Die Tür des Restaurants öffnet sich schwungvoll. Du betrittst neugierig, doch fokussiert den Raum. An deiner Hand ein Funkeln. Ihre Hand fest in deiner Hand. Du wirkst glücklich. Stolz. Verliebt. Bei der Suche nach einem freien Tisch streift dein Blick meine rechte Wange. Mehr wirst du nicht wahrgenommen haben. Während ich dich sorgsam mustere. Dein gerade geschnittenes Sakko. Passend zur blauen Jeans. Die Haare lose im Gesicht. Kleine Sommersprossen auf der Nase. Du hast den ganzen Tag gearbeitet. Oder behutsam auf die Kinder aufgepasst. Während deine Frau Kreativkonzepte entwickelte. Brainstorming an Glasfronten von Großkonzernen. Ihr scheint unverletzbar. Kreuzt meine Gedankenwelt und geht an mir vorbei. Ich erhasche kurz euren Duft – bevor ich wieder den Blick senke. Vor mir ein großes Glas Wasser. Daneben eine Wurst-Käse-Platte. Fast leer. Ein Hungergefühl im Herzen ist dennoch geblieben.
Wie jeden Mittwochabend sitze ich hier und beobachte die anderen. Bin ganz für mich. Strahlende Gesichter umarmen gut-gekleidete Begegnungen. Ihr diskutiert mit starken Worten über noch stärkere Thesen. Bestellt eine weitere Runde und schaut euch dabei vertraut an. Ungeduldig zeichnen meine Finger Linien in die Holzplatte. Sie ist die Bühne zwischen uns. Darauf Handballen und Getränke. Niedersinkende Argumente. Diese Bühne betrete ich nicht. Stehe am Rand und schaue zu. Warte auf meinen Einsatz. Auf das Zeichen vom Dramaturgen. Es kommt keins. Seit Jahren. Deshalb bleibe ich still. Nicht auffallen. Nicht stören. Bloß nicht das laute Treiben mit meinen Gedanken zum Stocken bringen. Sie würden verstummen. Mich anstarren. Verstört würden sie die Köpfe zusammenstecken. Tuscheln. Ich würde es trotzdem hören. Ihr Urteil. Ein ständiger Bestandteil. Mein Begleiter. Der Einzige.
Aufwachen bedeutet auffinden. Ich in meinen vier Wänden. Mein Bett. Mein Gesicht im Spiegel. Kein Du. Kein Wir. Kein Augenblick mit Augenblick. Einsamkeit ist ein Kopfsalat. Ist ein Knoten, der sich selbst auffrisst. Zuschnürt. Abkapselt.
Ist da jemand?