Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen. Eine Kurzgeschichte, die erwachsen und nun von Fabian Neidhardt als Roman herausgegeben wurde. Gedruckt und als kostenfreie PDF-Version. Was ich alleine schon beeindruckend finde. Eine Creative Commons Lizenz erlaubt es jedem, den Text zu nutzen. Daraus ein Hörbuch zu basteln oder mit Textzeilen den Gehweg zu schmücken. Ich kenne Fabian von einer Reihe schöner Poetry Slams im Süden, wo auch die Geschichte spielt. 

Stuttgart. Will verdient sein Geld mit dem Schreiben. Er sollte, doch zu Beginn verdient er kein Geld. Sucht nach Auswegen und bekommt über Umwege die Chance, Pornogeschichten zu schreiben. Wilde Phantasien, die in Betten offen und U-Bahnen heimlich gelesen werden. Dass diese Aufgabe sein komplettes Leben auf den Kopf stellt, Beziehungen beeinflusst und gleichzeitig Neugierde bei anderen weckt, lässt viel Platz für ein Buch, das mich irgendwie an Californication erinnerte. 

Schnell wurde ich in die kleine Welt von Will entführt. Markante Charaktere. Mit unterschiedlichsten Gefühlen. Die ständige Suche nach dem richtigen Weg. Nach Sex. Aber auch Zärtlichkeiten, die Geist und Lust befriedigen. Einer Familie, die da ist. Eine Suche nach der richtigen Person. Und wenn diese auch in einem selbst schlummert. Schön erzählt und nicht übertrieben. Immer wieder wird die Erzählung durch ruhige Passagen gebremst, bevor die nächste Welle einzelne Konstellationen neu ordnet. Das finale Erdbeben war mir dann fast schon zu heftig, denn mittlerweile hatte ich mich bereits zu sehr nach Stuttgart geträumt. Und lustigerweise werde ich Fabian beim nächsten Treffen zahlreiche Dinge fragen müssen. Denn Parallelen – wenn auch nur in Ansätzen – gibt es vielleicht. Irgendwo. Ich habe Will jedenfalls gerne begleitet.