Nordkoreas Kampf gegen den Westen schmückt immer wieder deutsche Titelseiten. Seemanöver, Atomtests, militärische Drohgebärden. Skeptisch blicken wir auf die andere Seite der Erde, kritisieren den brutalen Umgang mit Menschenrechten, bevor wir uns wieder auf unser Sofa legen. Fernseher an. Big Brother hat schließlich Prominente eingeladen. Oder Tatort und danach den Jauch – die Kombi ist sowieso immer schlecht. Dann gibt es etwas zu Meckern.

Die Youtube-Userin Sabine hat eine Weile in Südkorea verbracht und hat dort von zwei Nordkorea-Überläufern ein Video erhalten. Sie baten darum den Film ins Englische zu übersetzen, um den Menschen die irrsinnige Ideologie der Nordkoreanischen Diktatur vorzuführen. Die Übersetzung wurde in den letzten Wochen heftig im Netz diskutiert – und während ich nichts Ergänzendes zur Regierung in Nordkorea sagen möchte, will ich ein paar Sätze zu den verwendeten Beispielen loswerden: Denn Nordkorea mag böse sein, wir aber sind dumm. 

Propaganda (kompletter Film auf YouTube) zeigt, wie seichte Unterhaltung unsere Leben weichgespült hat. Reality-Sendungen übernehmen den Nachmittag, während kleine Mädchen in ihren Kinderzimmern stehen, dort Modelposen üben, dürren H&M-Mädchen nacheifern und abgehackte Satzfetzen über Whatsapp teilen. Wir wissen sofort, welches Firmenlogo die besten Burger verkauft und treffen uns zum Champagner-Schnabulieren in Einkaufszentren. Abends schauen wir anderen beim Scheitern zu, stopfen uns den Mund mit Süßigkeiten und teilen lustige Sachen auf sozialen Kanälen. Ich will mich auf keinen Fall ausnehmen – schaue selbst belanglose Serien, kann aber nur mühsam alle Bundesländer aufzählen. Ich gebe viel Geld in schönen Cafes aus, während ich bei Obdachlosen in der Bahn verschämt zu Boden blicke. 

Manchmal habe ich das Gefühl, wir halten uns mit völlig sinnlosen Dingen auf. Verlieren so viel kostbare Zeit damit, über das Design von iOS 7 zu lästern oder schön dekorierte Speisen auf Instagram zu teilen. Dies ist kein Vorwurf und kein Aufschrei. Keine Propaganda. Mit diesen Zeilen will ich mich selbst dazu motivieren, wenigstens ein paar Stunden meiner Sinnloszeit einzutauschen. Gegen schöne Literatur. Gegen ein wertvolle Gespräche mit Freund oder Feind. Gegen Spaziergänge in der Natur. Oder gegen Zeit mit Menschen, die nicht mehr so viel davon haben.