Verändert das Internet die Funktionsweise unseres Gehirns? Macht Google uns doof? Diese These stellt Nicholas Carr auf, der an sich selbst die Beobachtung machte, dass er lange Texte nicht mehr so einfach lesen kann. Er beschreibt sehr ausführlich und mit vielen Beispielen, wie sich der Mensch an das neue Medium Internet anpasst. Kurze Informationen, gespickt mit multimedialen Inhalten strömen auf uns ein. Wir finden an jeder Stelle neue Dinge und werden über Hyperlinks im Sekundentakt zu anderen Themenbereichen geleitet.
Ich war noch nie eine Leseratte. Was ich oft sehr schade finde, da ich glaube, mir entgehen sehr viele entspannende Momente. Momente, in denen man sich zurücklehnt und in eine andere Welt abtauchen kann. Ich war schon immer mehr derjenige, der Stunden mit Zeitschriften, Zeitungen und eben dem Internet verbracht hat. In letzter Zeit verändert sich der Schwerpunkt immer mehr in die virtuelle Welt. Nicht zuletzt auch wegen meinem iPhone. Ich kann jederzeit meine E-Mails lesen, Statusnachrichten auf Facebook veröffentlichen und die Schlagzeilen von ZEIT ONLINE überfliegen. Aber das ist der Punkt – ich fliege mehr, als dass ich über Inhalte nachdenke. Innerhalb von Sekunden entscheide ich, ob ich weiterlesen möchte. Oder mich doch treiben lasse…
Dieses Verhalten hat Vorteile. Ich kann viel mehr Dinge oberflächlich erfassen. Wenn Themen besprochen werden, ist die Chance sehr hoch, dass ich irgendwo etwas gelesen habe oder wenigstens eine Internetseite kenne, auf der ich weitere Informationen finde. Gleichzeitig ist dies auch ein Nachteil. Nur selten weiß ich alles zu einer speziellen Angelegenheit. Ich werde somit auch abhängig vom Internet. Denn ohne Suchmaschine und Google kann ich nur selten auf das Wissen im Netz zugreifen. Auch verändern sich Bereiche wie die Allgemeinbildung. Heutzutage ist oft wichtiger, schnell etwas herauszufinden und bestehende Informationen kombinieren zu können. Meiner Meinung nach entstehen zwei Typen von “Experten”. Die Forscher vertiefen bestehendes Wissen über einen Themenkomplex. Der Wissensarbeiter führt viele verschiedene Stränge zueinander. Und erzeugt daraus neue Informationen. Die er bestenfalls mit dem Forscher und allen anderen Menschen tauscht. So entsteht über gemeinsame Arbeitsweisen eine Art Tausch-Gesellschaft. Was in meinen Augen eine tolle Entwicklung ist.
Gleichzeitig verändern die technologischen Geräte wie Handys, Laptops oder Organizer, aber auch das Netz unsere Lebensweisen. Im geschäftlichen und privaten Umfeld. Oft regiert uns Hektik. Die ständige Erreichbarkeit und Beschallung kann Segen und Fluch sein. Ich selbst bin froh, dass es diese Entwicklung gibt. Denn zum einen macht sie mir Spaß, zum anderen schafft sie interessante Jobs. Man muss aber auch aufpassen, dass man sich bewusst Ruhepausen nimmt. Mal alle Geräte beiseite legt und den Körper sowie Geist nachdenken lässt. Irgendwann muss auch der ganze Input verarbeitet werden.
Trotzdem glaube ich nicht, dass uns Google verblödet. Wir verändern nur unsere Denkstrukturen. Diese sind vielleicht nicht mehr so tief, dafür breiter angelegt. Und solange man Veränderungen an sich und der Umwelt kritisch reflektiert, kann man daraus sehr viel Gutes schöpfen.