhaltensweisen führen dazu, dass andere Interessierte eiskalt ignoriert werden. Twitter-Elite und so. Ich will mich da überall nicht einmischen. Jeder hat seine Gründe, aber im Laufe der letzten Monate habe ich für mich selbst gemerkt, dass ich die besten Gespräche außerhalb von Twitter führe. 

Ein weiteres Problem ist der ständige Lärm. Die Timeline schläft nie. Hunderte Tweets rauschen an mir vorbei. Hunderte Stimmen schreien. Pöbeln. Sind witzig. Versuchen witzig zu sein. Wiederholen Themen. Bekriegen sich mit Hashtags. Eine Priorisierung von Inhalten ist nur schwer möglich. Ich könnte selektieren, dann verpasse ich aber Belangloses, das auch sein Reiz hatte. Und so verliert Twitter für mich persönlich an Relevanz und Nutzen.

Ich bevorzuge im Moment wieder vermehrt Blogs und Aggregatoren. Steuere Nachrichtenseiten und Online-Magazine an, um an Artikel zu kommen. Klicke mich durch Empfehlungen auf Quote.fm und versuche über Blogs und deren Blogrolls spannende Themen zu entdecken. Und das reicht mir. Wenn ich zu ortsbezogenen Themen oder aktuelle Informationen zu Geschehnissen brauche, dann nutze ich Twitter. Ansonsten bleibe ich bei Blogs und ihren Kommentaren. Oder eben Veranstaltungen. Mit der Möglichkeit, richtig zu diskutieren. Aber 140 Zeichen sind mir einfach zu wenig. Tut mir Leid.

Update: Chris Williams beschrieb auf der JSConf EU 2012, weshalb er sich komplett zurückgezogen hat. Sehenswert

Verlieben.

Sitze in der Bahn. Die Kaputze wärmt von außen. Die Musik von innen. Maeckes. Celina. Verliebt darin geliebt zu werden. Ich mag etwas über diese Phase schreiben. Verlieben. Der Moment, in dem sich langsam dein Mittelpunkt verschiebt. Nach draußen. Du selbst verlierst an Bedeutung. Verlierst dich in einer Person, die dir das schenkt, was du zuvor nicht kanntest. Blicke. Berührungen. Gedanken. Bei jedem anders. Unterschiedlich. Tauchst jede deiner Poren in lilabuntes Glück. 

Ich glaube, man verliebt sich nur ganz selten. Vielleicht zweimal im Leben. Alles andere sind Streiche, die dir dein Verstand spielt. Weil er wieder lieben möchte. Weil ihm etwas fehlt oder er ablenken möchte. Von sich selbst. Und irgendwann merkt man, dass dieses scheinbar große Gefühl zerbricht. Die Farben um einen herum wieder kräftiger werden. Man zu sich findet. Und weitergehen möchte. Alleine. Leben. Bis eines Tages alles anders kommt. Dein Herz stolpert. In die Arme einer anderen Person. Oder den wärmenden Schoß deiner Selbst. 

Ein paar Gedanken. Momente in Buchstabenform. Einweggedanken. Heute so. Morgen wieder ganz anders.

Interweb

Now, this is my life. Not the apartment or the city or travel, but the laptop I’m typing on. We are alone together, again.

Alex Payne schreibt über das Internet. Wie es nach und nach Dinge in sein Leben gebracht hat. Und wie diese Dinge auch wieder verloren gingen. Mails werden archiviert. Profile aufgeräumt und Kontaktanfragen abgelehnt. Unzählbar viele Individuen, die unterschiedlichste Rollen ausprobieren. Ein großer Spielplatz, auf dem die Schaukel leise quietscht.