I’ve realized—Twitter is outsourced schizophrenia. I have a couple hundred voices I have consensually  agreed to allow residence inside my brain. (Adam Brault)

Ich bin kein großer Fan von Twitter. Das hat verschiedene Gründe. Persönliche Gründe. Und auch dienstbedingte Gründe. Relativ früh habe ich damit begonnen zu twittern, um Bloggern privat zu folgen. Langweilige Abende zu überstehen. Der private Austausch stand im Vordergrund. Nebenbei informierte ich mich über technologische Entwicklungen. Gadgets. Oder Tagesgeschehen. Der Dienst wurde bekannter. Wurde überall integriert und mit der Zeit bildeten sich verschiedene Lager. Innerhalb dieser Lager gibt es – so empfinde ich das jedenfalls – einen hohen Konkurrenzkampf. Favstar, Statistikwerkzeuge und so weiter. Dinge, bei denen man aber nicht mitmachen muss.

Was ich mehr bedauere, ist dass der Dialog nur zwischen wenigen Personen geschieht. Überhaupt möglich ist. Nicht zu vergessen, dass Twitter auch kein Dienst ist, um zu diskutieren. Gespräche zwischen zwei Personen werden sehr schnell unübersichtlich. Die geforderte Knappheit der Zeichen und menschliche Verhaltensweisen führen dazu, dass andere Interessierte eiskalt ignoriert werden. Twitter-Elite und so. Ich will mich da überall nicht einmischen. Jeder hat seine Gründe, aber im Laufe der letzten Monate habe ich für mich selbst gemerkt, dass ich die besten Gespräche außerhalb von Twitter führe. 

Ein weiteres Problem ist der ständige Lärm. Die Timeline schläft nie. Hunderte Tweets rauschen an mir vorbei. Hunderte Stimmen schreien. Pöbeln. Sind witzig. Versuchen witzig zu sein. Wiederholen Themen. Bekriegen sich mit Hashtags. Eine Priorisierung von Inhalten ist nur schwer möglich. Ich könnte selektieren, dann verpasse ich aber Belangloses, das auch sein Reiz hatte. Und so verliert Twitter für mich persönlich an Relevanz und Nutzen.

Ich bevorzuge im Moment wieder vermehrt Blogs und Aggregatoren. Steuere Nachrichtenseiten und Online-Magazine an, um an Artikel zu kommen. Klicke mich durch Empfehlungen auf Quote.fm und versuche über Blogs und deren Blogrolls spannende Themen zu entdecken. Und das reicht mir. Wenn ich zu ortsbezogenen Themen oder aktuelle Informationen zu Geschehnissen brauche, dann nutze ich Twitter. Ansonsten bleibe ich bei Blogs und ihren Kommentaren. Oder eben Veranstaltungen. Mit der Möglichkeit, richtig zu diskutieren. Aber 140 Zeichen sind mir einfach zu wenig. Tut mir Leid.

Update: Chris Williams beschrieb auf der JSConf EU 2012, weshalb er sich komplett zurückgezogen hat. Sehenswert