Warmer Kakao auf dem kleinen Holztisch. Die Sonne hinter grauen Wolken, aber eine Decke macht dies bedeutungslos. Kinderlachen und neugierige Blicke. Niemand will verpassen, wenn Lars über seinen bunten Fußball stolpert. Auf meinem Schoß das eine Buch. Begleitet mich schon seit Wochen. Fürchte mich vor seinem Ende, denn das würde ich gerne hinauszögern. Zu kräftige Bilder, die bekannte Situationen in mir wecken. Tief in mir drin.
Ich will hier nicht weg. Will mit niemanden tauschen, denn eigentlich scheint alles so richtig. Die Stadt passt auf mich auf. Überrascht mich, wenn ich mich zu langweilen beginne. Hunderte Ecken warten darauf, durchschritten zu werden. Durchbrochen zu werden. Ich denke an die letzten Monate. Denke an die Menschen, die ich kennenlernte. An Einzelne, die ich in mein Herz geschlossen habe. Und Andere, die selbiges verlassen haben. Sie haben ihre Spuren hinterlassen. Tiefe Kratzer und den ein oder anderen Satz, der mich morgens zusammenzucken lässt. Doch so richtig ächten mag ich diese Erinnerungen nicht.
Eigentlich sollte es mir gut gehen. Wohne mitten im Grünen, in einer Wohnung voller Farben. Kann für mich sein oder auch nicht. Bekomme Besuch. Von liebenswerten Menschen, die ihre Zeit mit mir teilen. Ihre Gedanken. Ihre Ängste und Hoffnungen. Aber irgendwas fehlt. Irgendwas verhindert, dass ich mich freue. Über die Postkarten im Briefkasten, die Filme auf großer Leinwand, die Lieder nur für mich. Suche unentwegt nach diesem einen Gefühl, das ich nichtmal mehr richtig beschreiben kann. Verschwommene Artefakte, die früher so klar schienen. Dieses eine große Gefühl. Stattdessen häufen sich Belanglosigkeiten. Immer die selben Sätze. Die selben Gesten. Ein Meer an Freundlichkeiten, aber ohne Insel. Ohne Strand. Ich mittendrin. Und so richtig voran zu gehen scheint es nicht.
Die Kraft, sie schwindet. Jeder Zug entzieht mir mehr. Und wenn ich ganz still bin, hör ich die Stimmen. Die Meinungen der anderen. Ich will sie nicht hören. Will ihnen nicht glauben, denn irgendwie ist da noch Hoffnung. Ist da noch der Wunsch nach einem Umschwung. Einer neuen Richtung. Einem Kompass. Und so tauche ich unter. Lass alles verstummen. Will bei mir sein. Ohne sie. Verkrampftes Strampeln bringt mich immer tiefer. Will auf den Grund. Will den Boden berühren. Genug geflogen. Genug versucht. Ich will wieder stehen. Will zur Ruhe kommen. Und bemerke dabei gar nicht, wie mir die Luft ausgeht. Streife den harten Meeresgrund. Es tut gut ihn zu fühlen. Etwas zu spüren, das intensiver als die Sätze der anderen ist. Etwas zu fühlen, das steinerner als die eigenen Thesen ist. Abermals fühlt es sich falsch an. Doch dafür ist es zu spät. Denn so richtig durchdacht habe ich das alles nicht.