So eine Auszeit fühlt sich verdammt ungewohnt an. Muss lernen, in den Tag hinein zu leben. Ohne To-Do-Listen und Status-Calls. Dafür mit ziellosen Spaziergängen, Büchern und Mittagsschlaf. Vergesse die Zeit um mich herum und suche nach Dingen, die ich ganz aus Vergnügen machen möchte: „aus Lust an der Freude“. Gar nicht so einfach, da ich mich sonst oft an Ergebnissen messe. Sport, um fit zu bleiben. Lesen, um mitzureden. Oder Fotografieren, um Aktivitäten zu demonstrieren.
Und so probiere ich mich aus. Wie ein Kind, das durch den Tag taumelt.
Zum ersten Mal stolperte ich durch Asien. Seoul war eine spontane Entscheidung – getroffen bei Bibimbap in der Altstadt. Wurde von Eindrücken überschwemmt. Teilweise bekannt aus asiatischen Filmen und Serien. Und teilweise sehr unerwartet. Unfassbar viele Menschen, die doch respektvoll und geordnet durch die Straßenschluchten und U-Bahn-Gänge marschierten. Den Blick aufs Smartphone oder in die Leere gerichtet. Eine ungewohnte Stille und Sauberkeit. Selfie-Studios und Tarot. Irgendwo zwischen Tempeln und Wolkenkratzer. Diese Stadt wächst ungebremst in alle Richtungen. Und zwischendurch fragt man sich, ob das alles vielleicht auf Kosten der Menschen passiert, die wie Zombis zur Arbeit pendeln. 🧟
Viel zu oft Fleisch gegessen. Und teilweise keinen Bissen runterbekommen, weil es einfach zu scharf war. Dafür aber auch tolle Ramen im Hinterhof entdeckt und an einer traditionellen Teezeremonie teilgenommen. Über Märkte gebummelt und durch Spielhallen geirrt.
Auf der Vulkaninsel Jeju den Spätsommer überschätzt und eine Corona-Erkrankung unterschätzt. Viel Zeit im Bett verbracht, auf das Meer geschaut und nach einem ordentlichen Frühstück gesucht. So sehr ich den Kulturclash genossen hab, so fremd kam ich mir teilweise vor: Das ungewohnte Gefühl ignoriert zu werden und nicht dazu zu gehören. Sei es wegen der Sprache oder meinem Aussehen. Eine Tatsache, die wiederum für andere Menschen zur Normalität gehört. Rollentausch am anderen Ende der Welt. 🇰🇷
Vielleicht merkt man es beim Lesen meiner Blogbeiträge: Schreiben ist ein wertvolles Ventil für mich. Es hilft, mir zu verstehen, was in mir vorgeht. Was mich berührt. Dann sind meine Sätze wie ein Schatten – sie zeigen mir meine eigenen Grenzen auf und schenken mir ein Versteck.
Und mit jedem Schritt sammelst du neue Steine. Glatt. Schräg. Spitz. Hinterlassen ihre Spuren, wie du deine. Stimmen im Hintergrund. Dein Blick sucht Halt in bekannten Kannten, während rotes Licht dein Herz flutet.
Ich habe meine Beobachtungen lange auf Tumblr geteilt. Habe aus diesen Satzstücken ganze Geschichten gebaut. Jene nannte ich Einweggedanken. Gefühle in Schockstarre, die sich vielleicht morgen ganz anders anfühlen.
Lese ich heute in den Texten, so erinnern sie mich an ein sehr emotionales Kapitel – irgendwo zwischen Stuttgart und Hamburg.
So sehr ich dieses Kapitel brauchte, so oft dachte ich über einen richtigen Abschluss nach. Ein Buch, das ich ein für alle mal ins Regal stellen kann.
Und das ist es geworden: ein Taschenbuch 🥳 Meine Lieblingsgeschichten und ein paar Satzfetzen, die am Ende übrig bleiben.
Bestellbar beim tredition Verlag oder im Buchhandel.
Sowie bei Thalia, Hugendubel, Stories oder Amazon.
Alle Autoreneinnahmen werden vollständig an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe gespendet. Danke Seda, Nadine und Johannes für eure Hilfe bei der Umsetzung. ✌️
Wer schreibt oder zeichnet, kennt vielleicht die Angst vor dem weißen Papier. Der leeren Arbeitsfläche. Ich beschäftige mich momentan immer wieder mit KI-Content-Generatoren wie copy.ai, DALL-E oder Stable Diffusion. Und täglich erscheinen neue Modelle, die auf Basis von neuronalen Netzwerken kreative Aufgaben meistern sollen. So können Texte, Bilder oder Musik generiert werden – z.B. durch die Eingabe einer Aufforderung und die Anpassung verschiedener Parameter.
Wo man jetzt das Ende von Kreativberufen prophezeien könnte, sehe ich eine Möglichkeit der Inspiration. Die Tools erlauben es, in kurzer Zeit Ideen zu generieren und sich daran auszutoben. Tools wie Lex versprechen Unterstützung beim Schreiben und Brainstorming. Ich finde das sehr aufregend – vor Allem weil die Technologie in so vielen Bereichen genutzt werden könnte. (Hörtipp: Richard Socher, was denken Maschinen?)
Mit der Veröffentlichung von Stable Diffusion ging man sogar einen Schritt weiter, denn die Anwendung ist einfach zu bedienen und Open Source. So kann jeder nachvollziehen, was passiert. Und interessierte Menschen können ohne Einstiegshürden damit spielen – was für neue Technologie entscheidend sein kann.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich die Technologie entwickelt und wie neugierig Branchen damit experimentieren. Völlig losgelöst von zentralen Fragestellungen zu Rechten und Datenqualität, die natürlich auch diskutiert werden müssen. Erstmal: spielen und ausprobieren 👾
Bei einem Langstreckenflug über 13 Stunden hat man genug Zeit, um neue Filme und Serien anzuschauen oder in Musik reinzuhören:
🍿 Heartstopper hat mich sehr berührt. Die Serie begleitet zwei Schüler dabei, wie sie sich ineinander verlieben. Eine liebevolle Coming-Out-Geschichte. Und auch wenn ich nur mutmaßen kann, gibt sie einen schönen Blick auf die Herausforderung und den inneren Kampf, den queere Menschen mit sich und der Umwelt ausfechten.
🍿 Meine Stunden mit Leo erzählt die Geschichte einer Witwe, die ihre Sexualität entdeckt – gemeinsam mit einem jüngeren Callboy. Ehrlich werden Erwartungen von außen und innen thematisiert. Es geht um Sexarbeit und die Annäherung zwischen zwei Generationen.
🍿 Everything Everywhere All at Once ist ein Film, den ich in keine Kategorie stecken kann. Irgendwas zwischen Action, Komödie und Trash. Michelle Yeoh sucht ihre Bestimmung im Multiversum. Eine absurde Bilderflut, die ich sehr mochte, weil sie mich völlig überraschte.
🎧 Bartek hat sein zweites Soloalbum veröffentlicht. Hört sich stark nach einer verarbeiteten Trennung an. Irgendwas zwischen einer Clubnacht und Ruinen – „Sehe mich überall, nur ich sehe mich gerade nicht unter Leuten.“
🎧 Peter Fox und sein Stadtaffe begleitete mich durch das Abitur und Studium. Seine Texte und Melodien haben sich tief eingebrannt. Und nun ist er zurück. Ich mag das neue Lied schon sehr – „Elon Musk: Fick dein Marsprojekt. Scheiß kalt und arschweit weg!“
Hui. War doch ganz schön viel los im Oktober. Und ich wollte doch eigentlich durchatmen… 🙃 Habt einen schönen November!
Und falls du noch etwas Zeit hast, folgen hier meine Twitterperlen.
Du magst meine Fragmente? Dann abonniere doch gerne den zugehörigen Newsletter und erhalte regelmäßig Post von mir. 📬