Andreas Spiegler

Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

Fragmente 🙅‍♂️ Widerstand

Schalte den Fernseher aus und lasse mich ins Sofa fallen. Fühle mich leer. Knapp drei Stunden Wahlberichterstattung hinter mir. Viele enttäuschte Gesichter und ein paar Menschen, die dreckig lachen. Vor wenigen Tagen hetzte der wahrscheinlich zukünftige Kanzler gegen grüne und linke Spinner – jetzt spricht er von Vereinigung und Politik für die Mehrheit der Bevölkerung. Ich sehe hauptsächlich Steuererleichterungen für Unternehmen und Besserverdiener. Und ganz viele konservative Ansichten, von denen ich mich nicht vertreten fühle. Es scheint sich alles zu wiederholen. Schon wieder.

Auf der anderen Seite des Planeten versucht Trump die Justiz zu entmachten. Manche sprechen vom „administrativen Staatsstreich“, bei dem sich ein Milliardär Zugang zu den großen Institutionen verschafft, um seine Interessen zu verfolgen. Entwicklungsgelder werden eingefroren, Staatsbedienstete gekündigt und ein autoritärer Umbau vorangetrieben. Während der Hitlergruß wieder salonfähig wird, sieht Vance die größte Gefahr nicht bei China oder Russland, sondern bei einer Abschaffung der Meinungsfreiheit von Innen. Musk betont die Wichtigkeit von Nationalstolz und fordert uns Deutsche auf, uns unserer historischen Schuld endlich zu entledigen. Ich kann das alles nicht mehr.

Gleichzeitig zeigt Silicon Valley sein wahres Gesicht. Der Wunsch nach einem „neuen Rom“. Reiche Tech-Milliardäre machen einen Kniefall vor Trump, lassen die Community über Wahrheit entscheiden und lenken Informationsfluss und Meinungsbildung. Die Ungleichheit wächst. Genau wie Desinformation. Auch deswegen gehöre ich zu den Erstunterzeichnern von SaveSocial – das freie Internet wird abgeschafft. Es braucht offene Standards. Für Vielfalt und Transparenz durch Gesetze sowie finanzielle Förderung. Es braucht Umverteilung.

Ich bin müde. Und das ist gefährlich. Es macht mich handlungsunfähig. Lässt mich zurückschrecken vor Widerspruch. Wenn wir die Welt nicht den Autokraten und Faschisten überlassen wollen, müssen wir uns vernetzen. Ich brauche Geschichten, die Lust auf eine andere Zukunft machen. Ich brauche den Austausch. Und ich brauche Momente, in denen ich das Gefühl habe, etwas beeinflussen zu können. Deshalb werde ich mich dieses Jahr in Gespräche stürzen. Möchte mich ehrenamtlich engagieren. Möchte Menschen zuhören. Möchte stützen und von der Gemeinschaft gestützt werden. Möchte laut sein. Werde laut sein. Denn es reicht. Zeit für Widerstand.

Welche Fragmente sind sonst so übrig geblieben?

  • Jede persönliche Schutzmauer bekommt irgendwann Risse. Benedict Wells erzählt in „Vom Ende der Einsamkeit“, wie drei Geschwister mit dem Verlust ihrer Eltern umgehen. Liebevoll wird Schicht für Schicht abgetragen. Jeder Charakter geht anders mit dem Schmerz um und als Leser darf ich daran teilhaben. Aus der Perspektive von Jules darf ich spüren, wie es sich anfühlt, Menschen gehen zu lassen. Und wie viel Kraft und Anläufe es braucht, um Selbstwert aufzubauen. Ein tolles Buch.
  • Wir Menschen stecken unsere Energie gerne in den Endspurt. Egal ob früher im Studium oder heute bei der Produktentwicklung. Ist der Meilenstein erreicht, beginnt die Planung der nächsten Runde. Planung, Diskussionen, Endspurt. Frameworks wie OKR können bei falscher Anwendung dazu führen, dass mehr Zeit mit der Methodik als mit der Arbeit verbracht wird. John Cutler schlägt vor, ein Quartal in vier Phasen zu unterteilen: 2-6-4-1. Also zwei Wochen Research und Discovery, sechs Wochen Nutzerzentrierte Umsetzung, vier Wochen iteratives Anpassen auf Basis von Feedback und eine Woche zum Abschluss des Quartals. Ich mag die Idee einer festen Struktur und den Fokus auf eine Sache.
  • Helene, die Mutter von drei Kindern, steht auf, geht zum Balkon und springt. So beginnt „Die Wut, die bleibt” von Mareike Fallwickl. Ein Buch, das die Herausforderungen und Erwartungen, denen Frauen in der Gesellschaft ausgesetzt sind, auf beeindruckend vereinnahmende Art beschreibt. Ein Roman, der mich Wut und Schmerz mitspüren lässt. Gefühle, die zum Alltag von so vielen Frauen gehören. Sexualisierte Gewalt, Mental Load und ungerecht verteilte Care-Arbeit. Nicht einfach zu lesen – und das soll es auch nicht sein.
  • Bin kein Freund von Beziehungsratgebern. Zu unterschiedlich sind die Bedürfnisse und Menschen, die einen Lebensabschnitt miteinander teilen. Den Gedanken von Ester Perel könnte ich aber über Stunden lauschen. In „Was Liebe braucht“ betont sie die Wichtigkeit von Neugier. Wie wertvoll „Mitfreude“ (Compersion) und Wertschätzung sind. Konflikte als Notwendigkeit für Entwicklung und Abgrenzung. Überhaupt ist sie ein großer Befürworter von Eigenständigkeit. Sicherheit ist der Tod von Lust. Mit zunehmender Vertrautheit geht diese Spannung verloren. So sind Intimität und Erotik keine Gegensätze, sondern Pole, die man ausbalancieren muss.
  • Vom Außenseiter zum Rapper, der Stadien füllt. Casper ist ein Musiker, dessen Lieder für mich so viel bedeuten. Stand weinend auf Konzerten, nur um Minuten später strahlend zu springen. Sowas von da. In seinen Texten finde ich so viel Gefühl und Suche. Die Podcast-Serie Ikonen von 1LIVE blickt auf seine Karriere. Nimmt mich mit durch seine Biografie und lässt mich so viele Lieder ganz anders sehen. Schade, dass ich beim großen Konzert-Höhepunkt in Bielefeld nicht dabei war. Aber zum Glück gibt es einen Live-Mitschnitt.
  • Auch Robbie Williams war ein Außenseiter. Betrachtet sich selbst als Affen, der akzeptiert und gefeiert werden möchte. Im Biopic „Better Man“ begleiten wir ihn vom Kind im Wohnzimmer bis auf die großen Bühnen. Irgendwo zwischen Entzugsklinik und Villa. Bin kein richtiger Fan seiner Musik, trotzdem berührte mich der Film an vielen Stellen. Dieser große Wunsch, geliebt und gesehen zu werden. Diese Sehnsucht nach Bedeutung. Mochte den Stil und die Effekte. Auch wenn der Film an der Kinokasse floppte. Eine Achterbahn – im guten Sinne.
  • Wollte selbst immer irgendwie dazugehören und hab vor allem als junger Erwachsener viel getan, um nicht aufzufallen. Verurteilt oder beurteilt zu werden. Im Artikel „Radical Belonging“ von Joe Primo lernte ich, dass Dazugehören oft bedeutet, sich anzupassen. Sich zu beweisen. Im Gegensatz dazu ist Zugehörigkeit etwas, das uns innewohnt. „Othering“ – die bewusste oder unbewusste Abgrenzung von anderen – entsteht aus der Angst, selbst ausgeschlossen zu werden. Doch dadurch verstärkt sich die Isolation und Einsamkeit. Musste über die letzten Jahre selbst lernen, zu sehen und zu spüren, was ich bereits bin. Und bin dankbar über jeden Menschen, der mir dabei als Spiegelfläche und Impulsgeber half.
  • Zum Schluss eine Musikerin, an der momentan niemand vorbeikommt: Doechii. Eine Rapperin, die Oldschool mit ihrem eigenen Stil verbindet. Eine Kampfansage an die Industrie. Und an Männer. Selbstbewusst, aber auch nachdenklich. Sex-Positivity mit Intellekt. Zurück zu den Wurzeln von Hip Hop: Eine Widerstandskultur voller Kraft.

Du hast auch genug? Dann schreib mir. Du kennst Initiativen und Organisationen, die etwas gegen diese Ohnmacht tun? Dann schreib mir. Alleine wird uns das alles kaputtmachen.

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Rückblick. 2024.

Am Anfang des Jahres war da verdammt viel Ungewissheit. Ein Neuanfang, der nicht auf meiner Bucketlist stand. In mir alles kopfüber, draußen alles erschreckend gleich. Die Welt drehte sich weiter und ich musste funktionieren. Einen neuen Rhythmus finden. Routinen etablieren. Muster verstehen. Und akzeptieren, dass manches einfach ganz viel Zeit brauchen wird – und gute Freunde, Schokolade und Umarmungen.

Das ganze Jahr ein Wechselspiel. Sonne und Nebel. Laut und leise. Einmal mit übervollem Herzen und Plänen, dann wieder nachdenklich und gelähmt. Ich schaff das schon. Ich will das nicht. Immer noch nervös, wenn sich Vergangenes in den Vordergrund drängelt. Aber mit jedem Monat etwas zufriedener. Mit jeder Jahreszeit ein Stück mehr bei mir. Immer wieder ein Grinsen im Gesicht. Immer wieder eine Träne am Kinn. Beides okay. Irgendwie ganz okay.

Fühlte mich immer wieder als Teil einer nicht endenden Satire-Show. Ein verurteilter Straftäter kehrt ins Weiße Haus zurück und will sein Land abschotten. Ein Tech-Milliardär nutzt seine Plattform für Verschwörungstheorien und rechte Propaganda. Verliere komplett die Lust an sozialen Medien, wo Ideologie über Mitgefühl herrscht. Die Welt kämpft. Gegen sich selbst, gegen alte Konflikte, gegen neue Krisen. Extremisten und alles Schwarz-Weiß. Nachhaltiger Klimaschutz ein Lippenbekenntnis. Zu kurz der Zeithorizont. Zu groß der Wunsch nach Wohlstand und der Vergangenheit. Möchte in keinem Land leben, wo eine rechtspopulistische Partei unentwegt Ängste schürt und Demokratie durch autoritäre Fantasien ersetzen will. Hab kein Bock auf Nazis. Möchte Gleichberechtigung und das Ende des Patriarchats. Es braucht keine starken Männer, die vor Sorge um ihre schwindende Macht wie trotzige Kinder alles kaputt machen. Sehne mich nach Begegnung und Augenhöhe. Sehne mich nach einem Moment zum Durchatmen. Und nach Optimismus.

Und damit es nicht langweilig wird: Wirtschaftskrise. Auch ich musste in meinem zweiten Jahr als Selbstständiger merken, wie Unternehmen vorsichtiger wurden. Abgesagte Projekte und reduzierte Beauftragungen. Es war holprig. Weniger Umsatz, dafür mehr Freizeit. Kein schlechter Deal. Durfte dennoch mit tollen Menschen an schönen Projekten arbeiten. Ein großer Relaunch und eine Neugründung. Geschäftsmodell-Beratungen und Produkt-Coachings. Konzentrierte mich auf das zweite Jahr meiner Ausbildung zum systemisch-psychologischen Therapeuten und investierte viel Zeit in AI-Tools. Baute Anwendungen und Automatisierungen, generierte Stimmen und Kunst. War seit Jahren mal wieder auf der re:publica und erneut auf der Product at Heart. Mag weiterhin die Selbstbestimmung und Freiheiten. Sehne mich aber immer wieder nach einem festen Team. Spiele mit dem Gedanken, für eine Zeit aus dem Ausland zu arbeiten. Und irgendwann etwas ganz anderes zu tun.

Verbrachte viel Zeit mit Freundinnen, Freunden und ihren kleinen Familien. Auch wenn es nicht immer einfach ist, strahlende Babyaugen und liebevolle Pärchen zu beobachten. Bin manchmal das dritte Rad und dann wieder fest integriert. Bin dankbar für diese Beziehungen. Für Freundschaften, die nach ruhigen Jahren wieder intensiver sind und mich tragen. Haben gemeinsam Nächte durchgetanzt, sind in Kneipen versackt, haben Bingo gespielt, Apfelkuchen gegessen, am Meer geweint, auf Konzerten gewippt und in Museen gestaunt. War in den Wäldern von Teneriffa und auf den Heidewegen von Lüneburg. Bin vom Zehn-Meter-Turm gefallen und auf Bunker gestiegen. Mit dem Rad in den Speckgürtel und mit dem Zug nach Süddeutschland. War meiner Familie ganz nah. War meiner Familie ganz fern. Hab sehr viel Zeit mit mir verbracht. Das war schön. Das war schwierig. Das war anders.

Es gibt kaum etwas, das mich so sehr hält, wie Musik. Dieses Jahr war es die Musik von Doechii, Noga Erez und Apsilon, die mich überraschte. Aber auch Levin Liam und Paula Hartmann haben den Weg in meine Playlist gefunden. Ich durfte beim Geburtstags-Konzert von Fatoni dabei sein, OK KID nach Jahren wieder live sehen und mit Deichkind die Trabrennbahn platt springen. K.I.Z schafften es die politische Lage einzufangen und das Produzenten-Team Gerda überzeugte mit Features wie  OG KeemoYassinShe-Raw und Kryptic Joe. Seit wenigen Tagen läuft hier außerdem das Casper-Konzert in Dauerschleife. Insgesamt 453 Stunden mit Grinsen im Gesicht.

Was Podcasts angeht, tritt bei mir eine Form der Erschöpfung ein. Hab wenig Neues ausprobiert, dafür viele bekannte Formate gehört. Mag die Gespräche im Hotel Matze und unendlichen Podcast Alles gesagt. Die Geschichten von Search Engine und World Wide Web fesseln, während Fest & Flauschig, das Podcast Ufo und Baywatch Berlin mich regelmäßig zum Lachen bringen. Die Lage der Nation ordnet mir Politik und Nachrichten ein, während die Doppelgänger mir Wirtschaft und Börse näher bringen.

Dafür war das letzte Jahr ein tolles Filmjahr. Denn ich habe ein Kinoabo abgeschlossen und verbringe seitdem viel Zeit im Abaton und Zeise. All of Us Strangers hat mich tief berührt, Perfect Days hat mir die Schönheit des Alltags gezeigt und The Apprentice war erschreckend nah an der Realität. Begeistert haben mich der Humor und die Ehrlichkeit von Shrinking und die Hilflosigkeit von 30 Tage Lust. Verstört haben mich Rentierbaby und Poor Things – auf eine gute Art und Weise.

Zu Beginn des Jahres habe ich mir vorgenommen, jeden Monat ein Buch zu lesen. Insgesamt sind es 27 Bücher geworden, was mich total freut. Lese in der Bahn, nach dem Sport oder vor dem Schlafen. Liebe ist gewaltig hat mich tief berührt. Die Wut, die bleibt machte mich wütend und traurig. Untenrum frei beschreibt, wie unfrei Geschlechterrollen und Sexualität ist. In Freunde lieben dreht sich viel um die Frage, wie intensiv Freundschaften sein dürfen. Und Der alte König in seinem Exil beschreibt die entstehende Distanz einer Alzheimerkrankheit. Der Trost der Schönheit führte mir die Schönheit kleiner Momente vor Augen und Unzertrennlich lies mich spüren, wie sich eine sterbende Liebe anfühlt.

Da ist immer noch verdammt viel Ungewissheit. Aber ich kann sie immer besser aushalten. Mag die kleinen Überraschungen. Die lauten Momente mit anderen Menschen. Freue mich auf schöne Begegnungen. Und irgendwie auch auf emotionales Stolpern. Auf erste Sätze und ernste Absichten. Bin neugierig. Will mutig sein. Will mich trauen.

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Fragmente 🦸 Heldengeschichte

Die klassische Heldengeschichte folgt einem festen vertrauten Ablauf – egal ob Film, Videospiel oder Marketing-Kampagne. Ein unscheinbarer, oft unerfahrener Mensch wächst durch das Absolvieren von Prüfungen über sich hinaus. Zu Beginn noch schwach und hoffnungslos, wird am Ende das Böse besiegt. Ein Triumph und Wandel des Selbst. Die äußere und innere Welt im Einklang. Staunen, Applaus, Anerkennung.

Was, wenn es diese Strukturen gar nicht gibt? Wenn weder Anfang noch Ende klar sind? Vielmehr sind da unvorhersehbare Wendungen, die alles neu ordnen. Die Einfluss auf einzelne Rollen haben. Gut und Böse in einer Person. Zwiespalt und Chance im ständigen Wechsel. Was wäre, wenn wir uns Geschichten erzählen, in denen keiner gewinnt? Geschichten, die vom Stolpern erzählen. Von zahlreichen Versuchen, die misslingen. Erzählungen über Einsamkeit, die bleibt. Über Schwäche, die bleibt. Und es wäre okay. Es wäre sogar irgendwie schön.

Offenheit für Unklarheit. Eine Begegnung im Suchen, im Fragen, im Zögern. Mag den Gedanken, dass wir uns in die Augen schauen würden und dann wäre da ganz viel Akzeptanz. Mit den Momenten und Gedanken, die weder heldenhaft noch beneidenswert sind. Aber sie sind da. Und wir blieben da. Neugierig und zugewandt.

Welche Fragmente sind sonst so übrig geblieben?

  • ChatGPT und Perplexity sind ständige Begleiter. Ich lasse Konzepte auf den Kopf stellen, grabe mich im Dialog in neue Themen und simuliere Gespräche. Aber wie trainiere ich ein ein Modell? Wie schaffe ich es, dass die Maschine versteht, wie ich aussehe? Das Flux LoRa erlaubt das Training auf Basis eigener Bilder. Erschreckend und beeindruckend, wie leicht das in 19:41 Minuten möglich ist.
  • 30 Tage Lust. 30 Tage, in denen Freddy und Zeno neue Erfahrungen sammeln. Eine Serie über Fremde und den eigenen Körper entdecken. Sich selbst verlieren. Im Club, in der Apotheke, in der Nacht. Was ist, wenn dadurch alles ins Schwanken kommt? Und sich dieses Schwanken für beide Seiten unterschiedlich anfühlt. Mochte das Schwingen zwischen den beiden Liebenden – nicht nur, weil sie dabei durch Stuttgart stolpern.
  • Vor knapp zwei Jahren durfte ich im Rahmen der Creative Business Academy das Thema Kinoabo bearbeiten. Nun trage ich seit wenigen Wochen einen Cineville-Ausweis mit mir. Dieser erlaubt den freien Zugang zu Kinos wie dem Abaton, 3001 und Zeise. War seitdem spontan und geplant in den unterschiedlichsten Filmen. Traue mich an Genres, die davor aussortiert wurden. Bin viel neugieriger, wenn ich im Sitz versinke. Popcorn in der Hand. Das Handy im Flugmodus. 2 Stunden abtauchen.
  • Große Kinderaugen und kleine Schritte. Ein zartes Winken. Ein breites Grinsen. Das letzte Eis im Mundwinkel. Den Blick in den goldgelben Bäumen. Mag den Herbst und seine Farben. Mag Spaziergänge mit dampfenden Kaffeebecher. Der Kragen nach oben geklappt. Die Hände in den Hosentaschen.
  • In meinem nahen Umfeld, aber auch in jedem Cafe, begegne ich jungen Familien. Kinderkriegen scheint eine Entweder-Oder-Entscheidung zu sein. In Eva von Verena Kessler geht es um den Verzicht: Sollte für das Klima auf Kinder verzichtet werden? Was macht es mit einem Menschen, wenn alle Versuche schwanger zu werden scheitern? Berührende Einblicke in innere Kämpfe und äußere Verstrickungen.
  • Kies unter den Fahrradreifen. Meine Lieblingsstrecke führt mich durch das Waldgebiet Klövensteen. Bunte Wiesen und Sonne, die durch Äste bricht. Pferde bahnen sich ihren Weg vorbei an verliebten Rentnern, die ihre Runde drehen. Ich sitze in einer Waldschänke. Käsekuchen und Kakao. Ein kurzer Blick auf die Kasse, während ich mein Kleingeld zusammensuche. Da gibt es den Button „Trauerfeier“. Er ist rosa.
  • Bekomme Princess Charming empfohlen. Eine Frau sucht ihre große Liebe. Im Fernsehen. In einem Land, das sehr schön ist. Klingt bekannt. Und schon in den ersten Minuten wird klar, wie anders Frauen Frauen daten. Da ist so viel Neugierde und Augenhöhe. Da sind interessierte Fragen und liebevolle Gesten. Keine breite Brust und kein flotter Spruch. Da ist Verletzlichkeit. Das mag ich sehr.
  • Meine sportlichen Erfahrungen sind überschaubar. Ein bisschen Leichtathletik und Basketball. Beim Tischtennis als Kind zu große Angst vor den älteren Jungs gehabt. Dafür in den letzten Jahren immer wieder auf Plätzen gestanden und Dinge über Netze geschlagen. Badminton mit den Kollegen. Squash mit Freundinnen. Hab mich beim Tennis verausgabt und den roten Sand in der ganzen Wohnung verteilt. Seit kurzem taste ich mich an Paddle heran. Mag die Feldgröße, die Geschwindigkeit und die Lernkurve. Schauen wir mal, was wird.
  • Journalismus muss sich verändern. Wie die Welt, über die er schreibt. Das Publix in Berlin unterstützt diese Veränderung. Ein Raum für Austausch und Ausblick. Durfte Einblicke in meine Arbeit teilen und viele kleine Medienunternehmen kennenlernen. Bin dankbar für diese Freiheit in meiner Selbstständigkeit. Und für Begegnungen, bei denen ohne Phrasen über Unternehmen und deren Experimente gesprochen wird.
  • Bin kein großer Gamer. War ich nie. Aber kann in Spielen versinken, die wie Filme sind. Hab Heavy Rain und Beyond: Two Souls mehrmals durchgespielt. Und nun endlich auch Detroit: Become Human durchlebt. Aus der Sicht verschiedener Roboter lernt man mehr über künstliche Intelligenz. Ihren Wunsch nach Freiheit und Augenhöhe. So weit weg und doch irgendwie möglich. Der Spieleentwickler Quantic Dream schafft es immer wieder, mich mit Story, Soundtrack und Charaktere in den Bann zu ziehen.
  • Demenz ist eine grausame Krankheit. Nach und nach verschwimmt alles. Für den Betroffenen und sein Umfeld. Ein Kontrollverlust, der oft nicht akzeptiert werden will. In The Father begleiten wir Anthony Hopkins und spüren hautnah, wie Fragmente zerspringen. Ein aufwühlender Film, weil ich als Zuschauer selbst (gewollt) immer wieder den Faden verlor.

Wenn es keine Heldinnen mehr gibt, von wem handeln dann unsere Geschichten?

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Fragmente 🤗 Begegnungen

Meine Jugend verbrachte ich oft in meinem Zimmer. Der Discman surrt, Magazine zwischen den Fingern und der Röhrenmonitor flimmert. Manchmal allein auf dem Fahrrad oder Basketballplatz. Hatte Freunde, aber war doch viele Stunden nur mit mir. Das hat sich mit den Jahren geändert. Heute ziehe ich viel Kraft aus Begegnungen. Hab da diese Vorfreude, wenn ich meine Lieblingsmenschen treffe. Sie in den Arm nehmen darf. Und wir einander zuhören. Beieinander sind. Lerne mit jedem Gespräch mehr über mein Gegenüber, aber auch über mich. Gleiche meine Weltansicht ab und entdecke blinde Flecken. Erfahre von Träumen, von Ängsten oder dem Alltag. Ein kurzer Stop im Café. Eine viel zu lange Nacht auf Kneipensofas. Darf mit Kindern rumalbern oder mit Hunden kuscheln. Bin dankbar für diese Stunden. Dankbar für jeden Abschnitt, den ich begleiten durfte.

Und ja, auch heute gibt es Abende, die nur mir gehören. Texte schreiben, Musik hören, Geschichten lesen. Aber bin momentan lieber unter Menschen. Kinder toben, Menschen bummeln und halten Händchen. Ich schaue zu. Bin ein kleiner Teil des Ganzen. Neugierig, doch still. Wege, die sich für einen kurzen Moment kreuzen. Ein Lächeln. Ein Nicken. Ein Blick. Bin nicht alleine in diesen lauten Tagen.

Welche Fragmente sind sonst so übrig geblieben?

  • Hab mich nach sieben Jahren wieder vor die Kamera getraut. Zu oft geschämt für die Lücken im Haar und das veränderte Aussehen. Inzwischen wieder zufrieden mit mir. Die Lachfalten etwas tiefer, die Schuhe etwas dreckiger. Aber immer noch mit Grinsen im Gesicht. Inga hat mir die Angst vor einem Fotoshooting genommen. Und ist mir mit durch Altona gestolpert. Ich mag die Bilder doch sehr.
  • Ein Jahr SPACE. Ein Ort, an dem Technologie und Content aufeinander treffen. Mitten in der Speicherstadt, wo Möwen kreischen und Barkassen die Touristen durch die Kanäle tragen. Bin gerne dort, denn auch hier treffe ich immer wieder tolle Menschen. Kann dort arbeiten und von anderen lernen. Schön, dass eine Stadt diese Begegnungen fördert.
  • An einem Strang ziehen. Als Team. Egal ob in einer Beziehung oder im Job. Leider gelingt das nicht immer, weil jeder seine eigene Perspektive hat. Seinen eigenen Blick auf die aktuelle Situation, das Ziel und die Rahmenbedingungen. Bei XING half uns die Auftragsklärung, über unterschiedliche Rollen hinweg Klarheit herzustellen. Arne Kittler verantwortete die Initiative und hat gerade eine Artikelserie über Klarheit im Produktmanagement geschrieben. Lässt sich aber auch gut auf andere Lebensbereiche übertragen. Denn kaum etwas funktioniert ohne Kommunikation als Fundament.
  • „Kommunikation ist unwahrscheinlich“ sagte der Soziologe Luhmann. Denn es ist schwierig sicherzustellen, dass eine Botschaft den richtigen Empfänger erreicht, korrekt verstanden wird und die gewünschte Reaktion hervorruft. Deshalb kann es helfen, ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und gute Fragen zu stellen. In den letzten Monaten hab ich viel über die systemische Beratung gelernt, hab meine Haltung hinterfragt und mal wieder ordentlich gebüffelt. Somit darf ich mich nun geprüfter systemischer psychologischer Berater nennen. Und weiterlernen.
  • Teile ich meine Lieblingsmusik, ernte ich oft skeptische Blicke. Denn ja, für mich gibt es keine vielfältigere Musik als Deutschrap. Und K.I.Z. ist eine dieser Bands, die vielleicht für jede Stimmung das passende Lied hat. Denn während in der Ferne die Panzer rollen und jeder Hobby-Fußballtrainer behauptet zu wissen, wie der Konflikt gelöst werden kann, träumen doch alle nur von Frieden. Auf unterschiedliche Wege. Starkes Lied. Überhaupt ein sehr starkes neues Album. Ein anderer Ton für eine angezählte Welt.
  • Es beginnt mit einer quietschenden Bremse. Erst vorne. Dann hinten. Irgendwann wird der Bremsweg länger. Irgendwann bremst da nichts mehr. Nach knapp 10.000 Kilometern blieb mein geliebtes VanMoof S3 für mehrere Wochen im Keller. Keine Ersatzteile lieferbar. Keine Werkstatt hatte Termine. Schon doof, wenn man im Internet ein Fahrrad bestellt. Aber zum Glück Kai kennengelernt, der alles reparieren konnte. Hab es ganz schön vermisst, durch die Feldmark zu düsen.
  • Ein Wiedersehen nach vielen Jahren. Ein Moment, der alte Erinnerungen weckt, ein Kribbeln zurückbringt und zwei Menschen einander wieder zueinander führt. In „Blue Jay“ beobachten wir ein ehemaliges Paar bei dem Versuch, die Vergangenheit zu verarbeiten. Die Dialoge sind intim und ehrlich. In teils improvisierten Gesprächen werden ungelöste Momente aus einer gescheiterten Beziehung diskutiert. Ein berührender Film, der ganz ohne Lärm und Klischees überzeugt.
  • Es war wieder Product at Heart. Irgendwas zwischen Fachkonferenz und großem Klassentreffen der Produktszene. Mochte die Mischung der Themen und wurde vor allem von Branchenfremden Themen überrascht. Denn es gibt schon genug Frameworks. Warum also nicht noch mehr Experten aus anderen Feldern einladen? Von ihnen lernen, was diese für eine Zusammenarbeit benötigen und wie sie auf Produkte blicken.
  • Zuversicht entsteht oft aus kleinen Momenten. Seien es Begegnungen, Häuserfassaden oder der Wanderweg am Waldrand. In ihrem Buch „Der Trost der Schönheit“ reflektiert Gabriele von Arnim in kurzen Erzählungen, wie ihr die aktive Suche nach Schönheit in schwierigen Momenten Trost schenkt. Dabei ist Schönheit für sie keine Zugabe, sondern ein essentieller Bestandteil. Eine Notwendigkeit, um die Widersprüchlichkeit des Lebens aushalten zu können. Ein schönes Buch.
  • Langsam werde ich alt. Höre immer die gleichen Songs mit Grinsen im Gesicht. Und dann schafft es doch ein Lied im Shuffle-Modus, mich in neue Ecken zu schubsen. Paula Hartmann und Levin Liam transportieren so viel Gefühl. So viel Schmerz, gepaart mit Wut und Trotz. Mag ich sehr. Ob gemeinsam auf einem Song oder mit anderen Interpreten.
  • Den Großteil unserer Zeit verbringen wir auf Plattformen, auf denen Algorithmen entscheiden, was wir wann und wie oft sehen. Das führt zu einer Konzentration von Inhalten, aber auch zu einer Vereinheitlichung von Stil und Dialog. Wir brauchen ein wildes Internet. Denn werden komplexe Systeme (Diskurse, Gesellschaften, …) vereinfacht, werden sie zerstört. Nichts anderes erleben wir gerade. Wir müssen wieder Wissen teilen und Diskurse anstoßen, die über Selbstoptimierung, Verweildauer und Konsum hinausgehen.

Welche Begegnung ist dir in Erinnerung geblieben?

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Fragmente 🌈 Zuversicht

Meine kleine Blase ist gelähmt. Ich bin gelähmt. Wenn ich Zeit mit meinen Freunden verbringe oder wenn ich die Nachrichten meiner Freundinnen lese, macht sich Angst breit. Ein Gefühl der Ohnmacht. Aufgrund von Nachrichten, Wahlergebnissen oder vereinzelten Gesprächen in der Familie. Wie weit können sich Menschen entfremden? Was muss noch passieren, damit wir uns nicht bald alle an die Gurgel springen? In kleinen Runden schauen wir uns ratlos in die Augen. Die ersten Gedanken ans Auswandern werden konkreter. Frage mich, wie man in diesen Zeiten die Zuversicht behält. Sie wieder gewinnt. Das Gefühl, das ich bei den Demonstrationen für einen kurzen Moment hatte, darf nicht verschwinden. Wir schaffen das. Wir kriegen das hin. Und finden zueinander. Oder? Was, wenn nicht? Was, wenn Teile der Bevölkerung das nicht wollen? Was, wenn ich das auch nicht will?

Wir nehmen für uns in Anspruch, empathisch zu sein. Dass wir uns auf andere Meinungen und Sichtweisen einlassen können. Aber stimmt das? Wo ziehe ich meine Grenze? Wann blocke ich ab? Wann gehe ich einen Schritt entgegen? Und wann verlasse ich den Raum? Möchte nicht in einer Welt leben, in der jeder nur auf sich selbst schaut. Möchte nicht in einem Land leben, in dem immer mehr Menschen Angst haben. Auf beiden Seiten. Voreinander. Und vor dem Unbekannten. Warum schaffen wir es nicht mehr, auf die Erfolge zu schauen? Auf die Veränderungen, die überall stattfinden. Angegangen werden. Alles dreht sich nur noch um Gefahren, Probleme, Fehler. Möchte Geschichten hören von Menschen, die offen über ihre Ängste reden und zueinander finden wollen. Brauche Botschaften, die ich verstehe. Keine Phrasen. Keinen Populismus. Möchte, dass wir endlich die Fassade einreißen und darüber reden, was uns wirklich den Schlaf raubt. In der Hoffnung, dass es uns eigentlich um das Gleiche geht. Um die selben Werte. Möchte wieder daran glauben, dass wir das schaffen. Ein bisschen Zuversicht. Ein bisschen Vertrauen. Können wir das bitte versuchen?

Welche Fragmente sind sonst so übrig geblieben?

  • Endlich wieder auf dem Rad durch Hamburg und den Speckgürtel. Sonne im Gesicht. Matsch an der Hose. Irgendwo zwischen Energiebunker und Ponyhof. Ein Fischbrötchen auf die Hand. Mit der Fähre zum nächsten Café. Fühlt sich an wie Frühling. Und ein bisschen nach Kindheit. Stundenlang ziellos durch den Wald. Neue Wege entdecken. Langsam die innere Karte aufdecken. Du kannst mich verfolgen, denn ausgewählte Routen teile ich auf Komoot.
  • Mit Heute in Hamburg ist ein Projekt live gegangen, an dem ich die letzten Monate mitwirken durfte. Wir haben den kompletten Tech-Stack erneuert sowie die Marke und Positionierung überarbeitet. Ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn die Stränge am Ende zusammenlaufen und nun das Ergebnis für alle live geht. Heißt aber auch, dass ich ab Juli wieder für neue Projekte verfügbar bin. Falls du also einen Produktmenschen und Komplizen suchst, melde dich gerne ✌️
  • An der OMR kommt man in Hamburg kaum vorbei. Nicht nur auf LinkedIn häufen sich die Sales-Anfragen, auch in der U-Bahn erkennt man die Messebesucherinnen deutlich. Es ist nicht meine Konferenz. Zu laut. Zu viel. Zu selten mein Thema. Aber es gibt einen Vortrag, der mich (wie schon im letzten Jahr) beeindruckte: Wo wir in Sachen KI wirklich stehen und was uns erwartet. In diesem vollgepackten Deep Dive beschreibt Philipp Klöckner, welche fundamentalen Entwicklungen gerade stattfinden und wie er die zukünftigen Auswirkungen von KI bewertet. Ich mag sehr, wie dicht das Wissen in diesem Vortrag ist und ich schätze seine Arbeit, nicht nur im Podcast Doppelgänger, sondern auch im begleitenden Newsletter.
  • Dafür endlich wieder auf der re:publica gewesen. Bekannte Gesichter am bekannten Gleisdreieck. Und dieses ständige Gefühl, etwas zu verpassen. Fühlt sich an wie damals. Mache erneut den gleichen Fehler und hänge zu oft in Vorträgen über bekannte Themen rum. Ja, den Medien geht es schlecht. Ja, Produkte werden nur gemeinsam mit Nutzerinnen entwickelt. Ja, die Politik versteht das Internet nicht. Dabei ist es das Unbekannte, das mich reizt. Aber die Routine, die siegt. Die gesamte Konferenz gleicht einer Blase mit zu vielen Bühnen. Ähnliche politische Haltungen und der Großteil fühlt sich auf Social Media mittlerweile unwohl. Mochte die zufälligen Begegnungen, doch vermisste manchmal den konkreten nächsten Schritt nach den Vorträgen. Vielleicht braucht es dafür aber kleinere Formate und mehr Diskussion. Nun habe ich alle verpassten Vorträge in meiner YouTube-Watchlist, wo sie wahrscheinlich vergessen werden. Alles so wie früher und genau deswegen irgendwie schön.
  • Ich bin ein großer Fan des Podcasts Produktmenschen. Darin spricht Tobias Freudenreich mit den Personen, die oft im Hintergrund mit Teams daran werkeln, dass wir alle diese Vielfalt an Produkten haben. Mittlerweile steht Petra Wille eher im Vordergrund, teilt ihr Wissen auf Bühnen und kuratiert gemeinsam mit Arne Kittler die tolle Konferenz Product at Heart. Petra ist für mich ein Vorbild, weil sie ehrlich auftritt und kein Theater aufführt – was in der Produkt-LinkedIn-Buzzword-Influencer-Welt immer wieder vorkommt. In ihren Büchern gibt sie Einblicke in ihren Coaching-Alltag und fasst Themen praxisnah zusammen. Auf ihr erstes (großartiges) Buch folgte nun „Strong Product Communities“, in dem sie erklärt, was eine Community of Practice ausmacht. Und wie ihre Mitglieder und damit die ganze Organisation davon profitieren. Bin selbst ein großer Fan von ritualisiertem Austausch, um Inspiration zu bekommen und auch ein Gefühl von Gemeinschaft zu gewinnen. Sehr lesenswert. Genauso wie ihr Blog und Newsletter. Petra war auch einer der Gründe, die Selbständigkeit einfach mal auszuprobieren. Ende meines Fanboy-Monologs.
  • Ich habe in den letzten fünf Monaten so viel gelesen wie im ganzen letzten Jahr. Habe wieder einen Lese-Rhythmus gefunden. Dafür viele Streaming-Abos gekündigt. Gelangweilt von den immer gleichen Formen und dem überwältigenden Angebot. Verbringe meine Zeit lieber im Kapitel Drei, stöbere durch Empfehlungen und beobachte das Treiben. Mein Lesetagebuch findest du auf goodreads.
  • Wie muss es sich anfühlen, seine große Liebe beim Sterben zu begleiten? Der Psychoanalytiker Irvin D. Yalom und seine Frau Marilyn Yalom, eine Literaturwissenschaftlerin, lieben und verehren einander. In ihrem gemeinsamen Buch „Unzertrennlich“ beschreiben sie, wie sie zusammen wachsen. Und was es dann heißt, einander loszulassen. Kapitel für Kapitel wechseln sich die beiden ab. Ringen mit der Situation und den Zeilen des anderen. Hat mich sehr berührt.
  • Es war wieder Februar. OK KID holt so viele Erinnerungen in mir hoch, dass ich sie nur schwer in Sätze packen kann. Stand mit Gänsehaut im Mojo Club. Die Zeilen immer noch ganz tief im Gedächtnis eingebrannt. Zwischen Selbstmitleid und kaltem Kaffee. Eine kleine Zeitreise, die sich aber irgendwie nach Abschied anfühlte. Hoffentlich nur für einen kurzen Moment.
  • Plötzlich taucht da ein Album auf, das in den folgenden Wochen hoch und runter läuft. Gerda brachten die „besten MCs der Republik“ zusammen – mit dabei sind OG Keemo, Yassin, She-Raw und Kryptic Joe. Wie schön es sein kann, wenn Musik einfach überraschend erscheint. Ganz ohne Instagram-Ankündigungen, inszenierte Streits oder TikTok-Blamagen. Nicht einmal Musikvideos wurden gedreht und trotzdem macht das ganze Album großen Spaß.

Was gibt dir das Gefühl von Zuversicht?

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