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Warum bietet Amazon kein Bezahlsystem für den Journalismus an?

Journalismus im Onlinezeitalter bezahlen. Eine Frage, die gefühlt seit Jahren diskutiert wird. Wie soll es gelingen, hochwertige Reportagen und Inhalte einfach zugänglich zu machen – den Autor sowie Distributor aber angemessen zu entlohnen. Folge 203 des Podcasts CRE beschäftigt sich unter anderem mit dieser Frage. 

Ich selbst stelle mir gerade die Frage, weshalb Amazon kein System anbietet. So hat das Unternehmen einerseits eine Größe/Relevanz, die es ihm erlauben würde zahlreiche Verlage und Online-Magazine an einen Tisch zu bringen. Sie haben mit ihrem Portal eine Plattform, die heute schon erste Anlaufstelle für Einkäufe ist. Egal ob Bücher, Musik oder Kühlschränke. Ich nehme an fast jeder hat einen Account. Verknüpft mit einer Bezahlmethode. Und zudem bieten sie den Kindle an – ein Lesegerät und gleichzeitig einen einfachen Zugang zum Amazon Ökosystem…

Amazon könnte also kostenlos ein Paywall-Framework für Unternehmen und Privatpersonen bereitstellen, das eine Bezahlung mit einem Klick erlaubt. Ein Flatrate-System wäre ebenfalls denkbar (für Amazon-Prime-Nutzer, etc.). Der Nutzer braucht kein weiteres Benutzerkonto anlegen. Der Autor erhält einen festen Anteil des von ihm veranschlagten Betrages. Nach dem Kauf ist zudem der Artikel direkt auf meinem Kindle verfügbar, welches ebenfalls als Archiv dienen kann und jederzeit mit passenden Magazinen oder Büchern verknüpft werden kann. Amazons Lesegerät würde so einen großen Mehrwert erhalten und auf gewisse Weise Medienbrüche verhindern.

Und warum bietet ihr dann nicht gleich eine Methode an, dass mir kostenlos ein gekauftes Print-Magazin digital auf dem Kindle zur Verfügung stellt? Wenn es mir gefällt, kann ich es direkt über Amazon abonnieren. Warum nicht, Amazon?

Fetzen #37

Den Blick nach Vorne gerichtet. Verliert sich noch manchmal in bunten Ästen. Hab Spuren hinterlassen beim Hecken durchqueren. Kleine Kratzer an den Beinen. Ein Grinsen im Gesicht. Seit Tagen nicht mehr geschlafen, weil die Musik zu laut ist. Kurze Sätze neben kleinen Bewegungen. Den Kopf in Textzeilen vergraben. Warmer Kakao und dein Duft im Raum. 

398.218

Ein kleiner Kreis, der sich gleichmäßig dreht. Ganz ohne Hektik. Grau. Kühl. Deine Augen folgen ihm. Möchten ihn anschubsen und ihn schneller werden lassen. Draußen ist es dunkel. Du sitzt auf kalten Stufen. Hinter dir die alte Holztür. Verschlossen. Du kommst dort nicht mehr hinein. Wo du vor einer halben Stunde voller Vorfreude die Stufen hoch gesprungen bist, hat die Nacht jeden Zentimeter wieder zurück erobert. Deine Hose durchnässt vom Herbst. Deine Bluse durchnässt von Tränen. Schwarzer Kajal wirkt wie ein alter Vorhang. Hängt in Fetzen an deiner Wange. Wurdest weggeschickt. Ein letztes Mal. Aus gemeinsamem Lachen wurde ein einspuriger Dialog. Du hast zugehört. Hast jedes Wort in dir aufgesaugt. Bis es nichts mehr zu sagen gab. Bis er nichts mehr zu werfen hatte. Halbvolle Gläser auf dem Fenstersims. Hast rausgeschaut. Den Regen gehört doch nichts gesehen. Bist hineingelaufen. Ungewollt.

Jetzt frierst du. Zitterst unkontrolliert am ganzen Körper. Um dich herum nur mehr Fremdes. Am anderen Ende der Stadt. Keine Mitbewohner, die dich in den Arm nehmen. Keine Decke, unter der du dich verkriechen könntest. Nichts außer diese schreckliche Dunkelheit. Und ein Kreis, der sich immer noch dreht. Schreie und Verzweiflung fluten deinen Kopf. Dein Herz. Deinen gesamten Körper, wo sie in viel zu großen Wellen schlagen. Sehnst dich nach der einen Melodie. Laute Töne. Grelle Bilder. Der Glaube an so etwas wie Flucht. Großstädte lassen einen treiben. Alles wirkt zum Erobern bereit. Doch mit der Zeit wird dir klar, dass alles nur Fassaden sind. Große Mauern, die nicht erklommen werden können. Die eine Flucht verhindern und dich dazu zwingen umzudrehen. Einen neuen Weg zu suchen, der dich dann doch irgendwann wieder einholt. Und so bleibt dir manchmal nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben. Dich zu setzen. Weil du nicht mehr kannst. Weil du es nicht mehr willst. Greifst in deine Tasche und suchst diese eine Melodie. Greifst nach allem Bekannten, um die Reste aus den Augen zu spülen. Die Reste der Nacht. Der Lichter. Der Tränen.

Der Kreis verschwindet. Alles schwarz. Deine Augen. Sie weiten sich. Dein Herz. Es weitet sich. Wartest auf den Schlag, der dann endlich erfolgt. Ein grelles Flackern in deinem Gesicht und schließlich diese Melodie aus den Kopfhörern. Blickst in deinen Schoß und siehst so bekannte Bilder. Momente, die du in den letzten Wochen so oft betrachtet hast. Auf dem Heimweg. In der Uni. Auf dem Balkon. Abends. Wenn deine Mitbewohner feiern waren, du aber andere Dinge tun wolltest. Keiner hat bemerkt, was dir verloren ging. Keiner hat danach gefragt. Und so war dieses eine Lied alles für dich. Diese 2 Minuten und 59 Sekunden wohlige Wärme.

Die Stufen. Sie gehören dir. Aber du kauerst dich zusammen. Machst dich ganz klein, um nicht weiter zu stören. Nicht nochmal im Mittelpunkt stehen. Zorn auslösen. Nicht jetzt. Spürst die raue Mauer in deinem Rücken. Zugedeckt von dieser einen Melodie und wenigen Worten. Kennst sie auswendig. Jedes Komma hat kleine Druckstellen hinterlassen. Jede Pause gibt dir die Möglichkeit Luft zu schnappen. Kalte Luft, welche die Lücken in dir schließt. Die Vorwürfe ummantelt. Erstarren lässt. Bis der Moment innehält. Nicht freiwillig. Und nicht für lange Zeit. Es wirkt, als ob das Lied um sich schlägt. Ausbricht aus deinen weißen Kopfhörern und dem schwarzen Käfig in deiner Hand. Sich aufrichtet und ohne zu warten die Tür hinter dir eintritt. Stufen überspringt. Wohnungen durchsucht. Findet. Vernichtet.

Ein kleiner Kreis, der sich gleichmäßig dreht. Die Melodie ist verstummt. Der Regen geblieben. 398.218 Menschen haben sie gehört. In unterschiedlichsten Momenten. Aber alle aus dem selben Grund. Du steckst das Handy in die Tasche. Stehst auf. Und verschwindest in der Stadt.

Fuck You. Pay Me.

Mike Monteiro hat ein tolles Buch geschrieben. Er kämpft für die ehrliche Bezahlung von Design-Dienstleistungen. Und er appellierte auf der Webstock-Konferenz diesen Jahres an Produktgestalter. Egal ob online oder offline. Beratung oder Umsetzung. Sobald man an der Erstellung eines Produktes beteiligt ist, sollte man sich fragen ob dieses einen Sinn erfüllt, welchen man selbst für sinnvoll erachtet. Design setzt an vielen Stellen an. Vom Prozess über die Architektur bis hin zur visuellen Gestaltung sollte am Ende ein Mehrwert erkennbar sein. Für den Nutzer und die Umwelt. Design soll Probleme lösen, die wirklich lösenswert sind. Und hierfür bedarf es einer ständigen Bewertung der eigenen Arbeit und einer ordentlichen Portion Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und dem persönlichen Umfeld.