Andreas Spiegler

Schreiben. Stolpern. Schluckauf.

Archive (Seite 2 von 66)

Fragmente 🍦 Mai 2023

Scrolle ich durch die Bilder des Mai, so sehe ich einen Wechsel aus Menschen und Natur. Immer wieder mischt sich ein Eis in die Momentaufnahmen. Da ist ein Gleichgewicht in mir, das sich gut anfühlt. Der Frühling hinterlässt Farben auf meinen Wangen und Armen. Und ich hab ein breites Grinsen im Gesicht.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Vom Waisenkind zum renommierten Politiker. Hamilton ist ein Musical, das Geschichte beeindruckend intensiv erzählt und dabei auf eine Mischung aus Rap und Balladen setzt. Hatte große Angst vor einer deutschen Übersetzung, aber es klappt und machte großen Spaß.
  • Einfach spontan in den Zug setzen und nach Kiel fahren. Freunde besuchen. Am Wasser entlang spazieren. Bin ein großer Fan vom Deutschlandticket. Die nächsten Ausflüge gehen nach Lübeck, Cuxhaven und Bremen.
  • Zwischendurch hilft ein Reset. Jedenfalls rede ich mir das ein und habe mal wieder eine Saftkur gemacht. Die ersten beiden Tage sind anstrengend, danach fühle ich mich deutlich besser. Konsequent gesunde Ernährung hilft sicher mehr, aber ich mag Pommes und Eis. Ist also vielleicht doch mehr etwas fürs Gewissen.
  • Mittlerweile habe ich ChatGPT in der bezahlten Version ständig als Tab geöffnet. Wie eine Art Sparringspartner. Lasse mir Fragen zu Konzepten stellen oder eigene Gedanken aus unterschiedlichen Perspektiven hinterfragen. Ich werde dadurch nicht unbedingt kreativer, aber in zähen Momenten werde ich geschubst. Zudem lösen die Plugins einige Probleme: So wird fehlendes Wissen und Halluzination reduziert, wenn das Internet oder ausgewählte Dienste angesprochen werden können. Das geht zwar noch recht langsam, aber klappt. Auch lassen sich private Informationen zukünftig aufgreifen, ohne dass Sprachmodelle trainiert werden müssen. Entscheidet man sich für einen offenen Standards bei den Plugins (wie z.B. bei Podcasts), so könnte ein spannendes Ökosystem entstehen – auch abseits von OpenAI.
  • Mag die Intimität von Podcasts. Plötzlich sitze ich in einem fremden Wohnzimmer und höre Menschen zu, wie sie über Leidenschaften, Gefühle oder ihre Beziehung sprechen. In Familiy Feelings stellt sich schnell ein Gefühl von Vertrautheit ein. So spricht das Paar zum Beispiel über Streit und den Wunsch, einfach nur in den Arm genommen zu werden. Kenne ich. Fühle ich. Bei „Alles gesagt“ spricht Podcast-Produzentin Maria Lorenz-Bokelberg über genau diesen Safe Space, der beim Hören entstehen kann.
  • Und wieder ein neues Tool für meine Notizen. Nach meinem Wechsel von Notion zu Obsidian, hat es mir jetzt Reflect angetan. Es vereint eine Art Tagebuch-Funktion mit AI-Funktionalitäten. So kann ich weiterhin Notizen miteinander verknüpfen und die dabei entstehenden Netzwerke auf einer Karte betrachten, gleichzeitig lassen sich aber über GPT-4 und Whisper jederzeit Texte ergänzen oder zusammenfassen und Gedanken ganz einfach diktieren. Am Laptop oder dem Smartphone. Mir gefällt auch das Interface deutlich besser. Alle Daten sind verschlüsselt, die Browser-Erweiterung ist hilfreich und ausgewählte Notizen lassen sich mit einem Klick teilen. Bin gespannt, wie lange ich Reflect treu bleibe.
  • Denke oft über das Thema Skalierbarkeit nach, wenn es um meine Selbstständigkeit geht. Was könnte ich anbieten, das nicht nur auf dem Prinzip Zeit gegen Geld basiert? Dabei wird mir aber auch immer wieder bewusst, dass schöne Dinge nicht skalieren. Freundschaften, Liebe, Nähe, Austausch.
  • Mit dem Rad durch Lokstedt. Viel grün, nicht enden-wollende Kleingärten, der Grünzug und schöne Villen im Zylinderviertel. Hamburg ist so eine schöne Stadt, wenn die Sonne scheint. Hippe Menschen mit OMR-Bändchen fluten die Cafés und ich sitze irgendwo im Park. Höre alte Alben von Samy Deluxe. Das Leben ist gut.
  • Oder auch nicht. Luisa Neubauer steht vor tausenden Marketing-Expertinnen und Kommunikations-Spezialisten. Beschreibt erneut, wie um uns herum viele kleine Welten zerbrechen. Wir grüne Märchen erzählen. Uns und den anderen. Greenwashing und Öko-Bullshit. Vor uns liegen sieben Jahre, die vieles entscheiden werden. Wo war ich? Was habe ich gemacht? Und wofür habe ich meine Arbeitszeit investiert? Ist nicht das erste Mal, das mich diese Fragen abends wachhalten werden.
  • Es gibt wenige Newsletter, auf die ich mich freue. Dense Discovery ist einer davon. Und Christel’s Corner. Zuletzt berichtet Christoph davon, dass Digitalprodukte für ihn an Bedeutung und Spaß verloren haben. Bemerke eine ähnliche Tendenz und versuche mich vom Gegenteil zu überzeugen. Bisschen doof, wenn man in dieser Industrie arbeitet. Gleichzeitig vielleicht auch notwenig, wenn es darum geht echte Probleme zu lösen. Und nicht nur Aufmerksamkeit zu generieren oder Zeit totzuschlagen.
  • Mal wieder hat nextMedia.Hamburg eingeladen. Diesmal zum Journalismus Camp. Unterschiedlichste Gründerinnen und Unternehmer gaben einen Einblick in ihre Häuser. Ich genieße diesen Perspektivwechsel und den Austausch mit Menschen aus der Branche. Hängengeblieben: Khesrau Behroz über den Wechsel aus der Beratung in de Podcast-Welt und Sophie Coe über kuratierten internationalen Journalismus in der App informed.
  • Als Produktmanager ist es oft meine Aufgabe, dass alle beteiligten Personen ein gemeinsames Verständnis teilen. Egal ob sie Teil des Teams sind oder in einer anderen Beziehung zum Produkt stehen. Dabei helfen mir Frameworks, um strukturiert Fragen zu stellen und Zusammenhänge oder Lücken aufzuzeigen. Petra Wille setzt auf den Decision Stack, der eine Visualisierung der gesamten Organisation erlaubt.
  • Mein vielleicht bestes Konzert (neben dem Heimspiel der Fantastischen Vier und zahlreiche Gitarrenkonzerte von Maeckes) war Casper & Materia auf der Waldbühne. Als ich nun aber den Mitschnitt vom letzten KUMMER-Konzert sah, war ich etwas neidisch. Was muss das für eine tolle Stimmung gewesen sein – irgendwo zwischen Randale und traurigem Rap. Zum Glück gibt es einen Mitschnitt in der ARD Mediathek inkl. Doku.

Sodele, das war es für diesen Monat. Ich wünsche euch einen schönen Juni. Und falls du Lust auf eine Kugel Eis hast und mit mir um den Block laufen magst, melde dich gerne. Ich würde mich freuen 🙂

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Fragmente 😎 April 2023

Mit dem Rad planlos durch das Viertel. Die Augen leicht zusammengekniffen. Erste Warteschlagen vor den Eisdielen. Wie habe ich den Frühling vermisst. Verabrede mich spontan auf Kaltgetränke im Freien, wo wir Kinder beim Fangen beobachten und lautes Lachen die Gehwege einnimmt. Atme durch und bin zufrieden. So sehr der Winter, das Grau und so manches Projekt an den Kraftreserven gekratzt haben, so sehr freue ich mich auf die kommenden Wochen.

Welche Fragmente sind übrig geblieben?

  • Das erste Eis. Pistazie. Überlege mir eine Eismaschine zu kaufen. Bin aber zu gerne die Person, die beim Schlendern in der Gruppe spontan einen Umweg zur nächsten Eisdiele erzwingt.
  • Als Mentor bei der Creative Business Academy darf ich Projekte auf dem Weg zur Marktreife unterstützen. Dabei ertappe ich mich aber selbst, wie oft ich von den Teilnehmer:innen lerne. Mit welcher Leidenschaft sie ihre Ideen antreiben und teilweise naiv Themen vernachlässigen, damit sie vorankommen. Tunnelblick. Etwas, das ich mir für mich wünsche.
  • Spazieren ist die Lösung für Vieles. Morgens Zähne putzen und erstmal raus. Eine Runde um den Pudding. Egal welches Wetter. Hauptsache Bewegung und Musik.
  • Bin nun offiziell Gassi-Geher im Tierheim und fühlte mich schon lange nicht mehr so unerfahren. Weil ich es bin. Kann Hunde im Büro kraulen und für mich gewinnen. Aber 90 Minuten durch das Niendorfer Gehege gezogen zu werden und jedes Mal einen neuen Hund mit seiner Geschichte zu treffen, bringt mich ans Limit. Sagt auch die Pulsuhr. Trotzdem ein schönes Gefühl.
  • Mag mich nicht mehr im Spiegel sehen. Die Alopecia Areata kommt und geht. Momentan trampelt sie wieder fleißig. Fast beide Augenbrauen verschwunden. Kann zuschauen, wie große Stellen am Kopf kahl werden. Hatte als Jugendlicher oft mit meinem Aussehen zu kämpfen und fühle mich nun mit Mitte Dreißig daran erinnert. Probiere nun alles, was entzündungshemmend sein soll.
  • Was macht ein Psychologe, dem es schlecht geht? Der seine Frau verloren hat und nun irgendwie zurückfinden muss? Shrinking erzählt die Geschichte von Jimmy, der fortan dazu über geht, seinen Patient:innen die Wahrheit zu sagen. Lustig und gefühlvoll. Erinnert mich irgendwie an Scrubs – auch wegen der guten Musik.
  • Ähnliches Thema, ganz anders gemacht. In Safe bekommen wir einen Einblick in die Kinder- und Jugendtherapie. Und das entstehende Spannungsfeld zwischen Zuhören und Begleiten. Wie würde es uns gehen, wenn jeder Mensch die Möglichkeiten einer Therapie hätte.
  • Sitze im Café mit Laptop, neben mir wird eine NFT Drop-Strategie diskutiert. Hinterfrage an manchen Tagen mein Leben in der Digitalbranche. Hier werden Produkte und Angebote diskutiert, für die es kein Problem gibt. Und wenn, dann steht es in keiner Relation zu den Themen, die uns als Gesellschaft beschäftigen.
  • Matze Hielscher führt Gespräche. Anders als Journalisten. Offen, neugierig und manchmal naiv. Ich höre fast jede Folge seines Podcasts. Ulrike Herrmann ist im Kopf geblieben. Was passiert, wenn wir nicht mehr produzieren und konsumieren? Wir fallen. Kapitalismus ist an seiner Grenze angekommen. Wir müssen uns verkleinern.
  • Ich durfte verdammt viel bei brand eins lernen und habe versucht, an vielen Stellen die nächste Etappe mitzugestalten. Deshalb ist es schön zu sehen, wie sich das Portfolio verändert und die Teams mit tollen Partner:innen neue Wege betreten. Die Standortinitiative nextMedia gewährt einen kleinen Einblick in die Marzipanfabrik.
  • Kündigungen bei XING. Traurig zu sehen, wenn einzelne Personen gehen müssen, weil das System die Veränderung nicht schafft. Aber warum trennt man sich von User Experience und Research, wenn man als Marke neue Zielgruppen für sich gewinnen möchte?!
  • Trennungen führen zu Schmerzen. Erzeugen ein Ungleichgewicht. Und trotzdem sind sie oft der notwendige nächste Schritt. Fatoni singt dankbar darüber. Freue mich sehr auf sein neues Album und seinen Auftritt beim Molotow Backyard Open Air.
  • Bin kein großer Gamer. Aber The Last of Us mochte ich. Die dazugehörige Serie greift die postapokalyptische Stimmung auf, denkt die bekannten Handlungsstränge von Joel und Ellie weiter.
  • Ich liebe Musik, Texte & Melodien. Fabian Römer – Wie groß?
  • Christoph spricht von der Half Assed Era. Einer Zeit, in der alles nur halbherzig gemacht wird. Ertappe mich mit ähnlichen Gefühlen. Muss mich immer wieder zwingen, etwas ganz durchzuziehen. Mag lieber trödeln und ins Grüne starren.
  • Vor einem halben Jahr habe ich ein Buch veröffentlicht: Einweggedanken. Nun gab es die erste Abrechnung. 82 verkaufte Exemplare und knapp 70 Euro Erlöse, die an die Deutsche Depressionshilfe gingen. 🙏

Ich wünsche dir einen tollen Frühling.

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Fragmente ✌️ Februar 2023

Seit Tagen tänzele ich um diesen Beitrag. Hab irgendwie keine Lust. Und das, obwohl ich sehr gerne schreibe und mir der monatliche Rhythmus gut tut, um Gedanken zu ordnen. Fragmente der letzten Wochen festzuhalten. Doch werden die Texte immer länger. Ausführlicher. Detaillierter. Eine Art Hausarbeit. Und die mochte ich schon im Studium nicht wirklich. Deshalb ändere ich heute etwas das Konzept. Teile wie gewohnt mit euch Eindrücke und Gedanken. Aber in kurzer Form. Motiviert und inspiriert von Christoph.

  • Mein erstes Mal bei einer Stand-Up Comedy Show. Und mein erstes Mal im Birdland. Eine schöne Atmosphäre, trotz ständiger Angst in der ersten Reihe angesprochen zu werden. Bin damit aber nicht allein. Ein bisschen Fremdscham. Schöner derber Humor. Und leider viel zu wenige Frauen auf der Bühne.
  • Ertappe mich dabei, wie ich meine Zeit und Arbeit viel bewusster beobachte. Jetzt, wo es kaum mehr Vorgaben von außen gibt. Keine Anwesenheitspflichten oder Regeltermine. Probiere verschiedene Tagesstrukturen aus. Mache Pausen, wenn der Kopf rauscht oder die Sonne scheint.
  • Mittlerweile ist Obsidian mein Ort für Notizen und Gedanken geworden. Mag, dass alles lokal ist. Und es sich im Gegensatz zu Notion viel schneller anfühlt. Auch Templates und Dateien landen in dieser Struktur, welche sich an der Zettelkasten-Methodik orientiert. Und da es alles lokale Dateien sind, lassen sie sich weiterhin mit Raycast oder im Google Drive durchsuchen. Bin damit sehr zufrieden.
  • Co-Working klappt für mich nur bedingt. Es tut gut, morgens einen Weg zurückzulegen. Tausche mich gerne mit den Menschen im betahaus aus. Am langen Tisch. Aber fühle mich unwohl, Meetings auf der großen Fläche oder in kleinen Telefonboxen zu machen. Das führt dazu, dass ich teilweise für zwei Stunden und ein Mittagessen auf die Sternschanze fahre. Und danach wieder ins Homeoffice umziehe. Ungewohnt, aber erfüllt seinen Zweck.
  • Beziehung ist Arbeit. Ein ständiger Dialog. Scenes From a Marriage erzählt vom Zerbrechen einer Beziehung. Von unerwiderten Gefühlen und falschen Annahmen. Die Serie machte mich an manchen Stellen wütend und an anderen Stellen traurig.
  • Stehe am Bahngleis und spüre die Sonne im Gesicht. Irgendwo kurz vor Schleswig-Holstein. Der Kopf rattert nach einem 50-Minuten-Gespräch mit mir selbst. Manchmal macht Therapie müde. Manchmal leer. An diesem Tag war ich glücklich. Über die vielen Schritte und Tränen. Merke, wie ich Muster viel früher erkenne. Und mir selbst mehr Verständnis entgegenbringe. Dafür lohnt sich jedes Rattern und jede Fahrt in die Vorstadt.
  • Mit dem Sprung in die Selbstständigkeit nehme ich mir auch mehr Zeit für Experimente. Engagiere mich als Mentor bei ADPList, begleite Projekte der Kreativ Gesellschaft und teile Erfahrungen beim Innovator Circle von nextMedia.Hamburg. So lange es kleine Bühnen und geschützte Räume sind, fühle ich mich dabei sehr wohl.
  • Bis auf kurze Ausschnitte und Tik-Tok-Schnipsel, kante ich wenig von Billie Eilish. Die Dokumentation auf AppleTV hat mich aber sehr berührt. Eine talentierte Jugendliche, die vom plötzlichen Erfolg überschwemmt wird. Ehrlich mit ihren Gefühlen und Fans umgeht. Im Kinderzimmer mit ihrem Bruder ihre Gefühlswelt ausbreitet, verarbeitet und festhält. In den Armen ihrer Familie. Mag die kurzen Sätze und harten Bilder. Die Nähe, die ich beim Hören spüre. Die Melodien, die mich zum Abschweifen bringen. Gerade läuft „everything i wanted“.
  • jerks hat wieder begonnen. Die letzte Staffel. Eine der wenigen deutschen Produktionen, die ich wirklich mag – neben Die Discounter und Dark. Dieser stumpfe Humor, ganz nah an der Grenze zur Scham. Diese trotteligen Situationen. Und das ständige Hin und Her zwischen Christian Ulmen und Fahri Yardim.
  • Verbringe wieder viel zu viel Zeit auf Tik Tok. Bekomm die Lieder nur schwer aus dem Kopf. Und die App nur für kurze Zeit gelöscht. Möp. Akzeptiere diese Momente, in denen ich einfach treibe.

Fühlt sich gut an. Diese Flut an Momenten und Eindrücken ungeordnet zu teilen. Sie nochmal kurz wertschätzen zu dürfen.

Habt einen schönen März! ✌️

Und falls du noch etwas Zeit hast, folgen hier meinen Twitterperlen.

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Fragmente 🪷 Januar 2023

Bei gefühlten 20 Grad stehe ich am ersten Tag des Jahres in Stuttgart, blicke über die Kanten des Kessels und freue mich auf dieses Jahr. Es fühlt sich an wie ein Neuanfang. Genau wie vor 15 Jahren, als ich aus dem Kinderzimmer zum Studium in den Stuttgarter Westen gezogen bin.

Der Hauptgrund für dieses Gefühl ist mein Wechsel in die Selbstständigkeit. Jetzt bin ich mein eigener Chef und muss jeden Tag für mich selbst entscheiden: investiere ich noch eine Stunde in ein mögliches Projekt, nutze die Lücke zur Weiterbildung oder doch für einen Spaziergang durch die Kleingärten? So sehr ich diese Freiheit genieße, manchmal fühle ich mich unsicher. Irgendwie allein. Kann nicht genau vorhersagen, welche die richtige Entscheidung ist. Und das ist wohl völlig normal. Jedenfalls erzählen mir das befreundete Selbstständige. Ich mag diese Freiheiten, auch wenn mir noch ein Raum zum Teilen dieser Gefühle fehlt.

Aus diesem Grund werde ich auch an dieser Stelle immer wieder Momentaufnahmen teilen. Sei es von Projekten oder neuen Erfahrungen. Oder einfach meinem Setup, denn das habe ich nun in einer ersten Version für mich gefunden. Wie so oft: Es ist ein Arbeitsstand und befindet sich im Fluss. Manchmal ändern sich Anforderungen und mit ihnen auch die Tools.

Mein digitaler Mittelpunkt in Form von Mails, Kalender und Dateiablage lebt bei Google Workspace. Die Anwendungen kenne ich seit vielen Jahren, sie sind gut miteinander verknüpft und leben im Browser, wo ich sowieso den ganzen Tag verbringe. Einzig mit Google Meet bin ich immer wieder unzufrieden – für Workshops fehlen Funktionen und die Videoqualität scheint auch tagesabhängig zu sein. Deshalb kommt hier Zoom zum Einsatz.

Um einfach und schnell Termine vereinbaren zu können, habe ich cal.com im Einsatz. Das erspart mühsame Mail-Dialoge mit Kundinnen oder Bekannten. Egal ob kurzes Meeting oder ein gemeinsames Mittagessen.

Für die kreative Arbeit in Form von Prototypen, Mockups oder Skizzen nutze ich Figma. Auch FigJam hat mich überzeugt und wird für Workshops und Mindmapping eingesetzt.

Konzepte, Gedanken und Notizen landen aktuell noch in Notion. Hier läuft aber gerade ein Parallelversuch mit Obsidian und der Zettelkasten-Methode – nach dem Vorbild von Niklas Luhmann. Ich bin nämlich auf der Suche nach einem System, mit dem sich das Gelesene und das Gedachte besser in Beziehung setzen lassen. Aber dazu ein andermal mehr…

Meine Aufgaben laufen in Asana zusammen. Vielleicht etwas zu mächtig für mich und meine Verhältnisse, aber ich habe mich in den letzten Jahren so daran gewöhnt, dass ich es nicht mehr missen möchte. Ein kurzer Ausflug zu Todoist war deshalb auch schnell wieder vorbei.

Meine Nachrichten und Newsletter konsumiere ich weiter über Reeder, der an Feedbin angebunden ist. Dieser Dienst erlaubt das Abonnieren von RSS-Feeds, aber auch Twitter- und YouTube-Kanälen. Zudem werden auch alle Newsletter dort eingespeist. So bleibt mein E-Mail-Postfach übersichtlich und ich kann dediziert Zeit für den Konsum der Inhalte einplanen.

Am Mac nutze ich Raycast wohl am häufigsten. Sei es, um Dateien zu finden, Aufgaben jederzeit anzulegen, Umrechnungen durchzuführen oder meine Notizen zu durchsuchen. Und ständig entdecke ich neue Erweiterungen, die meine Arbeit vereinfachen.

Für die Zeiterfassung verwende ich aktuell Tyme, eine schön gestaltete Anwendung direkt aus Hamburg. Sie gibt mir einen Überblick über alle Projekte, erlaubt den direkten Export von Stundenzetteln und ist nicht so überladen wie andere Angebote.

Mein Geschäftskonto liegt bei Kontist, die sich auch um meine Buchhaltung und Steuern kümmern. Das klappt sehr gut, denn alles wird bequem über die App geregelt. Fragen laufen über einen Chat und ich muss mich nicht mit Anfängerproblemen herumschlagen.

Da fast alle meine Projekte inzwischen remote sind, arbeite ich oft aus dem Arbeitszimmer. Oder ich fahre ins betahaus Schanze, wo ich gerne mit Menschen ins Gespräch komme oder ständig die Arbeitsumgebung wechseln kann. Es fehlt an ruhigen Ecken für Workshops und Meetings, aber das geht auch bequem von daheim.

So sieht mein aktuelles Setup aus. Jedenfalls heute. Ich probiere viel zu gerne neue Dinge aus, weshalb es bestimmt einige Veränderungen in den nächsten Monaten geben wird. So habe ich gerade erst das wichtigste Tool ausgewechselt: Arc ist mein neuer Browser.


Egal ob Recherche, Konzepterarbeitung oder Workshops – sie alle laufen mittlerweile über Webanwendungen. Das ist eine wahnsinnige Entwicklung, wenn ich mir meine ersten Webseiten aus dem Jahr 2000 zwischendurch anschaue. Der Browser hat sich in dieser Zeit oberflächlich recht wenig verändert. Suchleiste, Lesezeichen und immer mehr Erweiterungen. The Browser Company möchte dies ändern und hat Arc entwickelt. Seit mehreren Monaten hat dieser bei mir Google Chrome ersetzt.

Doch was macht diesen Browser besser? Das Interface ist klug aufgebaut, denn es platziert die offenen Tabs am linken Rand. Sie verhalten sich dabei wie Lesezeichen, lassen sich umbenennen und in Gruppen sortieren. So habe ich eine private und eine berufliche Umgebung. Wird ein offener Tab über längere Zeit (bei mir 24 Stunden) nicht verwendet, so wird er archiviert. Das sorgt für Übersichtlichkeit. Außerdem lassen sich Seiten parallel im Split View anschauen, was ideal für Research-Phasen oder während Web-Konferenzen ist. Das Design ist schick und dennoch verspielt, der Fullscreen-Modus blendet alle Bedienelemente aus und es lässt sich jede Chrome-Erweiterung verwenden. Außerdem: Es gibt einen tollen Miniplayer, der Videos auch auf anderen Tabs oder sogar anderen Mac-Anwendungen anzeigt.

Völlig neuartig sind Boost und Easel. Bei einem Boost handelt es sich um eine Veränderung an einer Seite. So kann ich z.B. auf jeder Seite Objekte entfernen, Schriften verändern oder Reihenfolgen verschieben. Das klappt ganz ohne Programmierkenntnisse und wird sicher in Zukunft noch prominenter zugänglich gemacht – vielleicht über eine Art Store. Ein Easel hingegen ist eine Art Whiteboard, auf dem sich Webseiten und Ausschnitte platzieren lassen. So kann die Suche nach Ferienwohnungen oder die nächste Einkaufsliste visuell passieren und einfach geteilt werden.

So fühlt sich das Internet irgendwie frisch an. Es macht wieder richtig Spaß, die ganzen kleinen Details zu entdecken (wie zum Beispiel clevere Tastenkombinationen, die eine URL direkt kopieren). Falls du Arc testen möchtest – ich habe noch ein paar Einladungen. ✌️


Es passiert leider immer noch, dass mich Menschen fragen: Was machst du eigentlich beruflich? Das Schöne an dieser Frage ist, dass sie mir die Freiheit gibt, meinen Job zu beschreiben. Schwieriger wird es, wenn man mit einem festen Bild konfrontiert wird.

Auf LinkedIn und Twitter sehe ich immer wieder Memes, die sich über die Aufgabe eines Produktmanagers amüsieren. Er oder sie aktualisiert Excel-Tabellen und hält das Team mit sinnlosen Meetings von der eigentlichen Arbeit ab. Teilweise wird man auch direkt per Mail angefragt: „Wir brauchen jemanden, der unseren Backlog pflegt.“

Das ist aber nur eine der Kernaufgabe eines Produktmanagers. Für mich deuten diese Ansichten darauf hin, dass ein Team kein Produkt baut, sondern Features kloppt. Und oft kommen die Ideen für diese aus dem Management. Ich würde behaupten, dieses Vorgehen macht weder die Kundinnen glücklich, noch das Team.

Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass ein Team selbstbestimmt Produkte entwickeln sollte. Das braucht eine nachvollziehbare Strategie und ein gemeinsames Verständnis über den Markt, den Wettbewerb und vor allem die Nutzerinnen und Käufer. Nur dann kann gemeinsam an Lösungsansätze gearbeitet werden.

Während also Entwicklerinnen sicherstellen, dass ein Produkt realisierbar ist, verantworten die Designer die Produkterfahrung. Und der Produktmanager bzw. die Produktmanagerin? Sie stellen sicher, dass alle im Team das notwendige Wissen haben und sie den Rückhalt von der Geschäftsleitung erfahren. Am Ende verantwortet ein Produktmanager den Wert des Produktes – sowohl für die Endkunden als auch das Unternehmen.

Das mache ich, liebe Menschen im Internet und liebe Familie. 🙃

P.S.: Den Backlog kann bestenfalls jeder im Produktteam pflegen, wenn man sowieso gemeinsam an einer Lösung baut. Natürlich kann ich diese Aufgabe übernehmen. Aber für gutes Produktmanagement braucht es noch andere Fertigkeiten. Ravi Metha hat sie aufgelistet. 💼


📚 Der Gesang der Flusskrebse erzählt die Geschichte von Kya Clark, dem Marschmädchen. Sie lebt außerhalb und ausgegrenzt. Und trotzdem arrangiert sie sich mit diesem Leben. Bis sie plötzlich Hauptverdächtige in einem Mordfall wird. Ich kam erst nicht richtig in die Geschichte, doch irgendwann vereinnahmte mich die Stimmung. Die Beschreibungen der Natur und den Kampf, welchen Kya mit sich selbst führt. Für mich kein Meisterwerk (obwohl es oft so genannt wird), aber eine dramatische und bedrückend intensive Erzählung.

📨 Chain of Thought ist ein Newsletter, der von every-Autor Dan Shipper veröffentlicht wird. Er setzt sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf unterschiedlichste Bereiche unseres Lebens auseinander. So trainiert er GPT-3 mit seinem Tagebuch oder seinem Lieblingspodcast.

🍿 The White Lotus ist eine dieser Serien, die mich sofort mit ihrem Humor und den Protagonisten begeisterte. Die Serie spielt mit jeder Staffel in einem anderen Resort, wo sich fremde Menschen begegnen, verlieben, töten. Es macht großen Spaß beim Kippen der Stimmung zuzuschauen. Eine tolle Serie!

🍿 Triangle of Sadness ist ebenfalls eine schwarze Komödie, aber ganz anders aufgebaut. Sie erzählt vom Leben der Reichen und Schönen. Wie sie auf einem Luxusschiff mit den Angestellten umspringen. Und was passiert, wenn diese plötzlich ihre einzige Rettung sind. An manchen Stellen sehr derbe und plakativ – ich mochte den Film dennoch.

🎧 Teurer Wohnen beschäftigt sich mit dem Wohnungsmarkt in Deutschland. In sieben Folgen geht es den Fragen nach, warum bezahlbarer Wohnraum so selten geworden ist und wieso das System trotzdem für einige Menschen funktioniert. Interessanter Podcast von detektor.fm, die ebenfalls den brand eins Podcast produzieren.


Ihr merkt, diesmal war ich in Schreiblaune. Danke, dass du meine Fragmente liest. 🤗

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Rückblick. 2022.

Das Jahr begann mit dem Vorsatz endlich auszumisten. War zu müde von den ganzen Diskussionen und brauchte Abgrenzung. Wollte Schlachtfelder hinter mir lassen und akzeptieren, dass ich nicht alles in mir aufsaugen kann. Doch leider hatte auch dieses Jahr einen anderen Plan.

Es sollte ein Jahr der Eskalationen werden. Die Natur gibt uns zu spüren, dass es so nicht weitergehen kann. Waldbrände in Europa. Schneestürme in den USA. Hungersnot in Afrika. Die Wissenschaft warnt seit Jahren, aber der Veränderungswille in allen Schichten scheint spärlich. Zu komplex die Herausforderung. Zu unübersichtlich die Abhängigkeiten von politischen Handlungsfeldern und gesellschaftlichen Faktoren. Ein Gefühl der ständigen Überforderung – verstärkt durch einen Kriegsverbrecher, der die Ukraine überfallen hat und täglich die Ängste der Menschen in Europa schürt. Tote Zivilisten und Soldaten, eine Energiekrise und erneut Flüchtende auf der Suche nach Sicherheit. Während im Iran unter Lebensgefahr für grundlegende Frauenrechte gekämpft werden muss. Es scheint, als hält die Vergangenheit an ihrem Einfluss und Status fest: „Halt stopp! Das bleibt alles so, wie es hier ist!“ Wir müssen uns aber verändern, auch wenn das ein Ende von Sicherheit und Wohlstand im Jetzt bedeutet. Denn einfach Weitermachen wie bisher ist keine Option mehr.

Das macht (auch mir) Angst. Und kostet Kraft. Weshalb es für mich in diesem Jahr um das Finden von Gleichgewicht ging. Hab mich tief in Themen eingearbeitet, um mich dann bewusst auch wieder zu lösen. Wie bei einem Sommerregen. Ein bewusstes Wechselspiel, bei dem ich immer wieder Halt in kleinen Momenten suchte. Ob morgens auf dem Tennisplatz, mittags auf dem Rad oder abends am Kanal mit Blick ins Grüne. Merke, wie mein Körper langsam wieder zu sich findet. Meine Haare kommen zurück und mein Schlaf normalisiert sich – Schritt für Schritt für Schritt. 💪

Durchatmen im Niendorfer Gehege

Ich war das vergangene Jahr viel unterwegs. Stand am Strand der Flensburger Förde, stolperte durch Südkorea und schlemmte in Wien. Konnte mit Svenja endlich wieder Kultur aufsaugen: singend bei Maeckes und Danger Dan, staunend in der Elbphilharmonie und Laeiszhalle, aber auch fasziniert im Theater bei Harry Potter und den Drei Fragezeichen. Es brauchte aber nicht immer große Bühnen und Publikum, denn mit lieben Menschen durch Kiel, Potsdam, Lübeck, Stuttgart oder Brandenburg zu spazieren reicht vollkommen aus. 🥰

Spazieren durch unser kleines Bullerbü

Diese Ausflüge schenken Kraft. Und geben mir Halt in einer Zeit, wo sich so viel neu ordnet. Hab als Mentor und Coach spannende Projekte der Hamburg Media School und Kreativgesellschaft begleitet. Gleichzeitig habe ich nach über vier Jahren brand eins die Entscheidung getroffen, mich selbstständig zu machen. Etwas Neues auszuprobieren – mit einem stolzen Gefühl beim Blick auf das Erreichte und einigen Tränen beim Abschied von einem tollen Team. Ich entdeckte meine Begeisterung für AI und verlor das letzte Interesse an Kryptowährungen. Hab mir zwei Monate Zeit gegeben, in den Tag zu leben, ein Buch zu veröffentlichen und den besten Kuchen Hamburgs zu suchen. Offizielles Ergebnis: Apfelkuchen bei geen, Cheesecake bei Kropka und Salzkaramelltorte bei Liebes Bisschen. 🍰

Kuchen, Cappuccino und Magazine

So sehr ich Zeit mit Menschen genieße, so wichtig sind mir Momente, in denen ich alleine bin. Meist mit Kopfhörern auf den Ohren. Dieses Jahr begleitete mich viel alte Musik – ganz vorne Maeckes und Casper, in deren Texte ich mich nur zu gerne verliere. Aber auch Neuentdeckungen wie OG Keemo, Alli Neumann oder Schmyt gingen mit mir spazieren. Insgesamt 431 Stunden mit Grinsen im Gesicht.

Noch nie war meine Podcast-App so voll wie in diesem Jahr, trotzdem hörte ich aber oft die gleichen Formate: Fest & Flauschig und Baywatch Berlin zur Unterhaltung. Bei Hotel Matze lerne ich noch immer spannende Menschen kennen und mit Cui Bono: Wer hat Angst vom Drachenlord? schaffte es die zweite Staffel erneut in meinen Jahresrückblick. Besonders stolz bin ich auf den brand eins Podcast Planetary, den wir gemeinsam mit Planet A und der BMW Foundation ins Leben riefen.

Dass serielle Erzählungen an Beliebtheit gewinnen, zeigt sich auch bei mir: Serien wie Severance, Dopesick, I May Destroy You und Watchmen haben mich gefesselt. Heartstopper ist wunderschön erzählt, die zweite Staffel Kranitz erneut lustig und Chez Krömer endet mit einem großen Finale. Einzig ein Film bleibt in Erinnerung: Everything Everywhere All at Once war eine Achterbahn, ganz ohne Übelkeit.

Es gab eine Zeit, in der ich sehr viel gelesen habe. Ich vermisse diese Abende auf dem Sofa und so meldete ich mich während meiner Auszeit in den Bücherhallen Hamburg an. Der große Sommer und Marianengraben waren wunderschöne Geschichten. Unsere Welt neu denken schenkte mir Zuversicht und Antrieb, dass wir die Klimakrise angehen müssen. Zuletzt berührte mich Sprache und Sein mit einem Perspektivenwechsel. 🙏

Wir beide und das Meer

Es fühlt sich so an, als käme ich langsam innerlich zur Ruhe. Obwohl es im Außen immer lauter wird. Damit einher geht eine Spannung zwischen persönlichem Glück und gesellschaftlichen Krisen. Dem Gefühl, mehr Zeit für das Richtige investieren zu wollen und aktiver zu werden. Möchte im neuen Jahr genau das ausprobieren – sowohl im Privaten als auch in der Selbstständigkeit. Teil einer Lösung und nicht Teil einer Ohnmacht sein.

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