Habe die Tür leise hinter mir zugezogen. Fluchtversuch. Lasse meine Gedankenburg für ein paar Stunden alleine und streife ziellos durch die Straßen. Drei Jahre Hamburg. In den Norden geflüchtet, um die Vergangenheit zu verdrängen. Sie hat mich eingeholt und bringt mich heute regelmäßig zum Grinsen.
Laufe auf holprigen Wegen. Immer noch. Alte Villen tragen schickes Weiß, während große Bäume den Einblick verhindern. Nur nicht zu viel preisgeben. Unerreichbar. Hatte meine Probleme mit den Menschen hier, denn es dauerte oft zu lange bis Fassaden fielen. Bin ein zu offener Mensch, der viel in sich trägt. Teilen möchte. Und laut darüber lachen. Das tut man hier nicht einfach so.
Dennoch fand ich einige Gleichgesinnte. Wichtige Begleiter in stürmischen Phasen. Fühle mich wohl im Norden. Kann Straßennamen aufsagen und mit anderen Menschen Geheimtipps teilen, ebenso wie gemeinsame Geschichten und Erzählungen. Noch immer kein Stammlokal. Noch immer mein Dialekt.
Ich werde hier nicht für immer bleiben – denn es fehlt etwas. Alte Freunde. Familien-Umarmungen. Ruhe. Irgendwann geht es wieder in den Süden. Doch bis dahin lass ich mich treiben. Durch Straßen und Kanäle. Hier in Hamburg. Ganz weit oben.