Meine kleine Blase ist gelähmt. Ich bin gelähmt. Wenn ich Zeit mit meinen Freunden verbringe oder wenn ich die Nachrichten meiner Freundinnen lese, macht sich Angst breit. Ein Gefühl der Ohnmacht. Aufgrund von Nachrichten, Wahlergebnissen oder vereinzelten Gesprächen in der Familie. Wie weit können sich Menschen entfremden? Was muss noch passieren, damit wir uns nicht bald alle an die Gurgel springen? In kleinen Runden schauen wir uns ratlos in die Augen. Die ersten Gedanken ans Auswandern werden konkreter. Frage mich, wie man in diesen Zeiten die Zuversicht behält. Sie wieder gewinnt. Das Gefühl, das ich bei den Demonstrationen für einen kurzen Moment hatte, darf nicht verschwinden. Wir schaffen das. Wir kriegen das hin. Und finden zueinander. Oder? Was, wenn nicht? Was, wenn Teile der Bevölkerung das nicht wollen? Was, wenn ich das auch nicht will?

Wir nehmen für uns in Anspruch, empathisch zu sein. Dass wir uns auf andere Meinungen und Sichtweisen einlassen können. Aber stimmt das? Wo ziehe ich meine Grenze? Wann blocke ich ab? Wann gehe ich einen Schritt entgegen? Und wann verlasse ich den Raum? Möchte nicht in einer Welt leben, in der jeder nur auf sich selbst schaut. Möchte nicht in einem Land leben, in dem immer mehr Menschen Angst haben. Auf beiden Seiten. Voreinander. Und vor dem Unbekannten. Warum schaffen wir es nicht mehr, auf die Erfolge zu schauen? Auf die Veränderungen, die überall stattfinden. Angegangen werden. Alles dreht sich nur noch um Gefahren, Probleme, Fehler. Möchte Geschichten hören von Menschen, die offen über ihre Ängste reden und zueinander finden wollen. Brauche Botschaften, die ich verstehe. Keine Phrasen. Keinen Populismus. Möchte, dass wir endlich die Fassade einreißen und darüber reden, was uns wirklich den Schlaf raubt. In der Hoffnung, dass es uns eigentlich um das Gleiche geht. Um die selben Werte. Möchte wieder daran glauben, dass wir das schaffen. Ein bisschen Zuversicht. Ein bisschen Vertrauen. Können wir das bitte versuchen?

Welche Fragmente sind sonst so übrig geblieben?

  • Endlich wieder auf dem Rad durch Hamburg und den Speckgürtel. Sonne im Gesicht. Matsch an der Hose. Irgendwo zwischen Energiebunker und Ponyhof. Ein Fischbrötchen auf die Hand. Mit der Fähre zum nächsten Café. Fühlt sich an wie Frühling. Und ein bisschen nach Kindheit. Stundenlang ziellos durch den Wald. Neue Wege entdecken. Langsam die innere Karte aufdecken. Du kannst mich verfolgen, denn ausgewählte Routen teile ich auf Komoot.
  • Mit Heute in Hamburg ist ein Projekt live gegangen, an dem ich die letzten Monate mitwirken durfte. Wir haben den kompletten Tech-Stack erneuert sowie die Marke und Positionierung überarbeitet. Ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn die Stränge am Ende zusammenlaufen und nun das Ergebnis für alle live geht. Heißt aber auch, dass ich ab Juli wieder für neue Projekte verfügbar bin. Falls du also einen Produktmenschen und Komplizen suchst, melde dich gerne ✌️
  • An der OMR kommt man in Hamburg kaum vorbei. Nicht nur auf LinkedIn häufen sich die Sales-Anfragen, auch in der U-Bahn erkennt man die Messebesucherinnen deutlich. Es ist nicht meine Konferenz. Zu laut. Zu viel. Zu selten mein Thema. Aber es gibt einen Vortrag, der mich (wie schon im letzten Jahr) beeindruckte: Wo wir in Sachen KI wirklich stehen und was uns erwartet. In diesem vollgepackten Deep Dive beschreibt Philipp Klöckner, welche fundamentalen Entwicklungen gerade stattfinden und wie er die zukünftigen Auswirkungen von KI bewertet. Ich mag sehr, wie dicht das Wissen in diesem Vortrag ist und ich schätze seine Arbeit, nicht nur im Podcast Doppelgänger, sondern auch im begleitenden Newsletter.
  • Dafür endlich wieder auf der re:publica gewesen. Bekannte Gesichter am bekannten Gleisdreieck. Und dieses ständige Gefühl, etwas zu verpassen. Fühlt sich an wie damals. Mache erneut den gleichen Fehler und hänge zu oft in Vorträgen über bekannte Themen rum. Ja, den Medien geht es schlecht. Ja, Produkte werden nur gemeinsam mit Nutzerinnen entwickelt. Ja, die Politik versteht das Internet nicht. Dabei ist es das Unbekannte, das mich reizt. Aber die Routine, die siegt. Die gesamte Konferenz gleicht einer Blase mit zu vielen Bühnen. Ähnliche politische Haltungen und der Großteil fühlt sich auf Social Media mittlerweile unwohl. Mochte die zufälligen Begegnungen, doch vermisste manchmal den konkreten nächsten Schritt nach den Vorträgen. Vielleicht braucht es dafür aber kleinere Formate und mehr Diskussion. Nun habe ich alle verpassten Vorträge in meiner YouTube-Watchlist, wo sie wahrscheinlich vergessen werden. Alles so wie früher und genau deswegen irgendwie schön.
  • Ich bin ein großer Fan des Podcasts Produktmenschen. Darin spricht Tobias Freudenreich mit den Personen, die oft im Hintergrund mit Teams daran werkeln, dass wir alle diese Vielfalt an Produkten haben. Mittlerweile steht Petra Wille eher im Vordergrund, teilt ihr Wissen auf Bühnen und kuratiert gemeinsam mit Arne Kittler die tolle Konferenz Product at Heart. Petra ist für mich ein Vorbild, weil sie ehrlich auftritt und kein Theater aufführt – was in der Produkt-LinkedIn-Buzzword-Influencer-Welt immer wieder vorkommt. In ihren Büchern gibt sie Einblicke in ihren Coaching-Alltag und fasst Themen praxisnah zusammen. Auf ihr erstes (großartiges) Buch folgte nun „Strong Product Communities“, in dem sie erklärt, was eine Community of Practice ausmacht. Und wie ihre Mitglieder und damit die ganze Organisation davon profitieren. Bin selbst ein großer Fan von ritualisiertem Austausch, um Inspiration zu bekommen und auch ein Gefühl von Gemeinschaft zu gewinnen. Sehr lesenswert. Genauso wie ihr Blog und Newsletter. Petra war auch einer der Gründe, die Selbständigkeit einfach mal auszuprobieren. Ende meines Fanboy-Monologs.
  • Ich habe in den letzten fünf Monaten so viel gelesen wie im ganzen letzten Jahr. Habe wieder einen Lese-Rhythmus gefunden. Dafür viele Streaming-Abos gekündigt. Gelangweilt von den immer gleichen Formen und dem überwältigenden Angebot. Verbringe meine Zeit lieber im Kapitel Drei, stöbere durch Empfehlungen und beobachte das Treiben. Mein Lesetagebuch findest du auf goodreads.
  • Wie muss es sich anfühlen, seine große Liebe beim Sterben zu begleiten? Der Psychoanalytiker Irvin D. Yalom und seine Frau Marilyn Yalom, eine Literaturwissenschaftlerin, lieben und verehren einander. In ihrem gemeinsamen Buch „Unzertrennlich“ beschreiben sie, wie sie zusammen wachsen. Und was es dann heißt, einander loszulassen. Kapitel für Kapitel wechseln sich die beiden ab. Ringen mit der Situation und den Zeilen des anderen. Hat mich sehr berührt.
  • Es war wieder Februar. OK KID holt so viele Erinnerungen in mir hoch, dass ich sie nur schwer in Sätze packen kann. Stand mit Gänsehaut im Mojo Club. Die Zeilen immer noch ganz tief im Gedächtnis eingebrannt. Zwischen Selbstmitleid und kaltem Kaffee. Eine kleine Zeitreise, die sich aber irgendwie nach Abschied anfühlte. Hoffentlich nur für einen kurzen Moment.
  • Plötzlich taucht da ein Album auf, das in den folgenden Wochen hoch und runter läuft. Gerda brachten die „besten MCs der Republik“ zusammen – mit dabei sind OG Keemo, Yassin, She-Raw und Kryptic Joe. Wie schön es sein kann, wenn Musik einfach überraschend erscheint. Ganz ohne Instagram-Ankündigungen, inszenierte Streits oder TikTok-Blamagen. Nicht einmal Musikvideos wurden gedreht und trotzdem macht das ganze Album großen Spaß.

Was gibt dir das Gefühl von Zuversicht?


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