Ich klingel zwei Mal. Du öffnest die Tür und schaust mich grinsend an. Langsam dränge ich mich an dir vorbei und verschwinde in deinem Reich. Du trägst dein Lieblings-Shirt, das du schon bei unserem ersten Treffen anhattest. Es ist grau. Ein glitzender Schriftzug ziert deine Brust. Langsam setze ich mich auf deinen Sessel und betrachte den Raum. Alles wie früher. Kleine Bilder an der Wand und die Fenster lassen kaum Sonnenstrahlen hindurch. Der letzte Regen war nicht stark genug, um den Dreck der Jahre hinfort zu spülen.
Im Hintergrund läuft leise Musik. Den Künstler kenne ich nicht. Dafür aber die Melodie. Ich habe dieses Lied schon oft gehört. An den verschiedensten Orten. Immer alleine. Doch diesmal bist du dabei. Und trotzdem fühle ich mich einsam. Streife die Jacke ab und merke, wie eine Gänsehaut Besitz von mir ergreift. Ich werde sie die nächsten drei Stunden mit mir tragen. Aber du wirst es nicht merken.
Zwischen uns liegen etwa 2 Meter. Ich liege zwischen uns. Greife mit meinen Armen nach deinen Locken. Du hast keine Locken. Dennoch suche ich sie. Vergeblich. Deshalb gebe ich auf. Lege meine Hand auf meinen Bauch. Schweige.
Früher hörte ich auf mein Herz. Heute höre ich auf die Decke. Die bedrohlich in mich blickt und mir einredet, ich solle endlich loslassen. Solle endlich meine Worte einpacken und verschwinden. Ich habe Angst vor der Decke. Deshalb schaue ich zu dir. Sehe ein Gesicht ohne Mimik. Eiskalt schaust du zu mir. Und ich fange an zu weinen.
Wird mir doch klar, dass du Recht hattest. Die letzten Wochen waren nichts als Schlafwandel. Meine Träume führten mich immer wieder zu dir. Brachten mich an den Abgrund. Stellten mich vor diese eine Wahl.
Die Sonne findet keinen Weg in dieses Zimmer. Aber auch die Dunkelheit bleibt draußen. Niemand kann hinein schauen. Keiner blickt heraus. Gefangen in einem Raum voll Erinnerungen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als wieder durch die Haustür zu gehen. Du bleibst im Türrahmen stehen. Deine Schulter kann nicht winken. Ich kann nicht. Nur laufen.