Es ist alles eine Phase…
Alle jungen Eltern. Gefühlt.
Diesen Spruch höre ich oft von befreundeten Eltern, deren Kind die unterschiedlichsten Gefühle durchlebt. Und oft mit der dessen Auseinandersetzung für Fragezeichen sorgt. Momentan frage ich mich, ob diese Betrachtung nicht auch für uns Erwachsene gilt. Schaue ich in mein Tagebuch, so schwanke auch ich gerade stark hin und her. Sonnenschein und Spaziergänge. Projekterfolge. Dann ein Wochenende im Bett, weil mich Fragen, Selbstzweifel oder die Aufgaben der Woche nicht schlafen lassen.
Ertappe mich immer wieder bei der Frage: Wozu? Viele Jahre dachte ich, es geht um das Erfüllen von Aufgaben. In der Schule. Im Studium. Bei der Arbeit. Eine Stufe nach der Anderen. Level für Level. Und mit jeder weiteren Etappe wird mir klar, dass die nächste Etappe bereits verlockend winkt. Aber wozu? Was ist das Ziel? Und viel schlimmer: Was ist, wenn es da kein Ziel gibt? Wenn es gar kein richtig und falsch gibt, wie ich das immer dachte?
Versuche mir das alles über Graustufen näher zu bringen. Es gibt kein gut und schlecht. Aber ganz viel dazwischen. Kann nur einzelne Schritte machen. Und dann in mich hören. Das muss diese Achtsamkeit sein, die viele auf ihre Produkte und Angebote schreiben. Was nicht auf der Verpackung steht: Achtsamkeit bedeutet nicht nur Antworten, die man findet. Oft zeigt sie mir, dass dort Leere ist. Stillstand. Den ich versuche mit all diesen Dingen zu füllen, die ich hier immer wieder teile. Erinnerung: Das ist nicht gut und auch nicht schlecht. Aber es ist ein Mechanismus, den sicher jeder und jede kennt. Nichtstun hat eine negative Konnotation. Außer es passiert auf einer Yogamatte. Oder einem SUP-Board auf der Alster.
Bemerke ich Leere, dann wandert mein Blick zum Smartphone. Oder in meine Aufgabenliste. Ich fülle die Leere. Mit Dingen wie Schokolade. Und bin ich ganz ehrlich, ist die Leere dann zwar stiller – das Gefühl aber nicht gerade besser. Keiner kann und wird mir sagen, was dagegen zu tun ist. Es gibt keine Anleitungen. Keine Best Practices, One Pager oder Frameworks, die mit einem Beispiel und drei Fragen die innere Erleuchtung entzünden.
Und so atme ich durch. Streife durch die Tage. Lasse diese Leere zu. Aushalten. Es ist alles eine Phase. Auf die eine nächste Phase folgt. 😌
Maeckes geht sehr offen mit seinen Phasen um. Nicht nur deswegen ist er einer meiner Lieblingskünstler. Seine Musik zeigt, wie bunt Leben ist. Und wie schmerzhaft, wenn es endet. Schon auf seinem ersten Album KIDS klang ein Verlust heraus. Auf TILT wurde er lauter. Sein neues Album POOL macht den Schmerz für mich als Hörer greifbar. Er verlor seine Freundin. Schon so lange her – doch der Schmerz immer irgendwo dabei. ♠️
Was Ablehnung und das Gefühl der Außenseiterrolle mit einem Menschen machen, kann man gerade im tollen Podcast Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? hören. Der Radiomoderator Jebsen begeisterte seine Zuhörerinnen und Zuhörer lange Zeit mit seinen mutigen Formaten. Bis sich sein Sender von ihm distanzierte. Und er einen anderen Weg einschlug. Sechs Folgen erzählen seine Veränderung und zeigen auf, was Verschwörungstheorien mit uns machen. Und weshalb wir ihnen genau deshalb neugierig lauschen. 🍕
Diesmal also ein eher persönlicher Eintrag. Warum ich das mache? Weil es mir gut tut diese Gedanken zu ordnen. Und wenn nur eine Person diese Zeilen liest und sich in einem der Gefühle wiederfindet, dann ist das alles was ich mir wünschen kann. Die ganzen strahlenden Fassaden bröckeln. Sie provozieren einen unrealistischen Vergleich. Und ich spiele dieses Spiel zu Teilen mit, wenn ich von Projekten erzähle oder Ausflugsbilder teile. Deshalb ist mir wichtig, die anderen Phasen festzuhalten.
Hazel Brugger und ihr Mann Thomas machen das schon seit langer Zeit auf ihre ganz eigene Art. Ihre Videos von Begegnungen und Reisen sind unaufgeregt ehrlich. Und ihr neuer Podcast folgt dieser Ruhe.
Alles hat seine Seiten. Und es sind mehr als nur zwei. Habt einen schönen Juli und passt auf euch auf 🤗