Mike Monteiro hat ein tolles Buch geschrieben. Er kämpft für die ehrliche Bezahlung von Design-Dienstleistungen. Und er appellierte auf der Webstock-Konferenz diesen Jahres an Produktgestalter. Egal ob online oder offline. Beratung oder Umsetzung. Sobald man an der Erstellung eines Produktes beteiligt ist, sollte man sich fragen ob dieses einen Sinn erfüllt, welchen man selbst für sinnvoll erachtet. Design setzt an vielen Stellen an. Vom Prozess über die Architektur bis hin zur visuellen Gestaltung sollte am Ende ein Mehrwert erkennbar sein. Für den Nutzer und die Umwelt. Design soll Probleme lösen, die wirklich lösenswert sind. Und hierfür bedarf es einer ständigen Bewertung der eigenen Arbeit und einer ordentlichen Portion Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und dem persönlichen Umfeld.
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Nordkoreas Kampf gegen den Westen schmückt immer wieder deutsche Titelseiten. Seemanöver, Atomtests, militärische Drohgebärden. Skeptisch blicken wir auf die andere Seite der Erde, kritisieren den brutalen Umgang mit Menschenrechten, bevor wir uns wieder auf unser Sofa legen. Fernseher an. Big Brother hat schließlich Prominente eingeladen. Oder Tatort und danach den Jauch – die Kombi ist sowieso immer schlecht. Dann gibt es etwas zu Meckern.
Die Youtube-Userin Sabine hat eine Weile in Südkorea verbracht und hat dort von zwei Nordkorea-Überläufern ein Video erhalten. Sie baten darum den Film ins Englische zu übersetzen, um den Menschen die irrsinnige Ideologie der Nordkoreanischen Diktatur vorzuführen. Die Übersetzung wurde in den letzten Wochen heftig im Netz diskutiert – und während ich nichts Ergänzendes zur Regierung in Nordkorea sagen möchte, will ich ein paar Sätze zu den verwendeten Beispielen loswerden: Denn Nordkorea mag böse sein, wir aber sind dumm.
Propaganda (kompletter Film auf YouTube) zeigt, wie seichte Unterhaltung unsere Leben weichgespült hat. Reality-Sendungen übernehmen den Nachmittag, während kleine Mädchen in ihren Kinderzimmern stehen, dort Modelposen üben, dürren H&M-Mädchen nacheifern und abgehackte Satzfetzen über Whatsapp teilen. Wir wissen sofort, welches Firmenlogo die besten Burger verkauft und treffen uns zum Champagner-Schnabulieren in Einkaufszentren. Abends schauen wir anderen beim Scheitern zu, stopfen uns den Mund mit Süßigkeiten und teilen lustige Sachen auf sozialen Kanälen. Ich will mich auf keinen Fall ausnehmen – schaue selbst belanglose Serien, kann aber nur mühsam alle Bundesländer aufzählen. Ich gebe viel Geld in schönen Cafes aus, während ich bei Obdachlosen in der Bahn verschämt zu Boden blicke.
Manchmal habe ich das Gefühl, wir halten uns mit völlig sinnlosen Dingen auf. Verlieren so viel kostbare Zeit damit, über das Design von iOS 7 zu lästern oder schön dekorierte Speisen auf Instagram zu teilen. Dies ist kein Vorwurf und kein Aufschrei. Keine Propaganda. Mit diesen Zeilen will ich mich selbst dazu motivieren, wenigstens ein paar Stunden meiner Sinnloszeit einzutauschen. Gegen schöne Literatur. Gegen ein wertvolle Gespräche mit Freund oder Feind. Gegen Spaziergänge in der Natur. Oder gegen Zeit mit Menschen, die nicht mehr so viel davon haben.
Nach zwei Jahren wieder gemeinsam unterwegs. Auf hoher See nach Schweden. Zimtschnecken, Glücksspielautomaten, Geheimwege und Diskussionen über Musik in zu kleinen Kabinen. Und manchmal reicht es aus abzuwarten. Morgens auf dem Deck zu stehen, während der Regen die Wange hinab rinnt und der Stahlkoloss in den Hafen einläuft.
Ich will wieder mehr schreiben. An dieser Stelle. Über Dinge, die mir wichtig sind. Momente, die mich prägen. Gedanken, die ich teilen möchte. 🙂
Verschlafen gehe ich in Richtung U-Bahn und muss feststellen, dass der Herbst über Nacht durch die Gassen gezogen ist. Was er hinterlassen hat, fällt nun in bunten Farben auf meine Kapuze. Kleine Kinder haben mit strahlenden Augen damit begonnen Kastanien zu sammeln, während gehetzte Eltern hektisch an ihren Jacken zerren. Mich drängt niemand und dennoch laufe ich ohne Umwege in Richtung Bahnsteig. Streife kreischende Plakate mit leblos dreinblickenden Menschen. Kenne sie nicht und stelle mich irgendwo hin. Zwischen Anzügen und Leggings, Smartphones und Zeitungen suche ich nach meinen Kopfhörern. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Lieder. Und ich lasse sie in Dauerschleife wirken.
Große Bilder begleiten mich auf meiner Runde durch die Stadt. Ich schaue grinsend aus dem Fenster und denk an dich. Erblicke den Hafen und seine Gäste, die ehrfürchtig ihre Runde drehen. Die Sonne spiegelt sich in den Bürokomplexen, darin Frühaufsteher fleißig am debattieren. Mag selbst nicht reden, denn mir mangelt es an passenden Worten. Hab mich wieder gefunden. Unter einem Berg an Sorgen und Ängsten. Jetzt sitz ich da und lass es auf mich zukommen. Kleine Überraschungen, die sich in noch kleineren Momenten verstecken. Herzklopfen. Versprechen. Hoffnungen. Aber auch Tränen und schmerzende Gefühle, die gehören. Mich ausmachen. Es ausmachen. Uns neugierig werden lassen auf den nächsten Tag. Den nächsten Satz, der zwischen uns springt. Streife meine Kapuze ab und lege meinen Kopf auf deine Schulter. Hallo Herbst.
Und dann stehst du am Elbufer. Unter deinen Füßen der Sand. Neben dir kleine Kinder, die fangen spielen. Ihre Eltern mit kaltem Bier verwickelt in lauten Gesprächen, während sich vor dir die Queen Mary 2 aus dem Hafen zwängt. Begleitet von knapp 100 Schiffen, welche die Szene noch beeindruckender gestalten. Hinter mir grillen Freunde und Unbekannte. Ein Grinsen liegt in meinem Gesicht. Zwei Jahre Hamburg…
Heute bin ich über einen wunderschönen Blogbeitrag gestolpert. Er erzählt über die Liebe zu dieser Stadt an der Elbe. Von Straßen, in denen ich mich rumtreibe. Vom Wind, der mir dabei ins Gesicht schlägt. Und vom Wasser, das hier überall zu finden ist. Einen Ruhepol bildet. Für gehetzte Menschen wie mich. Nach drei Jahren Leben und Lieben in Stuttgart trieb es mich hierher. Ein Neubeginn sollte es werden. Ist es geworden. Erinnere mich an die erste Nacht in der neuen Wohnung. Ohne Licht. Ohne Handtücher. Doch mit klopfendem Herzen.
Der Wind peitscht. Kragen hoch. Kopf runter. Tunnelblick.
Seitdem genieße ich die Vielfalt. Gemütliche Cafes und schroffe Kneipen. Ein trockener Humor. Ehrliche Menschen. Neue Gesichter. Lange Nächte. Spaziergänge an der Elbe. Möven über meinem Kopf. Und zuviel Regen. Hab Menschen in mein Herz geschlossen, dort umarmt und wieder gehen lassen müssen. Sinnlose Gespräche in U-Bahnen geführt, dort geschlafen und Geschichten in Polsterritzen versteckt. Jeder meiner Schuhe beherbergt einen kleinen Strand für den Notfall. Und reichte dieser einmal nicht aus, flüchtete ich mit Lieblingsmenschen ans Meer. Ließ Drachen steigen. Robben tanzen.
Manchmal war ich kurz davor meine Höhle abzureißen und wieder in den Süden zu gehen. Manchmal vermisse ich die Berge und die Heimat. Manchmal den Kessel und das Essen. Aber dann stehst du im Morgengrauen an den Ladungsbrücken. In deiner Hand dein letztes Getränk. Müde setzt du dich ans Ufer und schaust auf die vielen kleinen Boote. Alles grau-blau. Ich werde noch eine Weile hier verweilen. Mich treiben lassen. Mit den Beginnern in den Ohren.
Das Herz am rechten Fleck, die Füße in Gummistiefeln.