Ich besitze kein Haus. Habe keine eigene Firma. Kann auf dem Klavier nicht mehr als einen Flohwalzer. Singen eher so mittel. Handwerken wenn es muss. Vergleiche ich mich mit Fynn Kliemann, so könnte man denken: Da geht noch mehr. Ich kenne ihn leider nicht persönlich – nur seine Videos, Musik und Fragmente im Netz. Eines Tages stolperte ich über ihn, während er über eine Mauer stolperte. Auf seine ganz eigene Art baut er Dinge. Im Haus. Im Web. Anderswo. Probiert rum. Regt sich auf. Flucht. Genau wie ich. Vielleicht öfter. Er macht einfach.
Ehrlich beschreibt seine Kunst für mich am ehesten. Verfolgt man ihn auf den sozialen Medien, so wird man von seiner Neugierde angesteckt. Warum nicht mal einen Hof mit unterschiedlichsten Menschen füllen? Ein Album selbst produzieren, weil der normale Weg nicht geht oder sich falsch anfühlt? Wieso eigentlich nicht?
Gebe alles, was ich hab‘ für alles, was ich will. Ich will ’ne ganze Menge, also geb‘ ich ganz schön viel.
Alles was ich hab
Mittlerweile arbeitet Fynn Kliemann am zweiten Album. Hat ein Mode– und ein Platten-Label. Er ist der größte Produzent von Masken. Und Webseiten baut er weiterhin. Gerade lief seine erste Dokumentation, die während der Produktion des ersten Albums entstand. Hab sie mir angeschaut und 80 Minuten mit mir selbst gerungen. Ich merke, wie ein Gefühl von Neid in mir aufsteigt. Warum kann ich das alles nicht? Warum bin ich nicht so produktiv wie er? So erfolgreich und voller Energie?
Dieser Vergleich tut weh. Er passiert ständig. Kann ihn nur schwer verstummen lassen. Fange an, mich innerlich zu rechtfertigen. Entschuldigungen für etwas zu suchen, das mir nie vorgeworfen wurde. Sinn macht das keinen. Aber das ist meinem Kopf egal. Treibt mich an manchen Tagen an. Und zieht mich an anderen Tagen wieder runter.
Dieser Blog war für mich schon immer ein Raum zum Ausspeichern. Loswerden. Eine Projektionsfläche um zu verstehen, was mich bewegt. Eine Art Abbild von dem, was mich ausmacht. Vielleicht macht Fynn Kliemann nichts Anderes mit seiner Kunst. Seinen Projekten. Er versucht seinen Platz zu finden. Und vielleicht geht das nicht ohne Vergleich – auch wenn es wehtut?
M sagt:
Es geht mir genau so. Auch bei diesem Text. Der gibt meine Gedanken wieder, aber ich hätte sie so nicht aufschreiben können. 🙂
1. Mai 2020 — 23:12
JP sagt:
Ich fühle das, was du sagst. Ich mag Fynn Kliemann auch sehr, aber ich finde es schwierig, wenn er sagt, dass jeder, alles werden kann. Für manche Menschen sind einige Dinge einfach komplizierter als für Andere.
Schaue ihn weiterhin trotzdem gern.
2. Mai 2020 — 02:21
Yannick Denker sagt:
Sehr gut geschrieben. Ich denke einfach es geht im Leben nicht darum sich mit anderen zu vergleichen, sondern seinen eigenen Weg zu finden und zu beschreiten. Glücklich zu sein auf das wer man ist und was man kann. Es gibt immer jemanden der besser ist. Und auf den Man (n) neidisch sein kann. Aber es ist nicht wichtig im Leben wieviel Geld man hat oder wieviel Ruhm man nach außen hin trägt. Es geht einfach nur drum sich selbst zu lieben und Treu zu sein und zu bleiben 🙂
2. Mai 2020 — 11:00
Ahhhjjjaaa sagt:
Ich verstehe nicht, warum du dich überhaupt mit ihm vergleichst. Er macht doch coole Sachen. Man kann doch auch einfach nur Spaß daran haben, das mitanzusehen (und den hat man bei ihm definitiv!) Warum muss man da so ein Gejammer draus machen, weil man sich selbst nicht dazu in der Lage fühlst. Ich würde ja auch niemanden operieren oder für andere Hochzeitstorten backen. Trotzdem trauere ich deswegen ja nicht;)
3. Mai 2020 — 08:22
andreasspiegler sagt:
Dieser Vergleich passiert bei mir, weil er sehr präsent in meiner kleinen Blase ist und aus einer ähnlichen Richtung kommt (Webdesign) – aber so viele andere Dinge packt. Ich brauche diesen Vergleich nicht. Er passiert aber. Und darüber wollte ich schreiben.
3. Mai 2020 — 08:27