Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

Kategorie: Jahresrückblicke (Seite 2 von 3)

Rückblick. 2019.

Versuche wieder meine Geschwindigkeit zu finden.“ – mit diesen Worten stolperte ich in das Jahr 2019. Ein Podcast-Experiment und drei Dinge. Zahlreiche Experimente auf der Arbeit. Vom Pressehaus in eine Marzipanfabrik umgezogen. Strukturen geschaffen. Rollen definiert. Wände eingerissen. Und irgendwann eingestehen müssen, dass ich dieses Tempo nicht halten kann. Meine Geschwindigkeit unterschätzt. Notbremse. Zwei Wochen Auszeit. Die eine Hälfte im Bett, die andere im Wald. Durchatmen. Bewusst wahrnehmen, was ich brauche. Grenzen eingestehen. Habe die Messlatte zu hoch gehängt. Zu wenig auf meinen Körper gehört. Und Menschen verletzt, die mich eigentich beschützen wollten. Konnte mich teilweise selbst nicht wieder erkennen.

Merke immer mehr, wie wichtig Einsamkeit und Zweisamkeit für mich sind. Stand mit dir in der Sagrada Familia. Blick nach oben. Bunte Farben flackern auf unseren Wangen. Auf Usedom lassen wir uns die Haare zerzausen. Verbringen die Nacht auf einem Boot. Den Tag am Meer. Kuchen gibt es in kleinen Gärten. Auf wackligen Stühlen. Es braucht nicht viel, haben wir gemerkt. Und trotzdem in Istanbul alles aufgesaugt. Çay und Simit. Mein Arm um deine Hüfte. Das blaue Kleid und dein Grinsen. Durch die Wälder von Hawaii gerutscht. Auf Berge geklettert. In Wellen gesprungen. Das erste Mal schnorcheln. Das letzte Mal Z2X. Brauche diese Auszeiten. Egal wie weit entfernt – solange ich entscheiden kann, wohin der nächste Schritt mich trägt.

Oft haben mich Podcasts bei meinen Schritten im letzten Jahr begleitet. Verfolge beigeistert StartUps, lache im Podcast Ufo und lausche an der Bar vom Hotel Matze. Kann nur schwer beschreiben, was mir an diesem Medium so gefällt. Es erinnert mich an meine Jugend, in der ständig bigFM und DASDING liefen. Ich baue eine Bindung zu den Stimmen auf. Freue mich auf neue Folgen, wie auf Gespräche mit Freunden. Und ich glaube, dass Audio noch so viel mehr kann, wenn es um Geschichten geht.

Weitere 377 Stunden des letzten Jahres gehörten der Musik. Über mein Grinsen im Gesicht habe ich bereits geschrieben – auch wenn ich deutlich mehr ernste Musik hörte. Kummer hat deutschen Rap endlich wieder traurig gemacht. Auch meine Liebe zu Fatoni ist kein Geheimnis mehr: Er schafft es ohne elitären Zeigefinger oder schmierige Phrasen auf den ganzen Dreck da draußen zu reagieren. Genau wie Trettmann, Yassin oder Dendemann. Momentan verstricke ich mich vielleicht zu oft in wirren Gedanken. Und die Musik hilft mir dann diese difsusen Gefühle zu ordnen. Ihnen kleine Kategorien einzuheften. Mich ein bisschen besser verstanden zu fühlen.

Dieses Muster erkenne ich auch bei Serien und Filme wieder. After Life ist eine traurige Komödie, die Verlust und Hass so wunderbar vereint. Die zweite Staffel Dark hat mich in ihren Bann gezogen – auch wenn ich mittlerweile einen Spickzettel brauche, um die Stränge überblicken zu können. Im Zug nach Süddeutschland habe ich The End of the F***ing World und Fleabag begonnen. Beide ebenfalls voller Sarkasmus, um das normale Leben zu verarbeiten. Für die gute Stimmung: Silicon Valley, Brooklyn Nine-Nine und Modern Familiy.

Ein Jahr voller Gegensätze liegt hinter mir. Vollgas. Vollbremsung. Lachen. Weinen. Tanzen. Springen. Schubsen. Musste auf die harte Weise lernen, wieviel Kraft es braucht, nichts zu bewegen. Wahrzunehmen. Zu reflektieren. Das hört sich alles so erwachsen an. Komme mir aber mehr vor wie ein Kind, das lernen muss. Spricht man über solche Phasen? Teilt man seine Schwächen? Welchen Filter braucht man für den Alltag und in welche Kategorie des Lebenslaufs kommt das Gefühl Müdigkeit? Was antworte ich auf die großen Fragen? Mache mir Gedanken über meinen Job und Lieblingsserien, während anderswo die Lebensgrundlage ausgelöscht wird. Hänge in stylischen Cafés und anderswo produzieren Kinder gläntzende Gegenstände. Beschwere mich über hohe Mieten und S-Bahn-Ausfälle, nebenan nehmen Stürme und Fluten einfach alles weg. Was kann ich machen? Wie kann ich andere mitnehmen? Braucht es Trotz oder Verständnis?

Und auch mit dem ganzen Lärm in mir drin, bin ich dankbar für jeden Schritt. Gemeinsam oder allein. Für jedes liebe Wort. Für jede neue Bekanntschaft und jede bekannte Umarmung. Ich möchte im kommenden Jahr noch ehrlicher sein. Zu mir. Und zu Menschen, die mir wichtig sind. 🤗

Rückblick. 2018.

Blick ins Grüne. Kindheitserinnerungen. Sitze in meinem alten Zimmer und schreibe Zeile für Zeile. Hab hier schon so viele Gedanken versucht zu greifen und zu begreifen. Stolpere durch die Jahre. Höre alte Musik. Lese meine Gedichte und Kurzgeschichten. Setze alte Filme auf die Watchlist. Dieses Jahr war das Schnellste. Umso kräftiger drücke ich nun auf die Bremse. Versuche wieder meine Geschwindigkeit zu finden.

Wir haben unseren Rhythmus gefunden. Haben die eigenen vier Wände eingerichtet. Leseecke. Fotowand. Unsere Gesichter strahlen, wenn abends das Türschloss springt. Mussten aber auch raus. Ins Grüne. Ans Meer. Zeige dir Süddeutschland. Vom Schwarzwald an den Königssee. Wandern im Kleinwalsertal – wie vor 18 Jahren mit der Grundschule. Bin das erste Mal über den großen Teich geflogen: Im Cable Car durch San Francisco – zwischen Armut und Yuppies. Oben ohne auf dem Highway 1. Beeindruckende Klippen und nicht enden wollende Sicht. Zocken am Santa Monica Pier und Rollern durch Los Angeles. Haben auf dem Dockville getanzt – bei strahlender Sonne. Arm in Arm unter Bäumen gelegen. Die beste Freundin im Brautkleid gefeiert. Den Spreewald im Kanu entdeckt und in Heiligenhafen dem Wind getrotzt. 

Düstere Serien zogen mich in ihren Bann: 4 Blocks, Bad Banks und Beat. Leider wieder viel zu selten im Kino gewesen. Dafür bei Three Billboards Outside Ebbing gelacht und bei Call Me By Your Name geweint. Und alles zusammen bei This is Us. Unzählige Stunden mit Podcasts verbracht – aktueller Favorit: Hotel Matze. Bei der Musik hat sich nur wenig getan: Dexter, Juse Ju, Trettmann, Moop Mama, Materia und Casper. Solide Mischung – ein Grund weshalb ich mit last.fm wieder mehr Musik entdecken möchte. Überraschung: Fynn Kliemann.

Ein Zufall, der einiges veränderte: Eine Heftkritik bei brand eins. Apfelkuchen und Kakao. Nach zwei Jahren XING ging es zum Speersort. Dort verantworte ich das Produktmanagement. Spanne Beziehungsnetze und suche neue Gefäße für Geschichten. Daneben viel mit Blinkist gelernt und alle Gedanken zu Bear umgezogen. Dafür kaum öffentlich geschrieben und viel zu selten meditiert. Vorsätze, die ich erneut mitnehme. Außerde will ich mich wieder mehr dazu bringen neue Themen zu entdecken. Und diese zu teilen. Deshalb gibt es bald etwas auf die Ohren: 3 Dinge. 😇

Doch jetzt wird es nochmal still. Tief durchatmen und grinsend auf das letzte Jahr zurückblicken. Ich wünsche euch wunderschöne Tage. 🎉

Rückblick. 2017.

Mein Gesicht spiegelt sich im Fenster des Zugabteils. Für einen Moment Stillstand – während draußen alles an mir vorbei fliegt. Auf dem Weg nach Hamburg. Abschied genommen. Wollte nicht. Musste. Nun bist du bei ihr. Freude. Trauer. Habe dieses Jahr so viel gewonnen, während du dein Lächeln verloren hast. Dankbar.

Dankbar für ein volles Jahr. Ein buntes Jahr. Hab in Mallorca deine Hand genommen. Wir uns jeden freien Moment. Zukunftspläne. Snowboarden in Garmisch. Getanzt auf Hochzeiten und meinem 30. Geburtstag. Das erste Mal Ballett. Der erste eigene Tannenbaum. Keksgeruch in unserer eigenen Wohnung. Portugal. Die Füße im Sand und ein Wohnwagen mitten im Wald. Strahlen. Zahlreiche Fahrten nach Süddeutschland. Überraschend viele Kindheitserinnerungen. Erwachsenwerden. Ein letztes Mal Z2X. Ein erstes Mal The Conference. Mit dem Rad durch Malmö. Zu Fuß durch Föhr. ⛵️

Zu wenig gute Filme gesehen. Dafür bei La La Land mitgewippt. Bei Blade Runner 2049 gestaunt und bei Dark durch die Zeit gesprungen. Viel mehr Zeit mit Podcasts verbracht. Spazierend durch Hamburg. Oder beim Kochen. Neue Dinge ausprobiert. Den alten Bands treu geblieben. Im Modus (Fatoni) gefeiert und Lang lebe der Tod (Casper) bewundert. Abneigung gegen den aktuellen Rap. Das neue Album von Cro verflucht, nur um es Wochen später tru zu finden. Jazz. Klassik. Ein bisschen Rock. 🤘

Seit über einem Jahr als Produktmanager bei XING. Einen Podcast an den Start gebracht. Über 200 Experten teilen nun ihr Wissen. Selbst hingegen weniger geschrieben. Weniger gelesen. Die Facebook-App gelöscht, dafür begeistert von Refind. Jeder ausgegebene Euro wird nun mit YNAB ausgewertet und jeder Besuch mit Swarm aufgezeichnet. Mir mit Bitcoins die Finger verbrannt. In Hamburg isst man nun Poke Bowls – doch nichts kommt an Maultaschen heran.

Bin zufrieden. Bin glücklich. Bin verliebt. 2017 war schön. Mit dir. Mit euch.

Rückblick. 2016.

Fliegen & Fallen. Das beschreibt ganz gut das zurückliegende Jahr. Auch wenn ich ein paar Tage zu spät bin. Die letzten Monate waren laut. Bunt. Und irgendwie genau richtig so. Musste mir eingestehen, dass am Ende nur das Herz und der Bauch entscheiden. Dass Menschen gehen, wenn der Schmerz zu groß wird. Habe sie wieder lachen gesehen. Und still mitgegrinst. Ich fand mich. Zwischen ausgeträumten Ansichten und viel zu vielen Worten.

Ich habe meinen Job gewechselt. Eine Auszeit genommen. Viel geschrieben. Nur wenig davon geteilt. Stelle momentan lieber Fragen und höre zu. Bin dankbar für die vielen Gespräche. Mitternachts. Nebeneinander oder kilometerweit entfernt. Bin gelaufen. Mit so viel wunderschöner Musik auf den Ohren. Getanzt. Gestolpert. Geweint. Getraut. Geküsst. Habe mich durch Hamburg treiben lassen⛵️. Stuttgart besucht. Am Bodensee geträumt. Endlich wieder Berge erklommen. Die Gassen von Barcelona entdeckt. An der Ostsee getanzt. Mit Lieblingsmenschen durch Berlin gestolpert. Lissabon. Prag. Belek. Weimar. Die Schuhe grau. Breites Grinsen. Neue Pläne im Hinterkopf. Noch mehr Farbe zwischen die Linien. Heute bin ich hier. Endlich angekommen. Hallo 2017. 🤗

Anders. Doch irgendwie gleich. 2015.

Dieses Jahr war irgendwie anders. Doch irgendwie gleich. Weniger gerannt erhofft und mehr angekommen bekommen. Sehr viel nachgedacht, doch einst nie wirklich aufgehört. Zu Oft die selben Fragen mit verbitterten sich ständig ändernden Antworten. Habe Dinge akzeptiert, die mich und andere ausmachen. Dinge, die ich heute wertschätzen kann. Jedenfalls in den meisten manchen Momenten. Trümmer mussten verschwinden geschehen, weil sie Situationen mich verletzt haben. Menschen mussten verschwinden, weil ich sie verletzt habe. Ohne es mir einzugestehen. Menschen haben mich zurückgelassen, weil man zu verschieden war. Habe mich selbst angelogen.

Eine dritte Chance zu jeder Zeit in der Hinterhand. Doch irgendwann aufgebraucht. Heute trägt man die Narben hinter lustigen Sprüchen. Bin deutlich öfter heftiger gefallen, öfter aufgestanden, öfter umgekehrt. Habe Momente erlebt, auf die ich gerne verzichtet hätte. Sie deswegen so sehr achte. Worte gesagt, Sätze vorgelesen und Lippen berührt. Habe Bücher verschlungen vernachlässigt und sie als Geschenk vor deiner Tür in viel zu großen Schubladen abgelegt. Der Hunger hat sich gelegt kommt erneut. Die Hektik ist nur noch selten immer wieder zu Besuch. Hab mein Tempo gefunden, das so anders ist als zuvor. Doch brauche auch das Chaos. Die Zerstreuung. Kann dir mir wieder in die Augen blicken. Mit einem Grinsen im Gesicht. Kann über Vergangenes reden und von Zukünftigem träumen. Und auch wenn ich manchmal einsamer als zuvor bin die selben wichtigen Menschen mich begleiten, fühle ich mich aufgehobener als die letzten Male.

Dieses Jahr war irgendwie anders. Doch irgendwie gleich. In seinen Farben und Melodien. Mehr leise Dröhnung als laut Versöhnung. Die Augenringe noch etwas tiefer, den Blick wieder weiter nach oben vorne gerichtet. Betrachte Sterne nur noch bei Mitternacht während ich tagsüber von dir uns träume. Hast Erkenntnisse haben mich zum Tanzen gebracht. UnBekannter Schritt zu lautlosem Takt. Alles etwas anders. Doch irgendwie gleich. Anders gedacht als erhofft. Doch ich mag das. Irgendwann. Mag das, was da ist. Und das was kommt. Auch an den Tagen, an denen da nichts ist als Schweigen Schreien. Nicht mehr als ein Versprechen zwischen Zweien Zeilen. Stolpere durch ein Meer an Satzanfängen. Die Enden nicht absehbar. Die Nebensätze nur angedeutet. Freue mich auf das nächste Wort. Wie bereits damals. Nur irgendwie anders. Doch irgendwie gleich.

Ich wünsche euch allen schöne Weihnachten. Und einen guten Rutsch in das neue Jahr. Danke fürs Zuhören.