Die Monate rauschen nur so an mir vorbei. Versuche alles aufzusaugen und Momente mit geliebten Menschen zu verbringen. Finde darin viel Kraft. In Gesprächen und Begegnungen. Und verarbeite die Eindrücke irgendwo zwischen Kleingärten und Kanälen. Zufriedenheit trotz Ungewissheit.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Im Rahmen der Creative Business Academy konnten 120 Kreativschaffende aus Hamburg an ihren Geschäftsideen arbeiten und diese in Richtung Marktreife führen. Die Kreativ Gesellschaft stellte hierzu ein buntes Workshop-Angebot zusammen und verkuppelte die Projekte mit Mentor:innen. Auch ich hatte die Möglichkeit mein Wissen einzubringen – u.a. bei einem Abo-Modell für Programmkinos und einer Community für Cargobike-Fans. Es machte großen Spaß, so früh bei der Ideenerarbeitung mitzuwirken. Impulse geben zu dürfen und selbst Einblicke in völlig neue Branchen zu gewinnen. Bin dankbar für solche Angebote und kann die anderen Initiativen von Herzen empfehlen.
  • Noch nie war ich so flexibel wie seit Beginn meiner Selbstständigkeit. Das beginnt bei den Projektformen und geht bis zum Arbeitsort. Entweder bequem aus dem Homeoffice, vom langen Tisch im betahaus oder direkt an der Elbe. Alternativ kann aber auch ein Hof im Wendland für Abwechslung sorgen. Ein Ding der Möglichkeit war der ideale Ort, um gemeinsam durchzuatmen. Endlose Felder, gemütliche Abende zwischen liebevoll renovierten Gästehäusern und Essen in der Kaoskantine. Pizza im Auenland, Frisbee und Tischtennis.
  • Leider bin ich zu selten südlich der Elbe unterwegs. Gibt es dort doch so viele Stellen zu entdecken. An Land aber auch zu Wasser. Mit dem Floß gelangt man vom Hausboot Hafen in Harburg direkt auf die Süderelbe und entdeckt Schafe auf dem Deich, prunkvolle Villen und verlassene Leuchttürme. Oder man schließt sich über 10.000 Radfahrer:innen an, um aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt zu fahren. Ich war ebenfalls im Süden unterwegs – direkt über die Köhlbrandbrücke, bevor diese vielleicht bald verschwindet. Ein dritter Ausflug führte uns auf die Insel Neßsand. Ein Naturschutzgebiet, das künstlich mit Material aus der Elbvertiefung angelegt wurde und nun Zuhause für viele Tiere geworden ist. Fühlte sich ein bisschen wie Urwald an, direkt vor Blankenese und neben Airbus. Karten für die Überfahrt gibt es jedes Jahr beim Tag der Natur zu gewinnen.
  • Und plötzlich steht ein Pelikan im Garten. Beobachtet verwundert und vielleicht leicht belustigt uns Menschen, wie wir schwitzend in unseren Wohnungen sitzen. In Laptops starren und Excel-Tabellen mit Zahlen fluten.
  • Was passiert, wenn 750 Produktmenschen einen gemeinsamen Tag verbringen? Bei der Product at Heart konnte man mich oft mit einem Grinsen beobachten. Alte Freunde in die Arme schließen, neue Impulse aufsaugen oder einfach neugierig das Treiben beobachten. Schon am Vorabend zur Konferenz vernetzte ein Blind Dinner die Teilnehmer:innen, während die Vorträge Menschen in den Dialog brachte – kaum zu Methodiken sondern viel mehr zu organisationalen Themen wie Ausrichtung, Klarheit und Strategie. Letztendlich entstehen erfolgreiche Produkte in Teams, die Kritikfähigkeit, Vertrauen und Ehrlichkeit zulassen.
  • Stolpere durch die Vorträge der re:publica. Und vermisse die Veranstaltung, denn die Vielfalt an Themen bleibt besonders. War das erste Mal vor 11 Jahren dort. Bereits damals völlig beeindruckt von der riesigen Auswahl und den vielen Gesichtern, die man nur von Twitter kannte. Während der Zeitpunkt für eine Abmeldung im Taubenverein gekommen ist, steht die Anmeldung zur nächsten Runde in Berlin auf meiner Liste.
  • Im Rahmen der re:publica wurde auch ein Projekt vorgestellt, bei dem ich mitwirke. Die Beyond Platforms Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, eine dezentrale Medieninfrastruktur zu etablieren. Gemeinsam mit den großen Medienunternehmen, aber auch allen Produzenten und Teilnehmer:innen des Ökosystems. Als Gegenentwurf zu den Tech-Konzernen, die vertikal integriert den Markt dominieren. Wie das in der Praxis aussehen könnte, erzählte Bertram Gugel von der ARD bei einem Blick hinter die Kulisse.
  • Bin Teil von Hello.Beta, einem Netzwerk für Organisationsentwicklung. Und auch wenn ich zu selten Zeit für die Vorträge habe, so schubsen sie mich immer wieder in neue Themenfelder. Diesmal: Servant Leadership. Eine Haltung bei Führungskräften, welche das Team befähigen soll, Hindernisse aus dem Weg räumt und Selbstorganisation fördert. Finde mich in diesem Konzept wieder, doch kannte die Bezeichnung nicht. Habe Management nie als Karrierestufe gesehen, sondern als Verantwortung für Menschen und das Ergebnis.
  • Wie sehr ich Sprache mag, liest du vielleicht aus meinen Zeilen. Kommunikation verbindet und motiviert bestenfalls. Anne-Kathrin Gerstlauer teilt in ihrem Newsletter TextHacks regelmäßig Impulse und diesmal durfte ich mitwirken: Wie du effektiv mit deinem Team kommunizierst.
  • Generalist oder Spezialist? Auch ich bin oft unsicher, in welche Richtung man sich entwickeln sollte. Gibt es doch aber einen Zwischenweg: Hybrid. Stephan Ango beschreibt die Vorteile dieser Ausrichtung und begründet sie in der Komplexität der Dinge. In Zukunft wird es immer wichtiger sein, diverse Teams zusammenzustellen und ihre Arbeitsweisen zu verstehen: „By becoming a hybrid, you can become greater than the sum of your skills.“
  • Arbeit liebt uns nicht, weshalb Grenzen so wichtig sind. Sarah Esterman stellt fest: „Work is work. Capitalism is going to capitalism. While most of us need jobs so we can have money and health insurance, work is only one aspect of life. And life is really fucking short.“
  • Arbeit kann ein Team auslaugen. Dies gilt es zu akzeptieren. Anzunehmen. Petra Wille teilte ihre Tipps nach einem Jahr Corona – sie gelten immer noch. Meine Beobachtung der letzten Jahre: die eigene Erschöpfung offen vor dem Team zugeben. Im Dialog über die Auswirkungen bleiben und einander zuhören. Und bloß nicht hektisch in einen Aktionismus stürzen.
  • Wenn Künstliche Intelligenz den Unternehmen helfen soll effektiver zu arbeiten, was unterscheidet sie dann von Beratungen wie McKinsey? Diese Frage stellt sich der New Yorker und führt an: „Some might say that it’s not the job of A.I. to oppose capitalism. That may be true, but it’s not the job of A.I. to strengthen capitalism, either. Yet that is what it currently does. If we cannot come up with ways for A.I. to reduce the concentration of wealth, then I’d say it’s hard to argue that A.I. is a neutral technology, let alone a beneficial one.“
  • Wir atmen und wir denken. Beides passiert ständig. Wie ein permanenter Dialog mit uns selbst. Und manchmal kommen wir nicht weiter. Verlieren den Halt. Dies ist etwas Gutes, denn es bringt uns voran. Philosoph René Weiland spricht mit der brand eins über diese „Dezentrierung“ und was uns immer besonders macht: „Künstliche Intelligenz wird aber nie dorthin vordringen, wo es eigentlich interessant wird: in die Untiefen des menschlichen Denkens. Dorthin, wo wir die Einzigartigkeit unseres Selbst und unseres Verhältnisses zur Welt durchspielen.“
  • Höre in letzter Zeit viele Podcasts zur Klimakrise. Schaue Dokumentationen und Interviews, doch werde mein Gefühl der Hilflosigkeit nicht los. Was steht in meiner Macht und wie bekommt man Politik / Unternehmen zum Handeln? Der Druck wächst. Mein innerer Druck auch.
  • Im Rahmen von ProjectTogether durfte ich die Genossenschaft WirGarten Lüneburg kennenlernen. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, ihren über 600 Mitgliedern regionale und klimafreundliche Ernährung anzubieten. Ihre demokratische Struktur gibt jedem Mitglied eine Stimme und verteilt Führung auf alle Ebenen. Dies stärkt Diversität und Verantwortungsgefühl. Seitdem beschäftigt mich das Thema und ich verfolge andere Genossenschaften (Cooperatives) wie Village One oder das Neue Amt Altona. Letzteres schafft einen Kreativstandort, der von seinen Gesellschafter:innen mitgestaltet wird. Das Bauprojekt soll gemeinwohlorientiert und nachhaltig entwickelt werden. Es soll einen Ort für Begegnungen schaffen – deshalb bin ich Mitglied geworden. Möchte ausprobieren, wie Zukunft geht und Wirtschaft anders gedacht werden kann. Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Darauf freue ich mich.

Ich wünsche euch einen schönen Juli. Werde selbst ein paar Tage in Berlin verbringen und eine Weiterbildung starten. Damit es nicht langweilig wird 😉


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